Die Spitze des Eichbergs
lächerlichen Bescheid des DFB: »Es ist unverständlich, dass der DFB unsere eingespielte Mannschaft wegen einer Frist von 24 Stunden auseinander reißen will.« Präsident Siebert fuhr schärfere Geschütze auf: »Wir haben die Termine doch nicht gemacht, sondern einzig und allein der DFB. Er hat sie mehrmals in seinem eigenen Interesse wegen der Länderspiele und der Europameisterschaft umgeworfen. Racing Straßburg hat uns vertraglich zugesichert, dass Libuda und van Haaren bis zum Abschluss der Saison für uns spielen. der DFB soll in diesem Fall nicht päpstlicher sein als der Papst. «
Strippenzieher mit Heimweh: Stan Libuda
Doch Schalkes Präsident zauberte noch einen Trick aus der Tasche. Er ließ die beiden Spieler kurzerhand wieder auf die Transferliste setzen und verpflichtete sie mit dem Einverständnis von Straßburg für einen Tag zurück. In Hannover ließen die Schalker den Pfälzern nicht die Spur einer Chance. Zweimal Helmut Kremers, Klaus Scheer, Aki Lüt-kebohmert und Klaus Fischer sorgten für den 5:0-Endstand. Schalke hatte zum ersten Mal seit 1958 wieder einen nationalen Titel gewonnen. Schlimmer als beim Karneval ging es beim Empfang des deutschen Pokalsiegers in Gelsenkirchen zu. Um 11 Uhr kam die Mannschaft am Hauptbahnhof an, es folgte ein Zug durch die Bahnhof- und Ebert-straße zum Hauptmarkt.
Hier wurden Tanz- und Bierwagen aufgeschlagen, um ein echtes blau-weißes Volksfest zu feiern. Nach der offiziellen Ehrung durch die Stadt gab es ein Bankett. Doch selbst nach einem solch souveränen Sieg sprach DFB-Chefankläger Kindermann von einem »Erfolg der Sünder«. Er unterließ es zu keiner Zeit, anzudeuten, dass noch schlimme Zeiten auf den FC Schalke 04 zukommen würden. Bei der Auslosung der UEFA-Pokalauslosung beim Pokal der Pokalsieger stand auf der Ziehungskarte »FC Schalke 04/1. FC Kaiserslautern/1. FC Köln« (als Gegner wurde Slavia Sofia gezogen). Alle fragten sich: Wenn der Kindermann solche Anschuldigungen von sich gibt, warum legt er dann nicht endlich Beweise auf den Tisch?
25. DIE ANGST GEHT UM
Während der Vorbereitung auf die neue Saison fand die Verhandlung gegen Sobieray, Pohlschmidt, Galbierz und Pirkner (er hatte als einziger der Beschuldigten keinen Eid geleistet) statt. Als Hans Kindermann zu seinem Plädoyer ansetzte, rutschte Co-Trainer Friedel Rausch immer tiefer in seinen Sessel. Gleichmäßige Atemzüge bekundeten kurz darauf, dass er eingenickt war. Sein Gähnen sprach auch für die Skandal-Müdigkeit, die noch nie so bewusst spürbar in den Räumen des DFB-Hauses hing.
»Unter Fußballspielern ist es üblich, dass sie mehr Geld haben als Normalbürger. So kam es mir nicht komisch vor, als ich nach dem Spiel gegen Bielefeld in der Kabine Spieler mit zwei Tausendmarkscheinen sah.« Dieter Burdenskis Aussage als Hauptbelastungszeuge im Prozess gegen die vier Spieler musste dem unbedarften Beobachter zu denken geben. Burdenski hatte Geld in der Kabine gesehen und auch selbst erhalten - unter mysteriösen Umständen, wie er zu erklären wusste. Denn noch in der Kabine sei Manfred Pohlschmidt zu ihm gekommen und habe ihm den Treffpunkt des Parkplatzes vor dem Löwenpark Westerholt genannt. Um 21 Uhr des 17. April sei er dort eingetroffen, und habe, ohne aus seinem Wagen auszusteigen, von Pohlschmidt 2.000 Mark erhalten. Dabei habe er die anderen drei angeklagten Spieler in der Nähe des anderen Wagens erkannt.
Burdenski hatte also selbst Geld erhalten, wofür jedoch, wusste er unlogischerweise nicht zu sagen. Erst später, als er bereits in Bielefeld unter Vertrag war, habe er erfahren, um welche Gelder es gegangen sei. »Da habe ich Angst bekommen.« Den Verteidigern Dr. Hütsch und Rechtsanwalt Weber ging es darum, die Glaubwürdigkeit des Zeugen zu erschüttern, da in den Protokollen der verschiedenen Vernehmungen von Burdenski unterschiedliche Angaben beteiligter Spieler gemacht worden waren. Außerdem habe er zuerst ausgesagt, die Spieler hätten sich in einer Gaststätte am Löwenpark getroffen, diese hatte aber nachweislich am 17. April geschlossen.
Wo die Wahrheit tatsächlich lag, konnten auch die Zeugen der Verteidigung nicht erhellen. Kindermann forderte für alle vier Spieler Sperre und eine Geldstrafe in Höhe von 2300 Mark. Das DFB-Sportgericht folgte der Forderung und sperrte die vier Spieler. Dieter Burdenski, der gestanden hatte, Geld genommen zu haben, durfte mit der Genehmigung des DFB weiter spielen. Kindermann ging sofort nach
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