Die Spitze des Eichbergs
klar.
Doch diese Saison 1992/93 war noch nicht zu Ende. In Frankfurt gewann Schalke ebenso (3:0) wie zu Hause gegen Schul-tes alten Club Dynamo Dresden (2:0), doch in Köln dann wieder eine Niederlage (2:1). Alles war nun gespannt auf das spannende Bundesliga-Finale, bei dem Bayern München im Parkstadion im Fernduell mit Werder Bremen anzutreten hatte. Mit dem 3:3 verdarb Schalke vor 70.000 Zuschauern im seit Monaten ausverkauften Stadion dem Münchener Star-Ensemble die Meisterschaftshoffnungen und stand damit Pate beim Titelgewinn von Werder Bremen.
71. KLEINE BRÖTCHEN BACKEN
Wegen der DFB-Lizenzauflagen suchte Schalke nun Spieler für kleines Geld. Mari-nus Bester wurde von Werder Bremen ausgeliehen, zudem bewiesen Helmut Schulte und Rudi Assauer glückliche Händchen bei der Verpflichtung zweier Spieler, die die Spielkultur des FC Schalke 04 noch lange mitgestalten sollten: Youri Mulder und Jiri Nemec. Youri Mulder wurde von Helmut Schulte per Video gesichtet und kam für eine Ablösesumme von 1,2 Millionen Mark vom Ehrendivisionär Twente Enschede. Jiri Nemec, damals 21 -facher tschechischer Nationalspieler, kam für 800.000 Mark von Sparta Prag.
Blonder Engel aus Enschede: Youri Mulder
Schon vor Beginn der Saison hatte Manager Assauer gewarnt: »Das wird eine harte und schwere Saison«. Doch noch niemand ahnte wohl, wie schwierig sie werden sollte. Schon im ersten Spiel verlor Schalke gegen Wattenscheid mit 3:0. Das war wie eine Ohrfeige, doch im nächsten Spiel - dem Spiel der Spiele - gegen den BVB konnte die Mannschaft wieder alles wett machen. Ausgerechnet Youri Mulder war es, der Stefan Klos düpierte und den 1:0-Siegtreffer erzielte. Die Welt schien wieder in Ordnung, die 1,7 Millionen Mark Zuschauereinnahmen bedeuteten Vereinsrekord.
Doch gleich im nächsten Match wieder ein Einbruch. Mit Fußball hatte die 1:4-Niederlage beim Hamburger SV wenig zu tun. Waldas Ivanauskas erledigte die Königsblauen fast im Alleingang. Mit Lugingers Sonntagsschuss (1:0 gegen den VfL Bochum) gelang zumindest der Einzug in die zweite Pokalrunde.
Doch in der Liga bot Schalke nur magere Fußballkost: 1:2-Heimniederlage gegen Köln, in Gladbach 2:3 verloren, zu Hause ge-gen Frankfurt 1:3, vor gerade mal noch 24.300 Zuschauern, das war Minusrekord seit Wiederaufstieg.
Erfuhr von dem Wechsel nach Schalke aus der Presse: Dieter Eckstein
Schalke hatte enormes Verletzungspech. Als dann auch noch Peter Sendscheid lange Zeit ausfiel, folgte ein Überraschungscoup: Dieter Eckstein, Stürmer des 1. FC Nürnberg, sollte ab sofort den Kader verstärken. Der Transfer sorgte beim Schlusslicht Nürnberg für Ärger, auch der Stürmer selbst zeigte sich empört über die Nacht- und Nebelaktion von Präsident Gerhard Noack. Von seinem Wechsel hatte Eckstein aus der Presse erfahren, er wusste nichts davon, dass er zum Kauf angeboten wurde. Eckstein stimmte dennoch der Auflösung seines bis 1995 laufenden Vertrages zu und unterschrieb für denselben Zeitraum bei Schalke. »Obwohl es mir leid tut um die Mannschaft und die tollen Fans, hatte ich keine andere Möglichkeit«, begründete er seinen Schritt.
Der Eckstein-Transfer war auch ein Vertrauensbruch gegenüber FCN-Trainer Entenmann, der von alledem nichts wusste. Dieter Eckstein debütierte dann beim 0:0 auf dem Betzenberg, bei dem Torwart Jens Lehmann der Garant für den Punkterfolg war.
VIER MINUTEN
In der zweiten Pokalrunde kam es zum Knaller: Schalke erwartete Bayern München. In der regulären Spielzeit fehlten den Schalkern ganze vier Minuten zum großen Wurf. Dann unterlief Jens Lehmann eine Flanke von Bayerns Ziege, die Kreuzer zum nicht mehr erwarteten Ausgleich einköpfte. Die Verlängerung, die zunächst nur dahinplät-scherte, wurde am Ende dramatisch. Nach einer tollen Kombination über Borodjuk und Mulder brachte letzterer seine Elf erneut in Führung (114. Minute) - Bayern lag am Boden. Doch postwendend der Ausgleich. Eine Minute vor dem Abpfiff setzte Ziege sich mit einem Pressball durch und ließ die Bayern als äußerst glückliche Sieger vom Platz gehen. Helmut Schulte war zum Weinen zumute. »Gegen Bayern kann man verlieren, aber gegen Nürnberg muss man gewinnen«, hatte Präsident Eichberg schon den nächsten Gegner im Kopf.
Doch auch das misslang (1:2) - Schalke war nun tief im Keller, Tabellenletzter, und es brach die große Ratlosigkeit aus. 1:11-Punkte in Folge, die dritte Heimniederlage hintereinander - das sprach Bände. Bekannt war, dass aus den
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