Die Spitze des Eichbergs
sprach sich dafür aus, das Vergehen dem DFB zu melden. Doch Schalkes juristischer Berater Dr. Hütsch habe laut Kindermanns Anklageschrift geraten, keine Meldung an den DFB zu machen. Aber eine anonyme Anzeige machte den DFB aufmerksam, der nun wegen Unterlassung der Anzeige und Verdacht auf weitere Manipulation der Spiele gegen den MSV und HSV Anklage erhob.
Gut gekleidet in die Schuldenfalle: Friedel Rausch, hier mit Dr. Hütsch
In der Verhandlung wies Siebert glaubhaft und überzeugend nach, dass er die Aussage von Rausch, er habe mit dem Geld Spiele manipuliert, von vornherein als Alibi für seine Veruntreuung gewertet habe. Er, Siebert, habe als Präsident nie und nimmer an die Rauschsche Version geglaubt. In dieselbe Kerbe schlug auch Dr. Hütsch, der allein mit Hilfe des Datums nachwies, dass eine Manipulation von Rausch schon zeitlich unmöglich gewesen wäre. Die erste Geldentnahme von Rausch sei im November 1973 erfolgt, also fast fünf Monate nach den entsprechenden »Verdachtsspielen« im Juni gegen den MSV und HSV.
Das DFB-Gericht zeigte sich von alledem -unbeeindruckt und unterstellte dem jetzigen Schalke-Trainer grob unsportlich gehandelt zu haben, als er seinen Verein so unter Druck setzte, der selbst in Prozesse verstrickt war. Für den Verein Schalke 04 erklärte der Vorsitzende des DFB-Gerichts, der Verein habe sehr wohl und sofort das Vergehen von Rausch dem DFB melden müssen. Das Ende vom Lied: Vier Monate Berufsverbot für Friedel Rausch.
RIEN NE VA PLUS
Als gar nichts mehr ging, musste Friedel Rausch gehen. Dr. Hütsch und sein Vorstand machten Ende Dezember 1977 Uli Maslo, den bisherigen Jugend- und Assistenztrainer, zum sportlichen Verantwortlichen. Auch die Mannschaft hatte sich für Maslo als Nachfolger ausgesprochen, was dem Vorstand ganz gelegen kam. Maslos erstes Spiel auf der Trainerbank verlief äußerst unglücklich. Im DFB-Pokal-Viertelfinale unterlag man der Düsseldorfer Fortuna knapp mit
0:1. Im Wiederholungsspiel versagten Klaus Fischer die Nerven, er verschoss einen Elfmeter und damit zerplatzten die Schalker Träume vom Einzug ins Halbfinale wie eine Seifenblase. Doch durch Uli Maslo ging noch einmal ein Ruck durch die Mannschaft. Selten war auf Schalke härter trainiert worden als in den Tagen nach dem Pokal-Aus. Ein Fitnesstraining, das sogar an Silvester und Neujahr durchgezogen wurde, sollte die Mannschaft auf das Bevorstehende vorbereiten.
Dabei musste Uli Maslo zunächst auf Klaus Fichtel verzichten. Das Verfahren im Bundesligaskandal gegen den Schalker Libero war zur Jahreswende 75/76 vom Verfahren gegen die weiteren Schalker Spieler abgetrennt worden. Während Libuda, Lüt-kebohmert, Fischer, Rüssmann, Sobieray, Senger, Galbierz und Wittkamp damals vor dem Landgericht Essen ein Geständnis ablegten und wegen Meineids verurteilt wurden, beteuerte Klaus Fichtel bis zuletzt seine Unschuld. Im Januar 1978 nun das endgültige Urteil gegen »Tanne«. Nachdem ihn ein ordentliches Gericht zu einer Geldstrafe von 9.900 Mark wegen Meineids verurteilt hatte, zog nun auch der DFB nach und sperrte ihn bis zum 22. Januar 1978. Eine erneute Berufung hätte wohl nichts mehr gebracht, Klaus Fichtel akzeptierte das Urteil murrend. Damit war nun auch das allerletzte Kapitel des Bundesligaskan-dals zugeklappt.
Gegen Kaiserslautern dann das erste Erfolgserlebnis (3:0), es folgt eine Achterbahnfahrt, am Ende belegen die Schalker einen neunten Platz (sogar noch vor dem FC Bayern, der nur Zwölfter wird), Meister wird der 1. FC Köln.
37. OSKAR'S COMING HOME
Doch Schalke wäre nicht Schalke, wenn es da nicht noch eine weitere Geschichte gegeben hätte. Hinter den sportlichen Kulissen hatte es weitere Machtkämpfe um den Präsidentenposten gegeben. Günter Siebert, von Dr. Hütsch nicht auf die feine Art ins Abseits gestellt, machte auf der Jahreshauptversammlung des Klubs einen erneuten Führungsanspruch geltend und verzichtete auf den Managerposten. In einer turbulenten Nacht im Hans-Sachs-Haus konnte er sich gegen Dr. Hütsch durchsetzen.
»Gehen Sie nach Essen, wir brauchen Sie nicht mehr!« Mit diesen Worten schickten Schalkes Mitglieder ihren 16 Monate lang amtierenden Präsidenten in die Wüste. Schalkes neuer Vorsitzender schwamm derweil auf einer Woge der Begeisterung, hatte er doch mit der absoluten Mehrheit von 437 der 831 abgegebenen Stimmen ein sensationelles Ergebnis erzielt. Das war am 10.3.1978 um 23.45 Uhr. Um 1.20 Uhr drohte er schon wieder mit Rücktritt, da
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