Die Spitze des Eichbergs
genügte, war wieder in greifbare Nähe gerückt. Nach dem 1:0-Sensationssieg (Tor durch Manfred Drexler) bei den Bayern aus München weinten und umarmten sich die Schalker Spieler, der Relegationsplatz und der damit »fast sichere« Verbleib in der Bundesliga schienen gerettet. Selbst Rudi Assauer tanzte umher: »Wir haben es geschafft, wir haben es tatsächlich noch geschafft!«
Im letzten Spiel gegen den großen Meisterschaftsfavoriten Hamburger SV verlor man zwar mit 1:2, doch die Berliner unterlagen gleichzeitig mit 2:3 in Köln, so dass Schalke noch in die Relegationsspiele durfte. Und als Bernhard Dietz, Wolfram Wuttke und Uli Bittcher schon mit ihren Gedanken beim Gegner Bayer 05 Uerdingen waren, streckte Uli Stein für den HSV die Meisterschale im Parkstadion in die Höhe.
Die Schalker waren sich ihrer Sache sicher. Alles andere als ein Sieg über die Krefelder wäre eine Riesenüberraschung gewesen. Doch der Zweitliga-Dritte spielte nicht mit. Der Aufstieg in die Bundesliga, 75.000 Mark Prämie und noch einige Top-Prämien, die einheimische Firmen vor dem Anpfiff stifteten, waren für den Zweitligisten offen-bar genügend Stimulanz, um dem Favoriten aus Schalke schon von der ersten Minute an ernsthaft ans Leder zu wollen. Die Schalker verschliefen die komplette erste Hälfte und, eh sie sich versahen, stand es 0:3. Die schlappe Einstellung versuchten sie nach dem Seitenwechsel mit einer Art Forechec-king wett zu machen. Doch die Uerdinger blieben mit ihren Kontern immer brandgefährlich. Erst als bei ihnen die Kräfte nachließen, konnte Drexler mit einer Kopfball-»Bo-genlampe« den einzigen Schalker Treffer erzielen. Schalke hatte im Kampf um die Erstklassigkeit eine herbe Niederlage erlitten.
Doch noch gab es das Rückspiel. 55.000 Zuschauer wollten ihre Mannschaft nach vorne peitschen. Es war ein herrlicher Tag. Strahlende Sonne, flirrende Hitze, ein wolkenfreier Himmel über dem Parkstadion. Die Fans sahen über die gesamte Spielzeit ein »giftiges« Anrennen, bei dem Uerdingens Torwart Werner Vollack mit tollen Paraden über sich hinaus wuchs. Obwohl Schalkes Angriffe meist einfältig mit hohen Flanken in den Strafraum vorgetragen wurden und den Stürmern die zündenden Ideen fehlten, gab es genügend Chancen, den Zwei-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen.
Aber nur Manfred Drexler traf nach einer guten Stunde - das war zu wenig. Lähmendes Entsetzen nach der Partie bei Dr. Fenne: »Wie es bei uns weiter geht, weiß ich selbst noch nicht.« Schalke war der »Verlierer der Saison 1982/83«. Mit allem hatte man gerechnet, aber nicht damit, dass Schalke sofort wieder absteigt. Was ein Menschenleben lang undenkbar gewesen ist, nämlich Schalke und die Zweitklassigkeit, wurde den treuen Fans zwischen 1981 und 1983 gleich zweimal zugemutet. Was 1981 noch als »Betriebsunfall« abgetan wurde, hatte sich nun bitter wiederholt. Der Sturz war schmerzhaft, die Aussicht auf schnelle Heilung finster.
45. AUFERSTANDEN AUS RUINEN
In der Relegation war Schalke gegen Bayer 05 Uerdingen gescheitert und damit zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren abgestiegen. Schalke wurde in der gesamten Republik mit Spottgesängen überhäuft. 1983 war eines der härtesten Jahre, um Schalke-Fan zu sein.
Es nutzte alles nichts, es musste weiter gehen. Erst einmal wurde »abgespeckt«. 13 Spieler verließen Schalke, unter ihnen Norbert Nigbur (schon in der Saison zuvor geschasst und nun ohne Verein), Wolfram Wuttke (HSV), Uli Bittcher (BVB), Werner Lorant (Hannover 96) und llyas Tüfekci (zunächst an Fenerbahce Istanbul ausgeliehen). Auch der Helfer in der Not Jürgen Sundermann machte Platz auf der Trainerbank für Diethelm Ferner, der den Spielmacher Bernd Dierßen von Hannover 96 gleich mitbrachte. Zudem verstärkten »der Boxer« Klaus Täuber und Vorstopper Michael Jakobs das Team. Mehr war nicht drin für den Zweitligisten. Gerne hätte man Rudi Völler oder Herbert Waas verpflichtet, doch die waren schlicht zu teuer.
Neuanfang in der Zweiten Liga: Trainer Diethelm Ferner und Theo Büker.
Die Vorbereitung auf die neue Saison verlief ausgesprochen hart. Klaus Täuber: »Ich habe ja schon einiges in meiner Profikarriere miterlebt, aber zum ersten Mal trainiere ich vier Mal am Tag.« Das sollte sich auszahlen. Gleich im ersten Spiel gegen den SC Charlottenburg (im Tor stand damals Andy Köpke) legte Schalke die Marschrichtung fest, 3:0, das Ziel hieß ganz klar Wiederaufstieg.
Und dann gab es da noch einen, der
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