Die Spitze des Eichbergs
Diskussionsbeitrag eines Verwaltungsratsmitglieds und stellte zu keiner Zeit die Meinung des gesamten Gremiums dar«, erklärte Schalkes Geschäftsführer Peter Peters.
Die Schalker Mannschaft hatte sich indes gefangen, mit einem 1:0 über den HSV ging man in die Winterpause. Die Auseinandersetzungen zwischen dem »Spiegel« und Günter Eichberg schienen kein Ende zu nehmen. In seiner neuen Ausgabe erhob das Magazin trotz einer von Eichberg angekündigten Mil-lionen-Schadensersatzklage unter dem Titel »Zaubern in der Grauzone« neue Vorwürfe und berichtete, Eichberg habe mittlerweile Schulden in Höhe von insgesamt 140 Millionen Mark bei verschiedenen Banken und »ehemaligen Freunden wie Schalkes Schatzmeister Rüdiger Höffken oder der einstigen Lebensgefährtin Christa Paas« aufgetürmt.
»Der Spiegel« berief sich dabei auf Berechnungen, die auf ein Treffen von Schuldnern und Gläubigern am vorausgegangenen Montag zurückgingen. Angeführt sei die Gläubigerversammlung gewesen von Vertretern der Westdeutschen Landesbank und dem Hamburger Bankhaus »Marcard, Stein & Co«. Berechnungen hätten ergeben, dass Eichberg bei elf Banken mit 110 Millionen Mark in der Kreide stünde. Weitere 30 Millionen schulde er »ehemaligen Freunden« wie Höffken und Paas. Die Geldhäuser plage die Ungewissheit, »ob Eichberg noch ein paar private Schulden in den USA oder sonst wo in der Welt hat«. Weiter berichtet der Spiegel, dass am Mittwoch ein »Moratorium« für Eichberg und sein Vermögen geschlossen werden soll: »Bis zum März nächsten Jahres wird die Zahlung von Zins und Tilgung ausgesetzt. In dieser Zeit soll Eichberg im Gegenzug seine Krampfaderkliniken verkaufen,« In der Gläubiger-Versammlung sei ein potentieller Käufer genannt worden, der das »wacklige Klinik-Imperium für 80 Millionen Mark kaufen möchte«. Manche Bankiers würden jedoch nicht mehr daran glauben, dass Eichberg seine gesamten Schulden jemals zurückzahlen kann.
Auch Eichbergs Dementis und seine Erklärung vom 6. Dezember wurden vom »Spiegel« aufs Korn genommen: »Das Zaubern in der Grauzone ist seit jeher Eichbergs Spezialität. Meisterhaft verstand er es, auf seiner Rehabilitations-Pressekonferenz im Schalker Klubhaus mit vielen Worten und wenig Fakten die konkreten Vorwürfe des Spiegel zu verharmlosen, um statt dessen Anschuldigungen zu entkräften, die überhaupt nicht erhoben wurden«, hieß es.
Mit Eichberg war es aus. Auch die einstweilige Verfügung gegen den »Spiegel« musste aufgehoben werden. Schalke hatte keinerlei Vertrauen mehr in den Mann, er schuldet ihm wahrscheinlich noch bis heute einen einstelligen Millionenbetrag.
Stattdessen wurden die Weichen für die Zukunft gestellt: Rudi Assauer erhielt drei Tage vor dem Heiligen Abend - nach hausinternem Krach im Vorstand - einen Vertrag bis 1996. Der Weihnachtsfriede schien wieder einzukehren.
Derweil wollten auf einmal alle Geld von Schalke: Die ehemaligen Schalker Spieler Thomas Zechel, Günter Schlipper und Thorsten Wörsdöner sowie der frühere Co-Trainer Jupp Koitka und der einstige Geschäftsstellenleiter Ralf Brinkmann hatten vor dem Arbeitsgericht Gelsenkirchen geklagt. Der inzwischen beim 1. FC Saarbrücken unter Vertrag stehende Zechel, der 1990/91 zwanzig Spiele für den damaligen Zweitligisten Schalke 04 bestritt, hat seinen ehemaligen Klub auf Zahlung einer Aufstiegsprämie von 20.000 Mark verklagt. Außerdem wollte Zechel noch Urlaubsgeld. Um Urlaubsgeld ging es auch bei der Klage Schlippers, der Schalke auf Zahlung von 26.500 Mark verklagt hatte, Wörsdörfer verlangte für 1991 ein Urlaubsgeld in Hohe von 8.500 Mark. Der im Oktober 1993 beurlaubte Koitka hatte die ihm laut Vertrag zustehenden Prämien von 1.500 Mark pro Punkt vor Gericht geltend gemacht. Diese Prämie, die nach Koitkas Rechnung bisher 15.000 Mark betrug, stünde dem einstigen HSV-Torwart laut Vertrag auch noch bis zum Saisonende zu. Geschäftsführer Brinkmann klagte gegen die von Schalke ausgesprochene fristlose Kündigung.
74. DER FLEISCHER
Kein einfacher Job für den neuen Mann an der Spitze des Vereins, der erst einmal noch gefunden werden musste. Günter Siebert, Klaus-Dieter Koslowsky, Dr. Peter Paziorek, Walther Seinsch, Evelyn Fricke und Bernd Tönnies hießen die möglichen Kandidaten. Doch zu Gunsten von Bernd Tönnies zogen alle - bis auf Evelyn Fricke, der kaum Chancen eingeräumt wurden - ihre Kandidatur zurück. Der Weg schien frei für den Wurstfabrikanten. Bernd Tönnies
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