Die Spitze des Eichbergs
Hierzu ist anzumerken, dass Heinz Aldenhoven zahlreiche Verhandlungen per Telefon mit Herrn Canellas und einmal auch in dessen Wohnung geführt hat. In allen Gesprächen handelte es sich jedoch nur um den Wechsel der Kre-mers-Zwillinge von Kickers Offenbach zu Schalke 04 sowie um die Höhe der Ablösesumme. Über andere Dinge ist nie gesprochen worden.«
Heinz Aldenhoven, mit 31 Jahren der jüngste Schatzmeister aller Bundesliga-dubs: »Ich habe Herrn Canellas immer als Gentleman betrachtet. Doch nach dieser schweren Anschuldigung gegen mich und unseren Club muss ich schon vor der Aussage beim DFB auspacken. Wir waren uns fast einig darüber, dass die Kremers-Zwillinge für eine Ablösesumme von je 120.000 Mark zu uns kommen sollten.
Beide Spieler gaben Günter Siebert in Gegenwart zahlreicher Vorstandsmitglieder ihr Ja-Wort, zu uns zu kommen. Am Samstagmorgen vor dem Spiel gegen Kickers Offenbach rief mich Herr Canellas an und unterbreitete folgende Offerte: Ihr könnt einen Kremers-Zwilling erhalten, falls Offenbach das Spiel in Schalke gewinnt. Herr Canellas gab auch zu bedenken, ob er die beiden Kre-mers-Zwillinge überhaupt noch in Schalke spielen lassen könne, weil sie mit halben Herzen doch schon bei uns seien.«
Heinz Aldenhoven holte tief Luft und erinnerte sich: »Ich telefonierte mit den Kremers-Zwillingen im Offenbacher Trainingslager und bat sie, in der Glückauf-Kampfbahn mit einer guten Leistung aufzuwarten, denn sie spielten schließlich vor einem besonders kritischen Publikum, das sehen wolle, ob Schalke für die neue Saison gut eingekauft habe. Herrn Canellas aber sagte ich, dass wir uns auf sein Angebot nicht einlassen könnten.« Aldenhoven wies mit Entrüstung die Behauptung zurück, von Herrn Canellas als Ganove am Telefon bezeichnet worden zu sein. Herr Canellas habe ihm im Gegenteil versichert, dass er lieber mit ihm als mit unserem ersten Vorsitzenden Günter Siebert über den Wechsel der Kremers-Zwillinge verhandele. »Der Siebert« sei für ihn Luft.
Der Kommentar von Günter Siebert lautete: »Die Anschuldigung von Herrn Canellas ist so unverschämt, dass wir gerichtliche Schritte erwägen. Wir warten zunächst einmal das Ergebnis der Vernehmung unseres Schatzmeisters vor dem Kontrollausschuss ab. Wir hoffen, dass es zu einer klärenden Gegenüberstellung mit Herrn Canellas kommt, der die Flucht nach vorn ergriffen hat, um sich zu retten und den Bundesliga-Fußball kaputt zu machen. Wir haben Beweise dafür, dass er mit den Kremers-Zwillingen bei vielen Vereinen gepokert hat. Die Brüder sind bereit, zu gegebener Zeit auszusagen. Wir erwägen eine Klage vor einem ordentlichen Gericht wegen Verleumdung und Schädigung unseres Rufes mit einer Wiedergutmachung in Höhe von einer Millionen Mark.«
Als ob es so lustig wäre: DFB-Kontrollausschuss tagt
WIE EIN BUMERANG
Canellas warf mit Anschuldigungen um sich, die stichhaltigen Beweise aber ließ er vermissen. Seine Anschuldigungen wurden zu einem Bumerang. Er musste zugeben, dass auch er manipuliert hatte. Im Fall »Man-glitz« wurde dies bald klar. Anklage wurde nun nicht mehr nur gegen Manglitz, Patzke und Wild erhoben, auch Canellas und seine Offenbacher Kickers mussten sich vor Gericht verantworten.
Es kam auch nicht zu einer Gegenüberstellung mit Heinz Aldenhoven vor dem DFB-Kontrollausschuss. Kurz vor Beginn ließ Canellas durch seinen Rechtsanwalt erklären, dass er den Ausschuss für befangen halte. Tatsächlich saßen dort mit Fischer (Gastwirt aus Bielefeld) und Hartleb (Berlin) zwei Leute, die man eher der Offenbacher Konkurrenz zuordnen konnte.
Nach kurzer Beratung wurde der Antrag des Kickers-Präsidenten abgelehnt; Canellas Rechtsanwalt legte Protest beim DFB-Vorstand ein. Gleichzeitig verweigerten Canellas und die ebenfalls als Zeugen geladenen Offenbacher Verwaltungsratsmitglieder die Aussage. Doch das alles half nichts, die Klage gegen ihn lief auf vollen Touren.
Inzwischen ließ Schalke die Verleumdungsklage gegen Canellas vorbereiten. Zusätzlich wollte auch Aldenhoven persönlich wegen Verleumdung und Rufschändung in Höhe von 500.000 Mark klagen. Dass sich Canellas auf dem Rückzug befand, schien auch daraus hervorzugehen, dass er neben einigen anderen Spielern seines Clubs auch die beiden von zahlreichen Vereinen stark umworbenen Kremers-Zwillinge auf die Transferliste setzen ließ.
An ihrem Urlaubsort an der Costa Brava, wo auch viele Schalker Spieler und der damalige Mannschaftsbetreuer Ede Lichterfeld
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