Die Spitze des Eichbergs
Röber.
Wörtlich schrieb die Bild: »Damit das auch niemand für einen Scherz hält, haben die Herren ihre Spendenerklärung schon bei einem Notar hinterlegt. 5,1 Millionen -Schalke braucht nur zuzugreifen.« Und Josef Löbbert wird zitiert:»Das ist unser Angebot. Wir wollen keine Unruhe, wir wollen den Club retten.« Am Ende brachte es aber genau das: Unruhe. Die finanzielle Lage spitzte sich immer mehr zu. Schalke drohte der Konkurs wegen Zahlungsunfähigkeit. Am Ende des Jahres 1980 mussten für mindestens zwei Millionen Mark Spieler verkauft werden, um den drohenden Ruin zu vermeiden. »Es bleibt uns keine andere Wahl. Wir müssen verkaufen, um dem Verein wenigstens eine finanzielle Basis zu erhalten«, erklärte Dr. Fenne. Nach Rüdiger Abramczik wurde im Dezember auch Rolf Rüssmann für 800.000 Mark Ablöse an den BVB veräußert. Auch Wolfram Wuttke, Kurt Jara und Norbert Elgert wurden bereits mit anderen Vereinen in Verbindung gebracht. Der Zwangsverkauf war gleichbedeutend mit dem Ende der sportlichen Erstklassigkeit.
Nach den Notverkäufen brauchte Schalke trotzdem noch einen guten Zuschauerschnitt zur Deckung der anfallenden Kosten. Ob eine blau-weiße Rumpfmannschaft aber noch so viele Interessenten anlocken konnte, war zweifelhaft. Die Schalker Absicht hinter den Verkäufen war klar: Die vorhandenen Schulden sollten möglichst jetzt getilgt werden, damit der Traditionsverein, wenn er schon sportlich absteigt, wenigstens die finanziellen Kriterien für die zweite Liga erfüllt. Die Lichter gingen aus, zappendüster wurde es zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal.
43. DIE LICHTER GEHEN AUS
Die Saison 1980/81 wurde überschattet von massiven Finanzproblemen. Abramczik und Rüssmann mussten zum BVB transferiert werden, um den Verein nicht in die Zahlungsunfähigkeit geraten zu lassen. Zum ersten Mal drohte die Zweitklassigkeit.
KURZES AUFBÄUMEN
Die Schalker Finanzkrise brachte eine ungeahnte Spendebereitschaft ins Rollen. Selbst ein Zehnjähriger schrieb an den S04 einen Brief (»Mein Taschengeld für den Januar schicke ich Euch als kleine Spende für den Verein«) und legte zehn Mark bei. Ein Fan schickte einen ganzen Goldbarren und eine Anhängerin aus Kenia beteiligte sich mit 20 Mark. Finanziell war man auf Konsolidierungskurs, sportlich aber war nach dem Aderlass von Abi und Rüssmann nicht viel los.
Trainer Fahrudin Jusufi gab trotzdem die neue Parole aus: »Wir geben uns nicht auf!« Im letzten Spiel der Hinrunde gab es auch noch mal ein 2:0 beim 1. FC Köln, das Hoffnung weckte. Doch wieder alles nur ein Strohfeuer, gleich im nächsten Spiel ging Schalke bei Eintracht Frankfurt mit 0:5 baden. Gegen den haushohen Favoriten FC Bayern schaffte man zwar unter großem Jubel noch ein 2:2, gegen den Spitzenreiter HSV gab es sogar einen 2:1-Sieg vor 67.000 Zuschauern im fast ausverkauften Parkstadion. Doch eine 0:6- Heimpleite gegen den VfL Bochum war für Jusufi »die finsterste Stunde meiner Laufbahn«.
Bereits gegen 16.40 Uhr drängten Tausende zu den Ausgangstoren des Parkstadions, es stand bereits 0:3, und so etwas Grausames hatte man in Gelsenkirchen schon lange nicht mehr gesehen. Von den 40.000 Zuschauern harrten gerade einmal 12.000 bis zum Abpfiff aus. Der Trauermarsch war auch ein Zeichen dafür, dass man die Knappen aufgegeben hatte. Am nächsten Spieltag dann das wohl letzte Schicksalsspiel: Aber auch in Duisburg klappte rein gar nichts. Und selbst der eigens angereiste Ruhrbischof Franz Hengsbach konnte mit seinem Beistand die 1:5-Klatsche nicht verhindern.
EIN »DICKER FISCH«
In dieser ausweglosen Situation plante Schalke-Präsident Dr. Fenne schon für die 2. Liga und zog dabei einen »dicken Fisch« an Land. Rudi Assauer, zum damaligen Zeitpunkt Manager beim bereits als Aufsteiger feststehenden SV Werder Bremen, sollte das Manageramt auf Schalke für die kommende Saison bekleiden. In Bremen schlug die Nachricht vom Wechsel des Managers ein wie eine Bombe. Bremens Libero Klaus Fich-tel, der erst vor wenigen Tagen einen Vertrag bei Assauer für Werder unterschrieben hatte, sagte: »Ich bin völlig überrascht und tief enttäuscht.«
Schalkes neuer Manager nannte auch sofort die Ziele, die er auf Schalke hatte: »Es muss gelingen, dem Verein ein gutes Ansehen zu verschaffen und den sportlichen Erfolg zurückzuholen, und das heißt für mich, mit Schalke wieder an die Spitze der Bundesliga vorzustoßen.« Ein Weg, der mit eini-gen Stolpersteinen gepflastert sein sollte, denn nach
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