Die Spitze des Eichbergs
Zeit beim HSV.
Damit zog Günter Eichberg einen Schlussstrich unter die schon länger andauernden Querelen zwischen Manager Kremers und Coach Ristic. Der »Fall Leifeld« spielte bei der sensationellen Entwicklung nach Eichbergs Worten keine Rolle. Der Torjäger sollte nun in die Rehabilitation gehen und dann einen neuen Versuch starten. Das aber sollte nach Eichbergs Aussage »maßvoll« geschehen, nachdem Ristic den Ex-Bochumer vor die Wahl gestellt hatte: »Entweder du spielst oder du kannst wieder nach Hause gehen.« Darauf spielte Leifeld bei einem Testspiel eine Halbzeit und musste anschließend mit dick geschwollenem Knie seine Hoffnungen auf ein schnelles Comeback begraben.
Im beigefarbenen Sommeranzug betrat Günter Netzer bei seinem Amtsantritt die Schalker Geschäftsstelle. Sein strategisches Ziel: »In den nächsten drei Jahren den Club in den internationalen Fußball führen.« Sein erstes »strategisches Opfer« sollte Charly Neumann werden. Netzer: »In Schalke haben zu viele Leute mitgeredet«. Doch Charly bekam Rückendeckung durch Ristic: »Charly gehört zu Schalke, er ist Schalke.« Kurz drauf feierte Charly seinen 60. Geburtstag - ohne Netzer, der war in der Schweiz geblieben.
DER AUFTAKT
Im letzten Test vorm Bundesligaauftakt schlug Schalke den VfR Limburg mit 9:1, und Ristic geriet ins Schwärmen: »Die neun Tage Trainingslager haben viel gebracht. Sportlich und menschlich stimmt es jetzt bei uns.« Doch der »Attacke«-Schlachtruf der fast 55.000 Zuschauer inspirierte die Kicker kaum: nur ein mageres 0:0 gegen den HSV beim ersten Heimspiel. Schalke spielte viel zu brav. Bent Christensen, der mit einer schmerzhaften Blutblase spielen musste, war auch nach dem Match selbst von sich enttäuscht. Ein starkes Debüt hingegen gab Hendrik Herzog, der vom ehemaligen DDR-Oberligisten FC Berlin zu den Knappen kam.
Zwischendurch dufte Schalke 04 noch einmal auf der Anklagebank Platz nehmen. Das letzte Spiel in der 2. Liga gegen Darmstadt 98 hatte ein Nachspiel: Weil bereits vier Minuten vor dem regulären Ende Zuschauer auf den Platz stürmten und der Schiedsrichter das Spiel nicht mehr fortsetzen konnte, sprach der DFB-Kontrollausschussvorsitzende Hans Kindermann von irregulären Verhältnissen und verhängte eine Strafe von 25.000 Mark. Da war Schalke noch mal mit einem blauen Auge davon gekommen.
Beim ersten Auswärtsspiel der Saison wurde Schalke von einem Frankfurter Orkan überrollt. 0:5 kamen die Knappen unter die Räder, die Floskel »Schalke 05« bekam eine neue Bedeutung. Die Truppe von Dragoslav Stepanovic zeigte dabei eine Gala-Vorstellung, Andy Möller erzielte das 2:0 und 3:0. Bei den Schalker Spielern lagen die Nerven blank. Bent Christensen (Bild-Note: 5) zerschlug in den Katakomben des Waldstadions in seiner Wut eine Glasscheibe.
Fröhliche Feier, nachdem ihn Günter Netzer schon abschieben wollte: Charly Neumann feiert seinen 60. Geburtstag
Beim nächsten Heimspiel nutzte Steffen Freund, Neuzugang von Stahl Brandenburg seine Chance und köpfte die Königsblauen zum 1:0-Erfolg gegen den Club aus Nürnberg. Das Punktekonto war wieder ausgeglichen. Im DFB-Pokal dann aber wieder ein herber Rückschlag. Bei Zweitliga-Schlusslicht Rot-Weiß Erfurt setzte es eine empfindliche 1:2-Schlappe. Nach Christensen war es diesmal Jens Lehmann, der eine abgeschlossene Tür In einem Wutausbruch eintrat.
Schalke musste als nächstes bei den Münchener Bayern ran, damaliger Trainer: Jupp Heynckes. Schalkes großer Kampf beim »Goliath« Bayern wurde nicht belohnt, am Ende nur ein 2:3 aus Schalker Sicht. Jupp Heynckes, damals ziemlich unter Beschuss, konnte seinen Kopf noch einmal aus der Schlinge ziehen. Für Schalke aber hieß das, man musste nun im nächsten Heimspiel gegen den BVB punkten, ansonsten wäre bereits jetzt ein Abstiegskampf vorprogrammiert.
63. DAS REVIER-DERBY
Am knallheißen August-Samstag elektrisierte das Revier-Derby die Massen. Am Ende war es ein totaler Triumph für den FC Schalke 04.70.200 Zuschauer-ausverkauft-feierten einen grandiosen 5:2-Erfolg über den Erzfeind. Sogar Günter Netzer flippte aus: »Das habe ich nur einmal erlebt. Damals haben wir mit Real Madrid Barcelona aus dem Bernabeu-Stadion gefegt.« Kapitän Didi Schacht: »Ich konnte nicht begreifen, was da passiert. Wir haben zuletzt gespielt wie im Rausch.« Ingo Anderbrügge machte sein Treffer zum 1:0 besonders stolz: »Vier Jahre bin ich jetzt weg vom BVB - in dieser Zeit bin ich ein echter Schalker
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