Die Spitze des Eichbergs
gegen den BVB (0:2), Werder (4:0), Nürnberg (0:1). Schalke hatte nach zehn Spieltagen gerade einmal gewonnen (2:0 gegen Hertha BSC) und stand schon wieder mit dem Rücken zur Wand.
44. MEIN GOTT, WALTER!
Norbert Nigbur war auch nicht mehr in bester Verfassung, ein ums andere Mal unterliefen ihm Flüchtigkeitsfehler. Nach dem 2:2 in Karlsruhe hatte er einen ganz schlechten Tag erwischt. Im Bus sagte er noch zu Trainer Sigi Held »Ich komme morgen am Sonntag zum Sondertraining«. »Nein«, sagte der, »komm auf die Geschäftsstelle«. Hier wurde ihm von Dr. Fenne, Assauer und Held mitgeteilt, dass er ab sofort beurlaubt sei. Als seinen Nachfolger holte man Walter Junghans, der beim FC Bayern zuletzt nur noch auf der Bank saß. Nigbur war stinksauer über seinen Rausschmiss und erzwang am Arbeitsgericht Gelsenkirchen per einstwelliger Verfügung seine Teilnahme am Schalker Training.
Im ersten Spiel brauchte Schalkes Neuerwerbung nur selten in Erscheinung treten, gegen Leverkusen gab es ein 2:0 und Junghans hatte einen ruhigen Freitagabend. Trotzdem wurde er von den Schalker Fans sehr skeptisch empfangen. Und so wurde er bei jeder kleinen Unsicherheit auch stets ausgebuht. Der Schatten seines Vorgängers war noch sehr groß. Als weitere Verstärkung wurde Wolfram Wuttke von Gladbach zurückgekauft. Das war auch bitter nötig, denn ein Mittelfeldregisseur fehlte Schalke an allen Ecken und Enden.
Um den Sturz ins Bodenlose zu verhindern, hatte Sigi Held in der Winterpause sein Amt zur Verfügung gestellt. Sogar die Mannschaft hatte sich dafür ausgesprochen, den Trainer zu wechseln, und so vollzog man die Trennung »in beiderseitigem Einvernehmen«. Als neuer Trainer wurde Jürgen Sundermann von Assauer verpflichtet. Ein alter Hase im Bundesliga-Geschäft, dessen Frau Monika als »Dalli-Datli«-Assistentin nicht minder berühmt war, sollte es richten.
Schützte Rudi Assauer vor Fanübergriffen: Zeugwart Flexi Simon
Im Pokal hatte es Schalke bis ins Viertelfinale geschafft. Hessen Kassel, FSV Mainz und Arminia Bielefeld wurden aus dem Weg geräumt. Doch nun hieß der Gegner 1. FC Köln, der mit dem ehemaligen Schalker Wunderstürmer Klaus Fischer antrat. Nach einer halben Stunde stand es bereits 3:0 für die Geißböcke. Das Bewundernswerte an diesem Spiel, so formulierte es ein Schalke-Fan, war, dass die hilflosen Schalker sich immer wieder zum Anstoß aufstellten. Klaus Fischer traf dabei gegen seinen Ex-Klub zum 4:0. Als es dann zum Schluss 5:0 hieß, wurde auf Seiten der blau-weißen Fans unüberhörbar »Assauer raus!« gefordert.
Die Situation wurde immer prekärer. Nun wurden auch die Zuschauer immer nervöser. Beim Spiel gegen den VfB Stuttgart (1:3) flog dem Schiedsrichter Prof. Dr. Limbach ein Bierbecher gegen den Kopf. Nun dachte man darüber nach, ein Schutzgitter zu bauen, denn bereits am 11. September 1982 hatte sich ein ähnlicher Vorfall ereignet, als Schiedsrichter Tritschler nach dem Spiel gegen Kaiserslautern (0:0) von einer Blech-Trompete an der Stirn getroffen wurde.
Schalke wurde mit einem Bußgeld belegt und es drohte eine mögliche Platzsperre. In der Halbzeit des Stuttgartspiels wollte ein Rowdy Rudi Assauer sogar an den Kragen, er konnte aber noch rechtzeitig von Masseur Holger Berger und Zeugwart Flori Simon abgewehrt werden. Und die Negativserie riss zunächst nicht ab. Gegen den BVB (1:2) musste man die Schalker Anhänger mal wieder »Mein Gott, Walter!« stöhnen hören. Auf der Linie reagierte Walter Junghans oft weltmeisterlich, beim Herauslaufen und bei hohen Flankenbällen allerdings sah er oft alt aus. Damit hatte Schalke auch sein drittes Heimspiel der Rückrunde verloren. Pleiten danach auch noch gegen Nürnberg, Bremen, Düsseldorf und Leverkusen. So langsam wurde es eng mit dem Klassenerhalt.
SCHLIMMER GEHT'S NIMMER
Schalke mobilisierte noch einmal alle Kräfte und im Spiel gegen Bielefeld platzte der Knoten. Beim 5:0-Erfolg gelangen den Schalkern seit 1978 das erste Mal wieder fünf Tore in einem Spiel. Herausragender Akteur war Wolfram Wuttke, der gleich drei Tore erzielte. Es lief alles wie am Schnürchen, in den Schlussminuten gelangen selbst Hackentricks, die die Spieler aus Angst vor dem Misslingen in den Monaten zuvor erst gar nicht versuchten. Schade nur, dass die Schalker ihre Zuschauer schon vorher so mit ihren Leistungen verärgert hatten, dass sich bei diesem Spiel gerade einmal 6.700 Zuschauer im weiten Rund verloren. Der 16. Platz, der zur Relegation
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