Die Spitze des Eichbergs
wieder, der Verein wäre seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen. Er wurde ausgesprochen widerspenstig und kümmerte sich mehr um sein Espresso-Cafe in Moers als um das Training.
Matischak war mit 18 Treffern (in nur 22 Spielen) interner Torschützenkönig der Knappen geworden. Aber in der nächsten Saison ist das »Zick-Zack-Matischak« in der Glückauf-Kampfbahn nicht mehr zu hören gewesen. Schon während der Saison hatte es, als es in der Tabelle immer weiter abwärts ging, Abwanderungsgerüchte gegeben. Und nachdem es in Matischaks Schuhladen, den er mit seinem Mitspieler Manfred Berz betrieb, bereits »Totalausverkauf« gegeben hatte, verkaufte Klaus Matischak auch sich selbst nach Bremen.
FÜR'N APPEL UND 'N EI
Aber es gab auch noch Nachwehen des Skandals. Dr. Georg König, als Vorsitzender des FC Schalke 04 nach dem Prozess wiedergewählt und rehabilitiert, war sich über eines im Klaren: Die finanziellen Belastungen mussten endlich ausgeräumt werden.
Die teure Glückauf-Kampfbahn war einer der Gründe gewesen, warum der Verein auf gewisse »Zusatzeinnahmen« nicht verzichten konnte. Die Stadt Gelsenkirchen ent-schloss sich zu einem entscheidenden Schritt: Man kaufte dem Verein das Stadion ab. Für 850.000 Mark wechselte das Stadion nach der ersten Bundesliga-Saison den Besitzer - für die alten Schalker nur »'n Appel und 'n Ei«, für realistische Betrachter jedoch ein mehr als angemessener Preis. Dabei muss man wissen, dass das Gelände einem großen Industrie-Konzern gehörte. Die Stadt erwarb also nur Tribünen, Umkleideräume und die Mauern ringsum. Es war ein wahrhaft großzügiges Angebot, und die Stadt hätte mit keinem anderen Kontrahenten ein solches Geschäft abschließen können, ohne mächtigen Ärger zu bekommen. Mit Schalke 04 - nun, das war ja wohl selbstverständlich.
Die Stadt knüpfte eine Bedingung an diesen Kauf: Der gesamte Vorstand tritt zurück, ein neuer Vorstand sei zu wählen. Man darf annehmen, dass hinter diesem eigentlich recht anmaßenden Angebot auch Dr. König stand, denn er wusste zu genau, dass Schalke genau drei Dinge brauchte: Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe. Dazu gehörte neben der Sanierung auch ein Vorstand, der wenigstens innerlich einig war. Der Vertrag wurde geschlossen, Dr. König trat zurück. Auf der Suche nach einem Mann, der den Neuanfang symbolisieren sollte, erinnerte man sich an Fritz Szepan. Es sprach für ihn, dass es einige Überredung kostete, bis er widerwillig zustimmte, das Amt zu übernehmen. Denn der erste und einzige Schalker, der Spieler, Trainer und Präsident war, war für dieses Amt nicht vorbereitet. Im Grunde war seine Amtszeit ein Rückfall in unprofessionelle Zeiten. Denn so viele Verdienste Szepan auch haben mochte - er zählte nicht zu den Fachleuten, die der Verein nun brauchte.
11. AUFSTOCKUNG DER BUNDESLIGA -WEGEN SCHALKE
Es kam die schlimme Saison 1964/65 und mit ihr ein »harter Hund« als Trainer. Fritz Langner, der wegen seiner Kriegsvergangenheit nur der »Feldwebel« genannt wurde, sollte wieder für Disziplin und Ordnung sorgen. Langner vertrat den Standpunkt, dass man Berufsspieler - wie in Italien - ordentlich an die Kandare kriegen muss, damit sie für ihr vieles Geld auch etwas leisten.
Der Standpunkt war vielleicht richtig, aber Langner konnte sich damit nicht durchsetzen. Mit seiner Anweisung im Training, »Ihr fünf spielt jetzt vier gegen drei«, machte er sich aber zumindest im Schalker Anekdotenschatz unsterblich.
Fußball-Feldwebel Fritz Langner
Durchaus guter Hoffnung ging die Schalker Mannschaft - gespickt mit fünf Nationalspielern - in die neue Saison 1964/65. Aber schon nach wenigen Spieltagen fand sich Schalke am Tabellenende wieder. Zwei Unentschieden, vier Niederlagen zum Auftakt. Und dann gegen Dortmund ein 2:6! Schon zur Halbzeit hatten die Dortmunder 6:0 geführt, und später gab der Dortmunder Trainer Eppenhoff zu, dass nur dank seines Schalker Herzens die Niederlage nicht noch höher ausgefallen war. In der WAZ vom 28.9.1964 war »prophetenhaft« zu lesen, dass sich Schalke nicht darauf verlassen sollte, dass am Ende auch die Bundesliga aufgestockt werde. Gerade siebenmal konnte Schalke in der gesamten Saison gewinnen. Und so stand Schalke am Schluss des zweiten Bundesligajahres an letzter Stelle der Tabelle und sollte zusammen mit Karlsruhe absteigen.
SPIELER KOMMEN, SPIELER GEH'N
In Schalke herrschte blankes Entsetzen, zum Teil auch Wut gegen die Spieler, die es so weit hatten kommen lassen.
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