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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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Sie das akzeptieren, verlierenwir kein Wort über Ihren Ausrutscher.“ Insoweit kommt man dem anderen entgegen. Andererseits aber handelt es sich um eine sehr massive Form der Zurückweisung. Immerhin spricht man ihm jedes Recht ab, einem Anweisungen zu erteilen, man geht einfach darüber hinweg und darin liegt natürlich auch eine Demütigung.
    Was geschieht nun in einer solchen Machtkonstellation? Das Gegenüber muss deutlicher werden, womöglich seinen Ton verschärfen. Doch genau das liegt ja vielleicht im Interesse des Verweigerers, weil er den andern dadurch leicht ins Unrecht setzen kann. Wer „in diesem Ton“ mit ihm redet, den darf er zurechtweisen – eine perfekte Art seine Dominanz zu demonstrieren. Am ehesten wird in dieser Weise jemand reagieren, der sich in einer überlegenen Position befindet und vom anderen herausgefordert wird. Gegenüber einem ebenbürtigen Gesprächspartner wäre es zu riskant und gegenüber einem statushöheren völlig unangemessen.
    Es gibt allerdings auch eine milde Spielart, nämlich ein Ablenkungsmanöver zu starten oder Nebel zu werfen, in der Hoffnung, unbehelligt davon zu kommen.
    Sich querlegen
    Die offensive Variante: Man erklärt, dass man der Anweisung nicht Folge leisten wird. Auch das ist eine massive Gegenreaktion, die sich aber durch eine Begründung abmildern lässt. Womöglich sind übergeordnete Interessen im Spiel, man ist gar nicht in der Lage oder es gibt ein zeitliches Problem. Auch hier macht der Ton die Musik. Er reicht von höflichem Bedauern bis hin zu aggressiver Zurückweisung, mit der man freilich ein starkes Dominanzsignal sendet: „Ich glaube, Sie sind nicht derjenige, der mir hier Anweisungen zu geben hat.“
    Das Querlegen kann allerdings einige Sympathien kosten, wenn das Anliegen des Gegenübers nicht unberechtigt erscheint. Sogar dann, wenn es ein wenig forsch im Ton gewesen sein sollte. Als derjenige aufzutreten, der den Laden aufhält, und das wegen dieser Lappalie, wirkt ungut. Wobei wir hinzufügen müssen: Jemand, der nicht davor zurückschreckt, wegen einer Lappalie den Laden aufzuhalten, setzt ein starkes Dominanzsignal.
    Die Anweisung abwandeln
    Die diplomatische Reaktion: Die Forderung wird nicht zurückgewiesen. Womöglich verdient das Anliegen ja durchaus Unterstützung. Wer dennoch Wert darauf legt, nicht zum Befehlsempfänger degradiert zu werden, wird die Anweisung nicht einfach so stehen lassen. Er wird sie zumindest kommentieren oder in einen „Vorschlag“ umwandeln: „Ich bin sehr froh, Herr Weichert, dass Sie das vorschlagen. Ich hatte nämlich auch schon daran gedacht.“ Dabei muss er gar nicht darauf hinweisen, dass ihm bereits ähnliche Gedanken im Kopf herumschwirrten. „Ich finde, das ist eine ausgezeichnete Idee, Herr Weichert. Genauso machen wir das.“ Mit dem entsprechenden Selbstbewusstsein intoniert, macht eine solche Bemerkung klar: Der Angesprochene stellt sich nicht unter den Stiefel des geschätzten Kollegen Weichert.
    Wer nach Dominanz strebt, wird den andern jedoch unmöglich mit seiner Anweisung durchkommen lassen – auch dann nicht, wenn der „Vorschlag“ gut war. Er muss ihn ändern, verbessern, übertreffen. Egal, was der andere von ihm verlangt, er bekommt etwas anderes. Ob man ihn überbietet oder unterbietet, spielt keine Rolle – es geht ausschließlich darum zu demonstrieren: „Derjenige, der hier bestimmt, was geschieht, bin ich.“
    Die Gegenstrategien aushebeln
    Nun versetzen wir uns wieder in die Lage der Person, die die Anweisung erteilt hat. Wie kann sie diesen Gegenstrategien begegnen? Eine wirksame Methode besteht darin, den anderen ins Unrecht zu setzen. Er ist derjenige, der sich einem berechtigten Anliegen verweigert, der querschießt, der seine persönlichen Eitelkeiten pflegt, während es doch um die Sache geht. Oder man stilisiert sich zum Opfer: Man hat den anderen „höflich gebeten“, dieses und jenes zu tun, eine Kleinigkeit, nichts Übermenschliches war verlangt. Und dann diese Reaktion! Man ist schockiert, hat kein Verständnis, man hätte den anderen so nicht eingeschätzt.
    Sorgen Sie für einen starken Abgang. Verständigung ist erst einmal nicht zu erwarten und daher auch nicht anzustreben. Beenden Sie das Gespräch. Kühl und entschlossen. Spielen Sie nicht die beleidigte Leberwurst (= schwache Position), bleiben Sie vielmehr sachlich. Stellen Sie nüchtern fest, dass die Unterredung offenbar keinen Sinn hat und ignorieren Sie alle weiteren Kommentare.
    Den

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