Die Spitze des Eichbergs
vorhandenen Spielern scheinbar kein Trainer der Welt eine konstante Mannschaft formen konnte. Neururer war zu kumpelhaft, Ristic zu autoritär, Lat-tek hatte seinen Zenit überschritten.
Helmut Schulte versuchte es nun auf die harte Tour und suspendierte vor dem Spiel in Karlsruhe (0:0) Kapitän Günter Güttier, der angeblich Interna ausgeplaudert haben sollte. Michael Prus wurde als Übergangslibero eingesetzt und machte seine Sache gut. Doch Spieler und Mannschaftsrat sprachen sich für die Rückkehr von Güttier aus und forderten seinen »Freispruch«. In der Woche darauf durfte er wieder mittrainieren.
IM CHAOS VERSUNKEN
Nach dem 1:1 gegen Werder Bremen erwartete man mit Hochspannung die anstehende Jahreshauptversammlung. Präsident Eichberg und sein Vorstand sahen sich einem Misstrauensantrag ausgesetzt, in dem die Nichtentlastung von Vorstand und Verwaltungsrat sowie die Abberufung und eine Neuwahl des Vorstandes gefordert wurden, der eigentlich noch bis 1994 gewählt war. Der Antrag hatte aber kaum Chancen, da hierfür eine Zweidrittelmehrheit erforderlich wäre. Hauptkritiker des Vorstands war Helmut Kremers, der Eichberg vorwarf, »das Geld mit vollen Händen zum Fenster rauszuwerfen«. Kremers hatte auch vor, für das Amt des zweiten Vorsitzenden zu kandidieren, wenn Herbert Schmitz seine Rücktrittsankündigung wahr gemacht hätte. Weiterer Kritikpunkt: Schalke hatte immer noch Verbindlichkeiten in Höhe von 12,153 Millionen Mark, davon 7,015 Millionen bei Banken. Der Konsolidierungskurs hatte immer noch nicht gegriffen.
Am Montagabend war es dann zunächst langweilig, zum Schluss wurde es einfach nur peinlich, die Versammlung drohte um Mitternacht im Chaos zu versinken. Nachdem die Mitglieder kurz vor 24 Uhr Vorstand und Verwaltungsrat mit eindeutiger Mehrheit entlastet hatten, schien nach vorausgegangenen heftigen Debatten mit Schlägen unter die Gürtellinie die wichtigste Hürde genommen.
Ein besonderer Antrag: Charly Neumann
Dann aber kam der Auftritt von Charly Neumann vor der Wahl des Verwaltungsrates, für den es insgesamt zehn Wahlvorschläge gab. Charlys Antrag: Außer den bisherigen Mitgliedern des Gremiums sollten alle anderen Kandidaten, wie er selbst auch, ihre Kandidatur zurückziehen und den Weg zu einer Blockwahl der Vorstandskandidaten freimachen. Eichberg ließ abstimmen, ohne den anderen Kandidaten überhaupt die Chance einer Erklärung zu geben.
Im Protest gegen diese undemokratische Verfahrensweise kam es zu Tumulten. Schließlich schritt Volker Stuckmann ein (»Es muss eine förmliche Wahl geben«) und rettete die Versammlung. Als die Auszählung der Stimmen beendet war - die Kandidaten des Vorstands wurden gewählt - war es bereits 1 Uhr.
Eichberg zeigte am Mikrofon nicht die Form früherer Versammlungen. Sein schärfster Kritiker war der ehemalige Schatzmeister Hans Lehmann und nicht wie erwartet Helmut Kremers, der überhaupt nicht an das Rednerpult trat. Lehmann sprach im Zusammenhang mit den Verträgen zwischen Schalke und der inzwischen aufgelösten Marketing-GmbH sogar von einem Wirtschaftsvergehen und drohte mit Anzeige.
Wie schon in den Vorjahren, so waren die Finanzen des Vereins zwar ein wesentlicher Diskussionspunkt, dennoch wurde abermals deutlich, dass die Mitglieder die Millionen-Summen zum Teil nicht begriffen oder begreifen wollten. Ob Schalke 25 Millionen oder nur 7,5 Millionen Mark Verbindlichkeiten hatte, schien den Mitgliedern (fast) egal.
Geld. Knete. Mäuse. Moneten. Kohle. Schalke hatte herunter gewirtschaftet. Günter Eichberg hatte in seiner Marketing GmbH Schulden angehäuft wie es sich niemand vorstellen konnte.
72. ROTE LATERNE
Im Kampf gegen die »rote Laterne« empfing Schalke den punktgleichen SC Freiburg, und nach der 1:3-Schlappe herrschte absolute Ratlosigkeit und Alarmstufe Eins. Konzeptionslos, ohne Selbstvertrauen und vor allem ohne die nötige kämpferische Leistung traten die Schalker an. »Ich schließe gar nichts mehr aus«, ließ Eichberg verlautbaren und nährte damit weitere Spekulationen um einen erneuten Trainer-Rausschmiss und seinen eigenen Rücktritt. Wie aber sollte es weiter gehen? Rudi Assauer wusch seinen Spielern den Kopf, nachdem Helmut Schulte sein letztes Training auf Schalke leitete. Über Schalke grollte der Himmel.
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