Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
Vom Netzwerk:
ihn herablassend, nehmen ihn nicht ernst und geben ihm genau dadurch Gelegenheit, sie zu überführen.
    Die eigentliche Herausforderung besteht darin, jemandem gegenüber dominant aufzutreten, dem man sich zuvor untergeordnet hat, auch wenn man ihn am Ende nicht abführen lassen kann wie Inspektor Columbo. Aber das Auftreten zu verändern und einen anderen Ton anzuschlagen, ist möglich, vor allem, wenn sich die Machtbasis mittlerweile geändert hat – etwa durch den Informationsgewinn.
    Sprache der Macht im Alltag: Informationen sammeln im niedrigen Status
    Jemand, der nicht dominiert, kommt weit eher an wichtige Informationen und Tipps. Und über die Stimmung etwas zu erfahren, gelingt besonders gut, wenn man sich zurücknimmt und anderen das Feld überlässt.
    Dominanz demonstrieren
    Es genügt nicht, die dominante Position zu erobern (oder zugewiesen zu bekommen), man muss sie auch immer wieder herauskehren, mit einem Wort: Dominanz demonstrieren. Sonst schwindet sie dahin. Um das zu verhindern, muss immer wieder in Erinnerung gerufen werden, wer das Sagen hat. Manche Führungskräfte halten ihre Mitarbeiter deshalb mit seltsamen Sonderwünschen auf Trab und brauchenunvermittelt irgendwelche „Zahlen“, die nur schwer oder gar nicht zu beschaffen sind, weil sie bislang niemanden interessierten und niemals als Grundlage für irgendeine Entscheidung herhalten mussten.
    In weniger harmlosen Fällen praktizieren Sie auch das Machtspiel „ein Huhn schlachten“, bei dem irgendein besonders wenig dominanter Mitarbeiter (das „Huhn“) völlig überzogen kritisiert wird. Falls sich jemand im Stillen dagegen empört, spürt er seine eigene Machtlosigkeit umso stärker (Näheres entnehmen Sie bitte dem Buch „Machtspiele“ vom gleichen Verfasser).
    Allerdings stehen diese Methoden zu Recht in einem ziemlich schlechten Ruf. Sie gelten als autoritär, vorgestrig und manche sehen in ihnen sogar ein Zeichen der Schwäche (im Abschnitt „Die Wutprobe“ kommen wir darauf noch zu sprechen) – nicht gerade Eigenschaften, die sich ein Alphatier nachsagen lassen möchte. Es gibt noch eine weitere, ungleich sanftere Methode, Dominanz zu demonstrieren. Ihr Vorzug besteht darin, dass man gar nichts Besonderes tun muss. Ja, ihre Wirkung ist umso stärker, je weniger Sie überhaupt eine zielgerichtete Tätigkeit erkennen lassen. Denn: Ihre Dominanz spiegelt sich im Verhalten der anderen. Die unterbrechen sofort ihre Gespräche, sobald Sie auf der Bildfläche erscheinen. Sie ändern ihre Haltung, suchen Blickkontakt oder verfolgen aus den Augenwinkeln gebannt, was Sie gerade so Besonderes tun: nämlich nichts Besonderes.
    Dieses „Management by walking around“ nach Art des Sonnenkönigs setzt allerdings eine geeignete Bühne voraus (Sitzung, Empfang, Betriebsbesichtigung). Und selbstverständlich muss die Dominanz gegenüber allen anderen schon sehr stark sein, dann aber hat diese Demonstration der eigenen Bedeutung einen kolossalen Effekt, der sich im Bedarfsfall auch Besuchern vorführen lässt.
    Wem solche Auftritte nicht behagen, der kann auf eine vierte, bewährte Methode zurückgreifen: die „Chefsache“. Eine wichtige Aufgabe wird zur „Chefsache“ erklärt. Der betreffende „Chef“ (oder die „Chefin“) zieht zeitweilig Kompetenzen an sich und sorgt innerhalb kurzer Zeit für ein „greifbares Ergebnis“ oder gar eine „Lösung“ – und wenn die Lösung darin besteht, dass die Dinge jetzt „auf einem guten Weg“ sind. Machtstrategisch besteht der positive Effekt der „Chefsache“ nicht nur darin, dass man wichtige und prestigeträchtige Entscheidungen an sich zieht. Sondern man kann Aufgaben dadurch aufwerten, indem man sie „zur Chefsache“ erklärt. Eben darum sollte genau dieser Begriff fallen: „Chefsache“.
    Dominanz in der Gruppe
    Im vorangegangenen Abschnitt haben wir es schon angedeutet: Dominanz beschränkt sich nicht auf Zwei-Personen-Konstellationen. Die hohe Schule der Dominanz richtet sich auf ein ganzes Ensemble von Personen, die als Verbündete, Gegenspieler, Resonanzboden und niedere Chargen in das Spiel miteinbezogen werden. Sitzungen, Teambesprechungen und nicht zuletzt das zwanglose „Get together“ im Anschluss an eine Veranstaltung bieten Gelegenheit, den eigenen Rang zu überprüfen und nach Möglichkeit zu erhöhen.
    Wir werden dieses Thema bei den betreffenden Techniken noch vertiefen. Hier geht es um die Bedeutung von Gruppen als Gradmesser von Dominanz und Status. Dabei

Weitere Kostenlose Bücher