Die Spitze des Eichbergs
abgetan worden. Die schmutzige königsblaue Wäsche jedoch, die vor dem Tribunal ausgebreitet worden war, erschütterte die Stadt. Die Jungfrau Schalke ist geschändet.«
WIEDER SELBSTMORD
König legte nach dem Urteil sofort seinen Vorsitz bei Schalke nieder, wurde aber später wieder ins Amt gesetzt und 1968 sogar zum Oberstadtdirektor gewählt. Asbeck war wohl einer der sympathischsten Männer im Schalker Vorstand, gewandt, liebenswürdig und gescheit. Als Kaufmann zunächst erfolgreich, verkalkulierte er sich aber und schied wenig später freiwillig aus dem Leben. Mit Schalke hatte sein Freitod - im Gegensatz zu dem des Schatzmeisters Willi Nier 1930 - aber nichts zu tun. Asbeck hatte wohl ziemlich voreilig gehandelt, denn bei einem möglichen Vergleich wäre für ihn immer noch so viel übrig geblieben, um gut leben zu können. Eine Frage aber blieb: Was muss das für ein Verein sein, für den selbst pflichtbewusste Beamte ihren Ruf, ihre Zukunft und sogar ihre Existenz aufs Spiel setzen? Wer die Verhältnisse auf Schalke nicht kannte, konnte dies nicht nachvollziehen. Doch es sollte nicht das letzte Mal sein, dass man über Schalke den Kopf schüttelte.
10. DIE LIZENZ ERSCHLICHEN?
103:26 lautete das Ergebnis, als am 28. Juli 1962 der DFB-Bundestag über die Einführung einer Bundesliga abstimmte. Schalke gehörte zu den acht »Gesetzten«, bei denen von Anfang an feststand, dass sie in der neuen Eliteliga kicken durften. Trainer Georg Gawliczek trat mit einem Kader von insgesamt zwanzig Spielern an. Folgende Elf bildete die erste Garnitur: Horst Mühlmann (aus Brambauer), Hans Nowak (von Eintracht Gelsenkirchen, bis dahin neun Länderspiele), Friedel Rausch (aus Meiderich), Willy Schulz (aus Günnigfeld, 15 Länderspiele), Egon Horst (aus Aschaffenburg), Manfred Kreuz (aus Buer, als Steuerbeamter brauchte er eine Sondergenehmigung zum Abschluss eines Lizenzvertrages), Willi Kos-lowski (Schalker Eigengewächs, Teilnehmer der WM 1962 in Chile), Günter Herrmann (aus Karlsruhe, sieben Länderspiele), Klaus Matischak (stammt aus Bottrop, kam aus Köln), Waldemar Gerhardt und Reinhard »Stan« Libuda (beides Schalker Eigengewächse).
DER ABSTURZ
Das war schon eine starke Mannschaft, und in den ersten Spielen der Bundesliga lief auch alles nach Plan. Bis Dezember verlor die Mannschaft nur gegen Bremen und Frankfurt. Man schlug sogar den 1. FC Nürnberg auf dessen Platz. Aber dann kam der Einbruch. Während in Essen beim Prozess mit Dr. Georg König schmutzige Schalker Vorstandswäsche gewaschen wurde, ging es auch mit der Mannschaft bergab.
Und schon wieder ein Neuaufbau: Trainer Georg Gawliczek
Nur noch vier Siege gab es in der Rückrunde und ein Unentschieden. Tiefpunkt war das 1:7 bei 1860 München kurz vor Schluss der Saison. Bei der Endabrechnung landete Schalke gerade mal auf dem achten Tabellenplatz. Die Elf war noch lange nicht in sich geschlossen, und wie das immer so geht, schuld war der Trainer. »Schorsch« Gawlic-zek, Schalker Spieler in der Nachkriegszeit, 1961 geholt, warf man nun seine häufigen Besuche auf der Rennbahn und zu lasche Trainingsmethoden vor. Gawliczek hatte sowieso in den damaligen Vorstandsintrigen einen schweren Stand. Ernst Kuzorra mischte sich oft genug in die Mannschaftsaufstellung und die Traineranweisungen ein, es gab Krach mit den Spielern, und außerdem rückte auch schon das nächste Skandälchen an.
LIZENZBETRUG?
Dr. Hubert Ciaessen, Rechtsanwalt aus Bonn und Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses, von jeher kein großer Schal-ke-Anhänger, wollte festgestellt haben, dass Schalke bei dem Aufnahmeantrag zur Bundesliga gemogelt habe. Jeder Verein, der sich für die Bundesliga bewarb, musste ein Stadion mit einem Fassungsvermögen von 35.000 Zuschauern, ein Stammkapital von 200.000 Mark und einen Umsatz von 300.000 Mark vorweisen. Nun hieß es, Schalke hätte bei der Präsentation der Lizenzunterlagen nicht die ganze Wahrheit auf den Tisch gelegt. Von 250.000 Mark Schulden, die Schalke verschwiegen haben sollte, war die Rede. Das verlangte Vermögen sei auch nicht vorhanden gewesen.
Am Schalker Markt bangte man um die Lizenz für die nächste Saison. Erst im Juni 1964 wurde das Verfahren vom DFB-Kontrollausschuss eingestellt, weil »keine arglistige Täuschung« vorlag. Die Vorwürfe konnten entkräftet werden. Das trug aber nicht dazu bei, dass Ruhe in die Mannschaft einkehrte. Besonders der Karlsruher Neueinkauf Günter Herrmann war unzufrieden. Er behauptete immer
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