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Die Spionin im Kurbad

Die Spionin im Kurbad

Titel: Die Spionin im Kurbad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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mehr kann ich dir jetzt auch nicht sagen. Dieser Lord Jamie war jedenfalls furchtbar beeindruckt von dem Fernglas, das Bisconti ihm gezeigt hat, und er hat es sich ein paarmal ausgeliehen, um Leute zu beobachten, damit er hinterher daraus seine Wetten machen konnte.«
    » Eben ein komischer Kauz.«
    » Ja, und er riecht auch nicht gut. Er trinkt so scharfes Zeug. Du, Sina, gehst du noch mal mit mir in den Wald?«
    Ich unterdrückte mein Grinsen.
    » Nein, Bouchon. Du kannst das allein. Der gefährliche Kater, der dort oben haust, ist gerade mal drei Monate alt. Der hört noch darauf, wenn man ihn ordentlich anfaucht.«
    Bouchon trampelte ein bisschen mit den Vorderpfoten im Gras herum, dann reckte er die Ohren und streckte den Schwanz hoch.
    » Na gut. Ich versuch’s.«
    Er trottete davon, und ich wollte mich gerade wieder auf Alteas Heft ausstrecken, als sie selbst zu mir kam.
    » Habe ich da gerade Bouchon abmarschieren sehen?«
    » Mau!«
    » Habt ihr über uns Menschen gelästert?«
    » Mirr.«
    » Doch, habt ihr. Aber du hast auf mein Heft aufgepasst, das ist lieb von dir, Sina. Es hätte leicht wegfliegen können. Und damit all die schönen Geschichtchen, die Kattenvoet so beobachtet hat.«
    Ich erhob mich, leicht betreten, denn im entscheidenden Augenblick hatte ich nicht auf ihr Heft aufgepasst. Vielleicht roch sie ja, dass die schwüle Bette sich daran vergriffen hatte.
    Nein, sie tat es nicht. Sie nahm es einfach an sich.
    » Ich bringe es besser nach oben, und dann gehe ich zu Tigerstroem. Ich habe nämlich Neuigkeiten.«
    Ich komme mit. Oh ja, ich komme mit!
    Wir nahmen den kurzen Weg hinter den Gärten, und Filou begrüßte uns mit fröhlichem Gemaunze. Altea bückte sich, und er ließ sich von ihr kraulen. Mir streckte er die Nase entgegen.
    » Es sind auch schon andere da«, verkündete er. » Alle im Salon. Und ich hab Tigerstroem getröstet. Sagt er wenigstens. Ich hab nämlich auf seinem Kopfkissen geschlafen. Und das hat ihm gefallen.«
    » Gut gemacht. Aber jetzt will ich mit Altea in den Salon. Kommst du mit?«
    » Nö, ich hab hier zu tun!«
    Er hüpfte davon, hatte offensichtlich ein Vogelnest entdeckt, das er zu observieren wünschte. Ich stromerte hinter Altea her in den Salon.
    Tigerstroem sah müde aus, seine Augen lagen unter geschwollenen Lidern. Doch er hielt sich aufrecht. Vincent stand an den Kamin gelehnt, Rothmaler saß auf der Chaiselongue. Altea setzte sich neben den Photographen auf einen Sessel. Ich sprang auf die Fensterbank und bildete die Dekoration zwischen einem unrasierten Kugelkaktus und einer staubigen Aspidistra.
    » Danke, dass Sie sich hier eingefunden haben, meine Herren«, begann Altea und legte einige Seiten Papier auf den Tisch. » Der Apotheker hat seine Analysen dokumentiert, und die Ergebnisse sind eindeutig. Eine der Emser Pastillen beinhaltet mehr als genug Zyankali, um einen Menschen schnellstmöglich zum Tode zu befördern. Auch die beiden übrig gebliebenen Marzipanpralinen sind tödliche Naschereien. Die Mandelkekse hingegen sind giftfrei.«
    » Mein Gott«, entfuhr es Tigerstroem.
    » Ja, der Mörder verfuhr sehr großzügig mit dem Gift. Es hätte auch noch weit mehr Personen treffen können. Bisconti bot seine Pastillen gerne den Damen an.«
    » Und jeder Besucher hätte eine der Pralinen essen können.«
    » Sie ebenfalls, Tigerstroem.«
    » Hätte ich. Aber Süßes schmeckt mir nicht besonders. Doch der kleine Sohn des Hausherrn …«
    » Eine entsetzliche Vorstellung. Ich frage mich, ob dem Giftmischer das bewusst war?«
    » Und er es billigend in Kauf genommen hat, dass auch andere, völlig unbeteiligte Personen sterben konnten.«
    » Oder ob er gedankenlos annahm, dass nur seine Opfer sich der Pastillen und Pralinés bedienten.«
    » Also ist er entweder skrupellos oder dumm.«
    » Das oder dies, nur hilft es uns nicht weiter, meine Herren. Tigerstroem, wer hat dieses hübsche Kästchen mit den vier Pralinen bei Ihnen abgegeben? Können Sie sich daran erinnern?«
    Altea reichte dem Photographen ein weißes Pappschächtelchen, auf dem bunte Vögel zwischen bunten Blumen herumflatterten.
    Er drehte es zwischen den Fingern hin und her. Begutachtete es von allen Seiten.
    » Kitschig.«
    » Stimmt.«
    » So etwas bringt nur eine Dame mit, würde ich sagen.«
    » Wann ist es Ihnen zum ersten Mal aufgefallen?«
    Tigerstroem schloss die Augen. General Rothmaler nahm ihm die Schachtel aus der Hand und begutachtete sie ebenfalls.
    » Konditor

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