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Die Spitze des Eichbergs

Die Spitze des Eichbergs

Titel: Die Spitze des Eichbergs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schalker Fan-Initiative
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ihm die 100.000 Mark Schmiergeld zu übergeben. Doch Canellas hatte bereits alles, was er wollte, auf Tonband aufgezeichnet und ließ den Deal platzen. Stattdessen fuhr er am Freitag zusammen mit seinem fünfjährigen Sohn Marcel in das Haus des Kölner Mannschaftskapitäns Wolfgang Overath und berichtete ihm von den ungeheuren verräterischen Handlungen des Torwarts.

    Ein Mann, eine Brille: Hans Kindermann ermittelt
    Overath, der als ehrliche Haut galt, war empört über seinen Mitspieler. Am folgenden Tag wurde Manfred Manglitz kurz vor Spielbeginn aus dem Kader gestrichen und Ersatztorwart Milutin Soscic aufgestellt. Köln besiegte die Kickers mit 4:2. In Berlin »siegte« Bielefeld unter empörten »Schiebung, Schiebung«-Rufen mit 1:0. Rot-Weiß Oberhausen holte den rettenden Punkt beim 1:1 in Braunschweig. Offenbach war aufgrund des schlechteren Torverhältnisses in die Regionalliga abgestiegen. Die Enthüllungen auf der Geburtstagsparty waren natürlich ein gefundenes Fressen für die Presse, die sich auf die sensationellen Nachrichten stürzte und dankbar über den Schmutz unter den Fingernägeln der Bundesliga berichtete. So manches Mittagessen blieb den  DFB-Funktionären im Halse stecken, denn mit der gemütlichen Sommerpause war es nun vorbei. Es begann die lange Zeit der Vernehmungen und Gerichtsurteile.
CANELLAS ANSCHULDIGUNG
    25.000 Mark Prämie soll Kickers-Offenbach-Präsident Horst Gregorio Canellas Manfred Manglitz zugesagt haben, dem Torhüter des 1. FC Köln und einer der Hauptfiguren im Skandal, für den Fall, dass Köln gegen Rot-Weiss-Essen gewinnt, einem der Hauptkonkurrenten der Kickers im Abstiegskampf. Köln gewann, und Kickers-Geschäftsführer Konrad überreichte der Verlobten von Manglitz, Fräulein Walter, das Geld an einer Autobahn-Raststätte. Im schlechten Spiel mitgemischt haben auch die Berliner Patzke und Wild, die von Arminia Bielefeld 300.000 Mark für zwei Punkte erhalten haben sollen. Und auch beim Spiel Rot-Weiß Oberhausen gegen Köln soll alles nicht mit rechten Dingen zugegangen sein.
    Presse und Fernsehen reagierten entsetzt. In der ARD kommentierte man den Skandal mit den Worten: »Auch das Fernsehen wird sich überlegen müssen, ob es einen solchen kriminellen Unsinn, der sich Fußball nennt, noch weiter übertragen soll.« Die Worte erzielten in der DFB-Führungsriege Wirkung. Sie drohten Klage und Boykott an (»Solange diese Äußerungen von der ARD im Räume stehen, werden wir aus Gründen der Selbstachtung nicht in der Lage sein, weiterhin Verhandlungen mit der ARD zu führen«).
    Auch in den Lagern der Konkurrenten wachte man im Anschluss der Siegesfeiern über den verhinderten Abstieg nach Canel-las' Tonband-Enthüllungen ebenfalls etwas verkatert auf. Als Gegenmaßnahme wurden in Oberhausen, Braunschweig, Bielefeld und Berlin die Köpfe zusammen gesteckt und härtestes »cattenacio« als taktische Anweisung angegeben: Jeder deckte jeden, Beschuldigungen wurden abgeschlagen und Gegenklagen herausgefeuert. Zielscheibe war Canellas, der Spielverderber.
    Der DFB, der bereits im Vorfeld von Canellas unterrichtet wurde, aber seinerzeit keinerlei Reaktion zeigte, handelte nun auf einmal schnell. Hans Kindermann, Landgerichtsdirektor in Stuttgart und Vorsitzender des DFB-Kontrollausschusses, schritt zur Tat. Ganz schnell sollte die Sache vom Tisch kommen. Bereits vier Tage nach den Enthüllungen wurden zunächst Patzke, Wild, Man-glitz und der Bielefelder Trainer Egon Pie-chaczek im DFB-Haus an der Zeppelinallee in Frankfurt vernommen. Eine Woche später trat Horst Gregorio Canellas vor den DFB-Kontrollausschuss und ließ die nächste Bombe platzen.

18. DIE GENTLEMEN BITTEN ZUR KASSE

    Endlich mal ein Skandal ohne Schalke 04! So lautete der Tenor in den vielen Gaststätten rund um den Schalker Markt, wenn über den Bundesliga-Skandal diskutiert wurde. Doch hier hatten die Schalker Anhänger die Rechnung ohne Canellas gemacht: »Ein Vorstandsmitglied des FC Schalke 04 hat in einem Telefonat mit mir 100.000 Mark gefordert und dafür eine Niederlage gegen Kickers Offenbach zugesagt.«
    Das Rätselraten über den Namen des Vorstandsmitglieds wurde von Schalke in einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz selbst gelüftet. Rechtsanwalt Walter Becker, zugleich Vorsitzender des Schalker Ehrenrats, erklärte: »Wir haben mit Hans Kindermann telefoniert und von ihm den Namen unseres angeschuldigten Vorstandsmitgliedes erfahren. Es ist unser Schatzmeister Heinz Aldenhoven.

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