Die Spitze des Eichbergs
den letzten Spielen gegen Nürnberg (1:1), Kaiserslautern und Köln (beide 0:2) war der Abstieg besiegelt.
DER NEUANFANG
Bisher gab es immer Dinge, die nicht sein durften, weil sie nicht sein konnten: etwa, dass der Papst Protestant wird, oder Breshnew Katholik oder China eine Demokratie. Ganz ähnlich verhielt es sich mit Schalke und der Zweitklassigkeit. Der Abstieg galt bislang als Fremdwort im Glaubensgut ganzer Generationen, die mit diesem Club fieberten. Doch nun gab es nur noch Lethargie und lähmendes Entsetzen. Es musste einen Neuanfang geben. Klar, dass Assauer seine eigenen Vorstellungen aus dem hohen Norden mitbrachte und der als »Rauswurf-Experte« geltende Manager auch vor Jusufi nicht Halt machte. Zumal Ju-sufi in Spielerkreisen als unbeliebt galt. Norbert Nigbur: »Wenn ich ungestraft erzählen dürfte, was mit Jusufi los war, dann würden einigen Herren die Augen übergehen.« Und Klaus Fischer: »Jusufi war ein Diktator, Demokratie war für ihn ein Fremdwort. Er war außerdem ein Egoist.« Harte Worte, doch die Herren Spieler hätten sich auch ruhig mal an die eigene Nase fassen können. Auf Assauers Initiative hin wurde Slgi Held als neuer Trainer verpflichtet. Mit Wuttke (Gladbach) und Fischer (Köln) verließen zwei Leistungsträger den Verein. Aber es waren immer noch gestandene Spieler im Kader wie Drexler, Thiele und Nigbur, zudem wurden Norbert Janzon vom Meister FC Bayern und der türkische Nationalstürmer llyas Tüfekci vom VfB Stuttgart geholt, und Rüdiger
Abramcziks acht Jahre jüngerer Bruder Volker verstärkte das Team. Zu Ehren ihres Landsmanns tanzte vor dem Anstoß der Partie gegen Alemannia Aachen eine türkische Folkloregruppe aus Ankara auf dem Rasen des Parkstadions.
Klaus Fischers Entscheidung, Schalke zu verlassen, wurde von allen Seiten respektiert. Er hatte 14 Monate nach seinem Beinbruch gerade wieder den Anschluss gefunden und sogar seinen Platz in der Nationalmannschaft zurück erobert. Eine Saison in der 2. Liga wäre da ganz sicher nicht förderlich gewesen. Mit Klaus Fischer verließ der letzte Spieler, der an dem unsäglichen Skandal-Spiel gegen Arminia Bielefeld im April 1971 beteiligt war, den Klub. Statt FC Bayern, Hamburger SV und Borussia Mönchengladbach hießen die Gegner nun eben Wor-matia Worms, SpVgg Bayreuth und Union Solingen. Und schon vom ersten Spieltag an war klar, dass Schalke nur ein Ziel hatte: Wiederaufstieg! Im Auftaktspiel gab es vor 35.000 begeisterten Fans ein 3:1 gegen 1860 München, so langsam kam der Spaß zurück. Auf der Schalker Jahreshauptversammlung hatte Präsident Fenne ebenfalls gute Zahlen zu bieten. Fast vier Millionen Mark Schulden hatte der Verein in knapp einem Jahr abgebaut.
DER ERFOLG HEILIGT DIE MITTEL
Ein schönes Weihnachtsgeschenk für alle Schalker gab es beim 3:0 gegen Kickers Offenbach, der Sieg brachte die Herbstmeisterschaft. So konnte es ruhig weiter gehen - und so ging es auch weiter. Am Ende wurde Schalke Zweitliga-Meister mit 51 Punkten, doch entgegen der jahrelangen Erfahrung wurde auf Schalke kaum gefeiert. Man feierte eher ein stilles Fest mit verhaltener Freude. Schalke war von der Sachlichkeit eingeholt worden. »Wir haben uns gefreut, dass wir gegen alle Widerstände und trotz der Skepsis vieler Querulanten nach einem Jahr wieder oben sind«, sagte Präsident Fenne. »Die Zuschauerzahlen haben uns gezeigt, dass sachliche Arbeit und saubere Methoden auch in Schalke angenommen und honoriert werden.« Rund 475.000 kamen zu den Heimspielen, und auswärts führte Schalke sämtliche Hitlisten an: In Hannover reichten die Karten nicht aus, Wattenscheid erlebte »das Spiel des Jahrhunderts«, in Essen, Freiburg, Solingen, Köln purzelten die Saisonrekorde, wenn Schalke kam. »Die 2. Liga wird weinen, dass wir aufgestiegen sind, aber die 1. Liga kann sich freuen«, so Rudi Assauer.
Gut gebrüllt, Assi: Schalke feierte ruhig den Wiederaufstieg
Für die neue Bundesliga-Saison 1982/83 wurde bei Schalke mehr in Masse als in Klasse investiert. Einzige Ausnahme bildete Bernhard Dietz, der zwar schon 34 Jahre alt war, aber immer noch die Abwehr zusammen halten konnte wie kaum ein Zweiter. Während der Saisom kam noch Werner Lorant als weitere Neuverpflichtung, der es dann auf neun gelbe Karten bringen sollte. Zu Beginn schien die erste Liga für Schalke doch noch eine Nummer zu groß zu sein. Gladbach hatte beim 4:2-Sieg wenig Mühe und auch in Stuttgart (1:2) konnte man nicht überzeugen. Hinzu kamen Niederlagen
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