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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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Machtgefüge eingreifen wollen.
    „Das war ja wohl nichts.“ Ein solcher Satz kann vernichten – auch wenn die Leistung gar nicht so schlecht war. Dieser Satz wird vor allem dann seine volle Wucht entfalten, wenn er ganz zu Anfang fällt. Wenn andere bereits ihre Anerkennung ausgesprochen haben, wird es schwierig. Sogar wenn es das Alphatier ist, das den Daumen senkt. Denn erstens entsteht der Eindruck, dass man „geteilter Meinung“ sein kann. Und zweitens hat es alle gegen sich, die vorher ihre Zufriedenheit geäußert haben. Die erscheinen nämlich mit einem Mal als inkompetente Stümper, die eine Leistung abnicken, die andere für unzulänglich halten. Daher fangen dann manche an sich zu rechtfertigen, finden mehr und mehr Positives und Lobenswertes, um nichtselbst als ahnungslos dazustehen. Das unterminiert den Status des Kritikers. Sein Urteil wird zur bloßen Meinung, zu einer extremen Meinung obendrein, der sich kaum jemand anschließen mag.
    Die Lage ist völlig anders, wenn er sein Urteil als erster abgibt. „Wie fanden Sie die Präsentation des Kollegen Weichert?“ – „Das war ja wohl nichts. Langatmig, einfallslos, immer wieder der gleiche Powerpoint-Einheitsbrei. Ich mag mir sowas nicht mehr ansehen.“ Wer da jetzt noch loben will, braucht richtig gute Gründe. Diejenigen, die sich im ersten Fall noch unbestimmt positiv geäußert hätten, werden schweigen. Wer wiederum seine Stimme erhebt: „Also, mir hat es gefallen …“, der fordert den Kritiker heraus, alle Schwachpunkte herunterzubeten und genüsslich zurückzufragen: „Und das gefällt Ihnen? Mir ist das zu wenig.“ Dagegen ist es schwer anzukommen.
    Aber auch im umgekehrten Fall macht es den entscheidenden Unterschied aus, wer wann sein Urteil abgibt: Sie möchten loben, Ihre Wertschätzung aussprechen, Streicheleinheiten verteilen. Ungünstig, wenn vorher jemand Kritik geäußert hat. Sagen Sie lieber gleich: „Ich fand es ganz hervorragend.“, auch wenn die Leistung durchaus nicht frei von Mängeln war. Dann könnten Sie zur Sicherheit solche konstruktiven Sätze hinzufügen wie: „Natürlich war noch nicht alles perfekt. Das konnten wir auch nicht erwarten. Manches muss noch besser werden. Aber was wir gesehen haben, war sehr gut. Vor allem, wenn man an den engen Zeitrahmen denkt. Kompliment.“
    Wer jetzt noch mäkelt, hat die undankbare Rolle des Miesmachers und Bremsers. Und in diese Ecke werden die Widersacher dann auch tatsächlich gern gestellt. Da hat sich einer Mühe gegeben, und dann kommt der Kollege und macht alles nieder. „Wie können wir da eigentlich erwarten, dass die Menschen ihre Arbeit gerne machen, wenn wir ihre Leistung nicht anerkennen?“
    Sprache der Macht im Alltag: Der Erste gewinnt
    Mit der ersten Äußerung wird Dominanz ausgespielt. Wer sich dem nicht gewachsen fühlt, wird sich nicht äußern. Wer widerspricht, ist als zweiter Starter in einer schwächeren Position. Seine Argumente erscheinen als „Abweichung“ und sind daher leichter zu entkräften.
    Der Tanz um den Pflock
    Den ersten Pflock einzuschlagen, ist eine Strategie, um Dominanz zu demonstrieren, als Chef, als Vorgesetzter, als unbestrittene Nummereins. Besonders eindrucksvoll gelingt dies, wenn der Pflock erst einmal festgeklopft wird, um damit „die Diskussion zu eröffnen“. Der Effekt steigt zusätzlich, wenn hinzugefügt wird, wie „neugierig“ man sei, die Standpunkte der anderen „kennen zu lernen“.
    Was dann folgt, hat weniger den Charakter eines Austauschs von Argumenten. Vielmehr tanzen alle mit ihren Äußerungen um den eingeschlagenen Pflock herum. Was sollten sie auch sonst tun? Sich mit dem Vorgesetzten anlegen, ihm widersprechen, seine Argumente vom Tisch wischen? Versierte Teilnehmer solcher Tänze um den Pflock des Häuptlings produzieren womöglich ein kleines Missverständnis, um den Anschein einer Diskussion zu wahren. Hat sich auch das in Wohlgefallen aufgelöst, kann am Ende ein „einstimmiger“ Entschluss gefasst werden.
    Und wenn doch jemand widerspricht, sich traut, eigene Argumente auf den Tisch zu legen, für eine andere Lösung plädiert? Dann weiß er immerhin, wen er genauer im Auge behalten muss. Ob als möglichen Verbündeten (der eine gewisse Stärke und Ansätze von Rückgrat erkennen lässt) oder als Rivalen (der seiner Dominanz gefährlich werden könnte).
    Gegenstrategien
    Wie wird sich nun das Gegenüber im Spiel um die Macht verhalten? Der andere hat sich einen Startvorteil verschafft

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