Die Spitze des Eichbergs
Schalke geht auch in wirtschaftlicher Sicht nicht das Licht aus, wenn Günter Eichberg nicht mehr für einen zweistelligen Millionenbetrag bürgen kann.«
Unter der Regie von Eichberg sollte Schalke sich zudem die Lizenz vom DFB erschlichen haben, indem der Club-Boss zunächst Spieler aus eigener Tasche finanziert und damit die DFB-Auflagen umgangen, ihr
Geld jedoch später aus der Marketing-GmbH zurückgeholt hätten. Höffken bestritt dieses Vorgehen nicht: »Unsere Verpflichtungen sind in die Marketing-GmbH eingeflossen und übernommen worden. Darüber war auch der DFB informiert.«
DFB-Liga-Direktor Wilfried Straub kündigte eine genaue Untersuchung an. Dem Vorwurf der Schiedsrichter-Bestechung - Referee Manfred Neuner aus Leimen soll zu seinem 100. Spiel ein Jagdgewehr im Wert von 30.000 Mark erhalten haben - wurde ebenfalls widersprochen: »Ein normaler Vorgang, von dem der DFB unterrichtet war. Das Gewehr kostete auch nur 3.000 bis 4.000 Mark.«
Die »Spiegel«-Vorwürfe hatten die Verunsicherung auf Schalke über die sportliche und wirtschaftliche Zukunft des Vereins ins Unermessliche wachsen lassen. Man wartete nun sehnsüchtig auf Günter Eichberg, der in den nächsten Tagen aus den USA zurück erwartet wurde. Schalke nahm sich den »Spiegel-Report« Stück für Stück vor. Der Ex-Schalker Antoine Hey, den der Verein inzwischen an TeBe Berlin losgeworden war, hatte darin von »ungedeckten Schecks« gesprochen. Dem entgegnete Holger Gehrke: »Ich habe zehn Jahre lang bei BW 90 Berlin mein Geld nicht pünktlich erhalten. In Schalke herrschen dagegen paradiesische Zustände. Wenn die anderen Teile des Berichts ähnlich recherchiert sind, dann gute Nacht.« »Antoine Hey wird von nun an keine Ruhe mehr vor uns haben«, kündigte Assauer eine Klage an. Rückendeckung beim Vorwurf der Lizenzerschleichung erhielt der Verein von DFB-Präsident Egidius Braun: »Wir haben seitens des DFB alles Menschenmögliche getan, damit die Prüfung der Schalker Lizenz niet- und nagelfest ist.«
Noch war offen, werden »Spiegel« informierte. Helmut Kremers bestritt, der Zeitschrift Auskunft erteilt zu haben. Schalke wehrte sich jedenfalls mit Händen und Füßen. Eine fünfseitige Dokumentation wurde verfasst und notariell beglaubigt. Der »Spiegel« aber blieb bei seiner Darstellung und lehnte eine Gegendarstellung ab.
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DIE SPITZE DES EICHBERGS
Die Schalker Mannschaft hatte indes nichts mehr zu verlieren, doch selbst das letzte Aufbäumen half nicht: 0:3 in Stuttgart. Neue
Veröffentlichungen des »Spiegels« hatten die Banken veranlasst, sich um Einsicht in die Geschäfte der aufgelösten Marketing-GmbH zu bemühen. Ein Funktionär kalauerte gegenüber dem »Spiegel«: »Wir kennen nur die Spitze des Eichbergs«.
Günter Eichberg, der mit seinen Krampfader-Kliniken ein gut gehendes Geschäft betrieb, war mittlerweile hoch verschuldet und klamm. Bei seinen deutschen Bankiers hatte er sich knapp 90 Millionen Mark gepumpt, so der »Spiegel«. Alle Versuche, seine Kliniken zu verkaufen, waren bislang gescheitert. Und: »Vermutlich zwischen 15 und 20 Millionen Mark hat er in Schalke gelassen.« Die Schalker Marketing-GmbH sei die »Treuhand vom Revier« gewesen. Nach neuen »Spiegek-Informationen lagen die Verbindlichkeiten des Clubs bei 13,2 Millionen Mark. Schalkes Verwaltungsrat (Vorsitzender Jürgen Möllemann) trug dabei erhebliche Mitschuld an den Verfehlungen des zurückgetretenen Präsidenten - die Kontrollorgane des Vereins hätten versagt.
Der Verwaltungsrat sei es gewesen, der am 10. Juli 1991 auf Eichbergs Druck die Kompetenzen der Marketing-GmbH entscheidend ausweitete. Die Schalker Aufseher hätten dem Treiben des Finanzjongleurs Eichberg zugesehen, obwohl Insider die Funktionäre mehrfach vor Eichbergs Machenschaften gewarnt hätten. Die Bücher wurden geführt »wie beim Taubenzüchterverein«, so ein Verwaltungsratsmitglied gegenüber dem »Spiegel«.
LETZTER STROHHALM
Jörg Berger redete eindringlich auf seine Spieler ein: »Jungs, die Existenz steht auf dem Spiel«. Und siehe da: Schalke ergriff quasi den letzten Strohhalm und gewann mit 3:1 gegen den VfB Leipzig. Es fiel gehörig Ballast von den Schalker Spielern, alles wartete nun gespannt auf den Auftritt von Günter Eichberg im aktuellen Sportstudio.
Dort erklärte er, dass er frühestens in zwei Wochen aus den USA zurückkehren werde, um die Affäre um Schalke und seine Person zu
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