Die Spitze des Eichbergs
weilten, wurde mit der Unterschrift für einen Zweijahresvertrag alles perfekt gemacht. Je 120.000 Mark Ablösesumme sowie je 60.000 Mark sogenannte Treueprämie musste Schatzmeister Aldenhoven für die beiden auf den Tisch legen.
WENN WIR ALLE ENGLEIN WÄREN
Am 24. Juli 1971 kam es dann zum ersten großen Prozess im Bundesliga-Bestech-ungsskandal. Doch dieser geriet zu einer einzigen Farce. Vor der Vernehmung von Manfred Manglltz leitete der Sportgerichtsvorsitzende Dr. Kirsch mit den Worten ein: »Die Beschuldigten brauchen es mit der Wahrheit nicht so genau zu nehmen.«
Er hätte genauso gut sagen können: »Na, dann lügt mal schön.« Was sich sowohl Beschuldigte als auch Zeugen dann im Verlauf der Verhandlung nicht noch einmal sagen lassen mussten. Es wurde gelogen, dass sich die Balken bogen. Nimmtman die Aussagen der Beschuldigten, dann waren alle frei von Schuld, waren sie alle Engel. Aber so viele Engel vor einem Gericht, gibt's die? Wohl kaum. Manfred Manglitz hatte nur einmal sehen wollen, wie sich die Sache weiter entwickelt, nachdem er das erste Geldpäckchen von 25.000 Mark in seinen Besitz gebracht hatte.
Dann erklärte Manglitz, er habe auch bei dem 100.000 Mark-Angebot von Canellas nur zum Schein mitgespielt, weil er später einmal Trainer werden wollte und es ihn einfach interessierte, was alles möglich wäre: »Es kann nie schaden, wenn man weiß, wie so etwas gemacht wird.«
So unglaubwürdig die Aussage von Manglitz war, so lustig und auf keinen Fall ernst hatten die Herren Patzke (»Als meine Freundin mir sagte, ein Herr Konrad habe angerufen, dachte ich, dass das mein Mechaniker von BMW sei«) und Wild die 140.000 Mark-Transaktion empfunden. Alles wäre nur aus einer Bierlaune entsprungen.
Man sei betrunken gewesen, wie man besonders bei Wild den Eindruck haben musste, dass einige Bundesligakicker nur kassieren und saufen. Das wusste auch Wilds Kronzeuge und Freund Geyer als Zeuge zu untermauern: »Der Tasso hat zu mir gesagt, dass er einen fürchterlichen Brand gehabt hat.« Auf die Frage von Dr. Kirsch, was er mit Brand aussagen wolle, antwortete Geyer: »Einen Brand hat man, wenn man so richtig besoffen war.«
DASS WIR ALLE SÜNDER SIND
Mag der große Durst auch noch für die ersten Kontakte mit Canellas ausschlaggebend gewesen sein, so waren die Herren Patzke und Wild zumindest aber dann nüchtern, als der Offenbacher Abgesandte Klein mit den 140.000 Mark in Berlin empfangen wurde.
Klar, dass Canellas dies nicht auf sich sitzen lassen wollte. Nicht er habe Manglitz, sondern der ihn zuerst angerufen. Mit Patzke habe er nur über Standard Lüttich gesprochen, bevor der am nächsten Tag erst die Forderung über 100.000 Mark am Telefon ausgesprochen habe, die Wild dann auf 140.000 Mark hochgetrieben habe. Zudem wollte er ja nur ermitteln, was die Konkurrenz eventuell an Bestechung zahlen werde.
Auch Waldemar Klein versuchte zu untermauern, dass alle Kickers-Aktionen nur der Ermittlung dienten. Er konnte jedoch nicht stichhaltig beantworten, warum er jedes Mal in Offenbach anrief, wenn Wild und Patzke die Forderungen höher schraubten -er sei doch angeblich ohnehin nicht gewillt gewesen zu zahlen.
Fernab von allen Vernehmungen war aber eigentlich schon im Vorfeld klar, dass der DFB ein Exempel statuieren wollte. Im wesentlichen hielt sich das Sportgericht dann auch an das Strafmaß, das »Chefankläger« Kindermann gefordert hatte. Dem Kickers-Präsidenten wurde auf Lebenszeit untersagt, in einem Verein oder Verband des DFB ein Amt zu bekleiden, den Offenbacher Vereinsangehörigen Waldemar Klein und Fritz Koch wurden ihre Ämter für drei Jahre aberkannt. Manfred Manglitz und Tasso Wild wurden auf Lebenszeit gesperrt, Bernd Patzke erhielt zehn Jahre Sperre.
Kickers Offenbach wurde die Lizenz entzogen mit der Auflage, frühestens in der Saison 72/73 eine neue beantragen zu dürfen. Offenbachs Geschäftsführer Willi Konrad wurde als einziger nicht belangt, da er als Angestellter des Vereins handelte.
19. IM ZWEIFEL FÜR DEN DFB
Mit diesem Kahlschlag hoffte das Sportgericht des DFB, Ruhe an der Skandalfront zu erzielen und die im Anmarsch befindliche Bundesligasalson 1971/72 in Harmonie zu beginnen und Schaden von der bevorstehenden Weltmeisterschaft im eigenen Lande abzuwehren. Augen zu und durch, hinten dicht und vorne hilft der liebe Gott. Richtig peinlich wurde es für den Deutschen Fußball-Bund aber, als im Prozess herauskam, dass mindestens sieben DFB-Herren bereits vor
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