Die Spitze des Eichbergs
Jusufi
Finanziell war es um Schalke schlecht bestellt. Die Spieler hatten bei ihrem Gehalt sogar auf 430.000 Mark verzichtet, die sie jedoch über Siegprämien wieder einspielen konnten. Und zu Beginn sah es auch ganz danach aus. Einem 5:0-Sieg im Pokal gegen 1860 München folgte ein 4:0 gegen Eintracht Frankfurt. Die Schalke-Fans schöpften wieder Hoffnung. Erwin Kremers schien wieder der alte zu sein, Ab-ramczik spielte gleich fünf Frankfurtern einen Knoten in die Beine, und in der Mitte stand ein Klaus Fischer, der nach Herzenslust einschießen konnte.
Auf der Bielefelder Alm hatte Schalke mit 2:3 knapp das Nachsehen, aber im Heimspiel gegen Bayern München gab es wieder Fußball, wie die Fans ihn mögen. Schalke hatte gleich Chancen für drei Spiele, aber am Ende war Ivica Horvat auch trotz der schlechten Chancenverwertung über den 2:1-Sieg glücklich. 62.000 Zuschauer im Parkstadion dachten genauso und verziehen es den Spielern, die schon mit den Gedanken auf dem Bökelberg schienen; dort trennte man sich torlos.
Im Verlauf der Hinrunde schlug sich die Schalker Elf wirklich tapfer. Im DFB-Pokal erreichte Schalke 04 durch ein Tor vom kurzsichtigen Norbert Elgert in letzter Sekunde gegen den VfB Stuttgart die dritte Runde. Nach dem Spiel meinte Horvat: »Wenn der Norbert Elgert nächste Woche seine Haftschalen bekommt, ist er bestimmt noch besser.«
Schalke gewann danach bei Darmstadt 98, in Nürnberg und zu Hause gegen den BVB mit 5:1. Bei diesem Spiel schoss Klaus Fichtel das 15.000. Tor der Bundesliga. Na ja, eigentlich das 14.999., denn da gab es noch am 27.11.1976 das abgebrochene Spiel Kaiserslautern gegen Fortuna Düsseldorf, das beim Stande von 0:1 abgepfiffen, aber später mit 0:2 gewertet wurde. Hier taucht somit ein Tor auf, für das es keinen Schützen gab. Somit schoss das 15.000. Tor der Bundesliga eigentlich der Gladbacher Bruns, doch um die reine Torstatistik nicht auf den Kopf zu stellen, nimmt Fichtel auch weiterhin seine Stelle ein.
Sollte an die Erfolge der frühen 70er anknüpfen: Ivica Horvat
Gerade die Heimspiele wurden zur Schalker Schwäche. Gegen Stuttgart, Köln, Kaiserslautern, Düsseldorf und Braunschweig blieben wichtige Punkte nicht im Parkstadion. Hinzu kam ein ungeheures Verletzungspech: Die Kremers-Zwillinge, Larsson, De-mange, Elgert, Sobieray und Thiele fielen lange aus. Als auf Schalke sowohl in der Meisterschaft als auch im Pokal (1:2-Niederlage bei Bayer Uerdingen) der Zug abgefahren war, hieß das einzige Saisonziel nur noch das Erreichen des UEFA-Cups. Doch die Rückrunde begann gleich mit einer Niederlage. Bei Eintracht Frankfurt, wo ExTrainer Friedel Rausch seinen Einstand gab, setzte es eine 1:3-Schlappe.
Nach weiteren Niederlagen gegen Bayern München und Werder Bremen stand ein »Schicksalsspiel« auf dem Programm. Gegen den VfL Bochum musste gewonnen werden, wollte man nicht ganz in den Abstiegsstrudel geraten. Ausgerechnet dieses so entscheidende Spiel wurde für eine Trikot-Benefizaktion der Deutschen Krebshilfe genutzt. Dr. Mildred Scheel, Gattin des damaligen Bundespräsidenten, führte den Anstoß aus und nahm einen Scheck in Höhe von 10.000 Mark entgegen.
TRAINERKARUSSELL
Doch nach der 1:3-Niederlage war keinem mehr nach Benefiz zumute. Ötte Tibulsky kurz und knapp: »Schalke hat viele Fußballer, aber keine Mannschaft.« Tags darauf wurde gehandelt. Während sich Horvat und Jusufi noch am Sonntag ein Spiel der Schalker A-Jugend gegen Wanne-Eickel (4:1) anschauten, war Siebert die Möglichkeit eingefallen, eventuell Gyula Lorant an den Schalker Markt zu holen. Der zuletzt in München weniger erfolgreiche Ungar wurde am Nachmittag bei Verwandten in Köln ausfindig gemacht, und er ließ sich von Charly Neumann nach Gelsenkirchen bringen, wo Günter Siebert zu Verhandlungen auf ihn wartete.
Am späten Abend wurde man sich einig: Lorant sollte zunächst einmal das Traineramt bis zum Saisonende bekleiden, danach sollte über eine weitere Tätigkeit gesprochen werden. Günter Siebert: »Gyula Lorant ist als harter Mann bekannt. Ich glaube, dass er zumindest zum jetzigen Zeitpunkt der richtige Trainer für unsere Mannschaft ist, weil er durchgreifen kann.« Siebert gab Horvat nicht die Alleinschuld an der Schalker
Misere, doch auch Horvat sah ein, dass man handeln musste. Auf der anstehenden Jahreshauptversammlung musste sich Siebert den 607 Mitgliedern stellen. Obwohl keine Wahlen anstanden, war das Hans-Sachs-Haus gut gefüllt, vieles drehte sich um
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