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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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schön.“ Augenblicklich werden sich seine Pläne in ihr Gegenteil verkehren. Wenn es jetzt seine Schuhe anzieht, dann doch nur, weil Sie das so wollten. Allerdings muss sich dieser Effekt keineswegs auf die Kinder beschränken. Auch die Eltern können ihn in seiner ganzen Schärfe zu spüren bekommen.
    Paradoxe Anweisung im Kinderzimmer
    Wie viele Kinder versuchte auch meine Tochter, als sie noch im Kindergartenalter war, die Prozedur des Gute-Nacht-Sagens so weit wie möglich in die Länge zu ziehen. Sie wollte noch eine Seite vorgelesen bekommen (nur noch eine!), noch etwas zu trinken haben, solche Dinge. Als Vater liest man womöglich die eine Seite vor, holt noch etwas zu trinken, aber dann zieht man, der eine früher, der andere später, einen Schlussstrich – und verlässt gegen alle Proteste das Kinderzimmer.
    So war das auch bei uns, bis meine Tochter ihre Taktik änderte. Gerade als ich mich zum Gehen wendete, sagte sie herablassend: „Papa, du kannst jetzt gehen.“ Genau das war jetzt aber unmöglich geworden, wenn ich die Reste meiner väterlichen Autorität behalten wollte. Ich kam mir entsetzlich albern vor, aber jetzt musste ich einfach noch bleiben, um einen halbwegs selbstbestimmten Rückzug in die Wege zu leiten.
    Den richtigen Ton treffen
    Ob jemand mit seinen Anweisungen Erfolg hat, hängt erheblich davon ab, welchen Ton er anschlägt. Hebt er seine Stimme und gibt ihr eine schnarrende, herrische Härte, löst er im Normalfall Abwehrreflexe aus. In diesem Befehlston will niemand mit sich reden lassen. Auf der andern Seite wird gerade deshalb daraus ein starkes Dominanzsignal: Wer eben doch auf diese Weise mit sich reden lässt, ordnet sich völlig unter, er hat buchstäblich nichts mehr zu melden.
    Zugleich aber löst der herrische Tonfall Abneigung, ja, Abscheu bei denen aus, die sich die Sache mitanhören (müssen). Machtstrategisch kann das sehr nachteilig sein. Wenn sich nämlich die Unbeteiligten einmischen und für den bedauernswerten Befehlsempfänger Partei ergreifen. Tun sie jedoch nichts dergleichen, sondern lächeln womöglich noch verlegen, dann erweitert sich das Dominanzsignal auf alle Anwesenden. Sie fühlen sich klein und unterlegen – und genau das war ja gewollt.
    Werden Anweisungen in einem betont freundlichen, verbindlichen Ton gehalten, verschleiert das ihren Charakter gewissermaßen und das Dominanzsignal wird geschwächt. Doch wird das ja nur tun, wer sich auf leisen Sohlen in die dominante Rolle hineinstehlen will. Er bleibt nett und sympathisch und ist doch diejenige Person, die bestimmt. Manche werden nicht einmal bemerken, wie stark sie von ihr dominiert werden.
    Allerdings lassen sich machtbewusste Menschen von dieser weichen Verpackung nicht täuschen. Sie legen es als Schwäche aus, wenn Anweisungen in dieser Weise getarnt werden, vor allem wenn jemand durchgängig so verfährt. Denn dann hat es den Anschein, als wagte er nicht, einmal weniger nett zu sein. Daher wird in vielen Fällen eine dritte Tonart gewählt: neutral, klar und sachlich – ganz so, als wäre es die selbstverständlichste Sache der Welt. Und weil das so ist, gibt es ja gar keinen Grund, in einen ausgesucht freundlichen Ton zu verfallen.
    Gegenstrategien
    Erteilt jemand Anweisungen, dann heißt das für den anderen erst einmal nur: Achtung, hier greift jemand nach der dominanten Rolle. Womöglich kann er sie ihm oder ihr durchaus zugestehen. Zumal wenn das Dominanzsignal eher schwach ausfällt und er selbst bei nächster Gelegenheit den dominanten Part übernehmen wird – zum Beispiel, indem er seinerseits Anweisungen gibt. Doch auch wenn ein späterer Rollentausch mehr als ungewiss ist, kann es vorteilhaft sein, dem andern das Feld zu überlassen. Man kann sich nämlich ganz bewusst auf die untergeordnete Rolle einlassen und daraus seinen Nutzen ziehen (→ S. 38, „Die Nachteile der Dominanz“).
    Muss man freilich befürchten ins Hintertreffen zu geraten, wird man dagegenhalten. Das kann auf dreierlei Art und Weise geschehen:
Ignorieren: die Anweisung ganz einfach überhören.
Querlegen: sich weigern, das zu tun, was von einem erwartet wird.
Abwandeln: die Anweisung aufgreifen und nach eigenen Vorstellungen verändern.
    Die Anweisung ignorieren
    Eine Reaktion, die ein doppeltes Gesicht hat. Einerseits gibt sie dem Gegenüber die Gelegenheit das Gesicht zu wahren. Man gibt ihm zu verstehen: „Sie haben kein Recht, mir Anweisungen zu geben. Ich bin es, dem die Führungsrolle zusteht. Wenn

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