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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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„ein Stück weit“ sagt.
    Wie passt das zusammen? Es ist schon richtig: Weichmacher schwächen die Aussage, sie wirkt dann weniger dominant. Doch genau das kann in manchen Situationen ein Vorteil sein. Wir haben es ja bereits angesprochen: Zu viel Dominanz fordert Widerstand heraus. Wer auch dort noch breitbeinig auftritt, wo er sich mit weniger Aufwand durchsetzen kann, erregt Widerwillen. Versehen wir unsere Anweisungen hingegen mit einem Weichmacher, so wirkt das harmloser. Das ist schlecht, wenn man sich gegenüber anderen behaupten muss, die dominanter auftreten, aber nützlich, wenn man die Fäden ohnehin in der Hand hält oder aber sich unauffällig in eine dominante Position bringen möchte. Wer in einer Organisation arbeitet, in der er mit dominantem Auftreten sofort die geballte Abneigung auf sich ziehen würde, wird ebenfalls diesen Weg wählen.
    Dominanz sollte also dosiert werden, auch und gerade wenn man Macht erreichen und halten will. Sprachliche Weichmacher können dabei helfen oder aber man passt den Tonfall entsprechend an (→ S. 49, „Den richtigen Ton treffen“). Allerdings darf eines nicht aufs Spiel gesetzt werden: Dass man eine Anweisung formuliert, daran darf kein Zweifel bestehen.
    Der Weg zum Besprechungsraum
    „Entschuldigen Sie“, wendet sich Frau Goldbach an Herrn Ergan. „Wo geht es hier eigentlich zum Besprechungsraum?“ Das ist eine „weiche“ Frage, aber keine Anweisung (wie man mit Fragen dominiert, erfahren Sie im Abschnitt „Machtfragen“, → S. 57).
    Eine Anweisung mit „Weichmachern“ wäre: „Entschuldigen Sie, Herr Ergan. Erklären Sie mir rasch, wie ich zum Besprechungsraum komme.“
    Vertraute Muster nutzen
    Vielleicht fragen Sie sich: Warum eigentlich werden Anweisungen überhaupt befolgt? Es wäre doch auch möglich, sich zu weigern oder überhaupt nicht zu reagieren. Erstaunlicherweise geschieht dies nur sehr selten. Denn ganz ähnlich wie bei dem Beispiel mit dem Fotokopierer (→ S. 29) nutzt jemand, der Anweisungen erteilt ein vertrautesMuster. Dann besteht unsere fast schon automatische Reaktion darin, ihr zu folgen.
    Das hat auch seinen Sinn. „Gehen Sie aus dem Weg!“, „Stellen Sie sich an Schalter vier an“ oder „Reichen Sie mir noch einmal die kleine Zange.“ Solche Äußerungen setzen uns unter einen unmittelbaren Handlungsdruck. Wenn wir zögern, legen wir uns bereits quer und dafür brauchen wir Gründe – wenn wir nicht gerade notorische Querulanten sind.
    Also gehen wir auf Nummer sicher und folgen der Anweisung, solange sie uns nicht seltsam oder unverschämt erscheint. Das ist häufig auch eine völlig angemessene Reaktion, zumal Anweisungen eher von Leuten gegeben werden, die in der Hierarchie über uns stehen und/oder denen man besser nicht widersprechen sollte: zum Beispiel Kunden, Amtspersonen oder Angehörige des Rettungsdienstes.
    Doch kann man sich dieses sprachliche Muster eben auch zunutze machen, wenn es um ein etwas anderes Ziel geht: sein Gegenüber zu dominieren.
    Sprache der Macht im Alltag: Wer hat das Sagen?
    Anweisungen zu geben, ist ein Zeichen von Dominanz. Wem es gelingt, seine Anweisungen so zu formulieren, dass das Gegenüber sie befolgt, der hat buchstäblich „das Sagen“.
    Vereinnahmen Sie nicht den Willen des anderen
    Wer sich eher vorsichtig an die Führungsrolle herantasten möchte, der gibt Anweisungen, gegen die kaum Widerstand zu erwarten ist, weil es dem anderen wenig Mühe bereitet, seinen Interessen nicht zuwiderläuft und vielleicht sogar zu seinen Aufgaben gehört. Aber vor einer Sache sollten Sie sich hüten: Dem anderen etwas abzuverlangen, das er selbst getan hätte, ohne dass Sie ein Wort darüber hätten verlieren müssen. Dadurch gewinnen Sie keine Dominanz, sondern Sie verärgern ihn.
    Auf den ersten Blick erscheint das paradox. Immerhin fordern Sie ja nur das, was der andere ohnehin tun will. Da könnte man ja annehmen, dass Sie sich in bester Harmonie wiederfinden. Doch das Gegenteil ist der Fall: Indem Sie eine Anweisung erteilen, verschiebt sich das ganze Gefüge von Macht und Verantwortung. Nun handelt der andere nicht mehr aus freien Stücken, sondern weil Sie es ihm gesagt haben. Und das ist etwas völlig anderes. Der eigene Wille wird von Ihnenvereinnahmt. Ihm jetzt noch zu folgen, kommt einer Unterwerfung gleich.
    Eltern kennen diesen Effekt. Angenommen, Ihr Kind will draußen spielen. Fordern Sie es auf: „Jetzt geh doch endlich mal vor die Tür. Die Sonne scheint so

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