Die Spitze des Eichbergs
ebenfalls 1:1 im Heimspiel gegen Dynamo Dresden (Tor durch Christensen). Es folgte ein Schicksalsspiel für Holger Osieck. Bochums Trainer stürmte als kleiner Junge auf Schalke, Vater Gustl Osieck starb sogar beim Spiel der Schalker in Saarbrücken an einem Herzinfarkt. Und dann der große Knatsch mit Königsblau: Als Jugend-Trainer angeheuert, als Weltmeister mit Franz Beckenbauer nach Marseille abgesprungen, gab's ein Jahr lang Gerangel um Vertragsklauseln und Abfindungssummen. Nun sollte Schalke wieder Schicksal spielen, doch Bochum gewann äußerst glücklich mit 1:0. Uwe Leifeld war nach dem Match wütend: »Rob Reekers hatte wohl Blut getrunken«, zeigte er sein Unverständnis für das ruppige Spiel des Holländers in den Reihen des VfL.
Gegen einen weiteren - aus heutiger Sicht ehemaligen - Schalker Trainer ging es in der nächsten Partie gegen den 1. FC Köln. Jörg Berger hatte nach dem Match aber nur einen einzigen Kommentar abgegeben: »So ein Gurkenspiel von uns«. Dr. Markus Merk pfiff das Spiel gegen die Kölner, in dem die Schalker vor 61.400 Zuschauern eine ihrer besten Saisonleistungen brachten und die Rheinländer mit 3:0 nach Hause schickten.
Eine Halbzeitbilanz, die sich sehen lassen konnte: mit einem verdienten 1:1 beim Deutschen Meister 1. FC Kaiserslautern kletterte Schalke 04 am letzten Spieltag der Hinserie auf Platz 6. Auch auf dem gefürchteten Betzenberg hatten sich die Knappen keinesfalls versteckt. Der 1:1-Ausgleich durch Andy Müller per Fallrückzieher ä la Klaus Fischer wurde in der Sportschau zum »Tor des Jahres« gewählt.
Einem total unnötigen 1:2 beim HSV folgte am Tag vor Nikolaus ein wiederum eher glückliches 1:1 gegen die Frankfurter Eintracht (Tor duch Anderbrügge in der Schlussminute per Strafstoß) vor knapp 50.000 Zuschauern - und das, obwohl Pay-TV-Sender Premiere das Spiel unverschlüsselt übertrug. Der Verein sorgte dabei für Weihnachtsstimmung: Wunderkerzen wurden verschenkt, Schalke-Adventskalender und Aachener Printen verteilt. Charly Neumann hatte sogar vor, als Engel per Kran ins Parkstadion einzuschweben, aus Sicherheitsgründen wurde dieser Gag aber wieder abgesagt.
Ganz Schalke war glücklich über das Christkindl-Tor von Bent Christensen. Der Däne schoss das 1:0 in Nürnberg und bescherte damit den zweiten Auswärtssieg und schöne Aussichten: Beim Aufsteiger Schalke 04 wurde zu Weihnachten von einem UEFA-Pokalplatz geträumt.
65. ATTACKE-PROFI
»Dadi, dadi, dadidididididi - Attacke!« Der Baggerführer Marino Fioretti aus Essen, bekannt geworden als nimmermüder »Attacke«-Bläser, wurde zum ersten Profi-Fan der Fußball-Bundesliga. Während des Trainingslagers auf Gran Canaria hatte er einen Zwei-einhalb-Jahresvertrag erhalten. Ausgestattet mit Werbe-Mütze und -Trikot sollte der Hobby-Trompeter die Schalker künftig auch zu Auswärtsspielen begleiten. Für »Fio« erfüllte sich ein Traum, bisher musste er alle Kosten selbst tragen. Rund 7.500 Mark Gage sollte er jährlich erhalten, und die »Dienstreisen« waren für ihn fortan frei -ein absolutes Novum im deutschen Fußball, das wohl auch nur in der »Ära Eichberg« möglich war. Übrigens: In der Saison 2003/ 2004 trainierte »Fio« die E-Jugend von SV Altenessen 1912.
DIE NERVEN LIEGEN BLANK
Auf dem Spielfeld lief es nach der Winterpause gar nicht mehr. Einem 0:1 in Karlsruhe folgten in einem niveauarmen Spiel ein 0:0 gegen Werder Bremen und ein 0:2 bei Hansa Rostock. Die Talfahrt des FC Schalke 04 schien bedrohlich zu werden. Beim nächsten Match gegen seinen alten Club Fortuna Düsseldorf setzte Ristic wieder auf Günter Schlipper, doch Schalkes Offensiv-Abteilung war zu zaghaft - nur ein mageres 0:0 kam dabei heraus. Im Endspurt der Bundesliga ging den Königsblauen anscheinend die Luft aus. Auch gegen die Stuttgarter Kickers verlor man zu Hause mit 1:2. Die Nerven lagen blank. Da misslangen die einfachsten Dribblings, die Bälle rutschten selbst gestandenen Spielern wie Günter Güttier vom Fuß. Zudem patzte Torhüter Jens Lehmann, der mit seinem verunglückten Abschlag den Stuttgartern nach 15 Minuten das 1:0 als verspätetes Ostergeschenk auf dem silbernen Tablett präsentierte.
Als ein Scheitel ging: Günter Netzer
Und dann der nächste Paukenschlag: Der FC Schalke 04 trennte sich wieder von »Scheitel« Günter Netzer. Eichberg nannte als Begründung, dass sich die Schalker Vereinsführung entschlossen habe, die »Experimentierphase« über neue Wege des Managements
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