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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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Beschluss so zu formulieren! Und ich stelle ihn so und nicht anders zur Abstimmung!“ Die Teilnehmer wundern sich: Hat Herr Schlickmann womöglich einen wunden Punkt getroffen?
    Bösartige Wutanfälle
    Von den bereits genannten Formen sorgsam zu unterscheiden sind die bösartigen Wutanfälle. Sie gehören zu den fragwürdigen Methoden, von denen bereits im Vorwort die Rede war. Sie sind nicht zu tolerieren, sondern sollten geächtet werden. Bei den bösartigen Wutanfällen handelt es sich weder um das strategische Auf-den-Tisch-hauen noch brennt dem Betreffenden die Sicherung durch. Vielmehr verfolgen die bösartigen Wutanfälle nur eine Absicht: den anderen klein zu machen, ihn zu demütigen und ihm seine Würde zu nehmen. Wer sich so austobt, genießt ein Gefühl von nahezu unumschränkter Macht. Dabei kann er sich in einen regelrechten Rausch hineinsteigern.
    Über diese destruktive Lust wird gerne der Mantel des Schweigens gebreitet, denn sie ist in der Tat zutiefst abstoßend. Gleichwohl deuten Umfragen darauf hin, dass dieses Verhalten keineswegs so selten ist. Je nach Branche und Land haben zwischen einem Viertel und der Hälfte aller Arbeitnehmer solche Demütigungen schon erlebt, in aller Regel von ihren Vorgesetzten. Das macht die Übergriffe nicht harmloser – im Gegenteil.
    Nun kann es ebenfalls demütigend sein, wenn der Vorgesetzte oder eine Kollegin die Beherrschung verlieren, der Unterschied zu den bösartigen Wutanfällen jedoch liegt auf der Hand: Wer sich nicht im Griff hat, schadet immer auch sich selbst, mitunter muss er erhebliche Nachteile in Kauf nehmen. Bei einem bösartigen Wutanfall ist das gerade nicht der Fall: Man leistet ihn sich in der Gewissheit, dass einem nichts passieren kann.
    Achtung: Überbordende Dominanz führt zur Tyrannei
    Sozialpsychologen wie Deborah Gruenberg oder Robert Sutton machen darauf aufmerksam, dass Machtzuwachs häufig verbunden ist mit einer Abnahme an Empathie. Wer alle anderen dominiert, entwickelt sich fast zwangsläufig zum Tyrannen. Und die Pointe dabei ist: Es fällt ihm nicht einmal auf.
    Einen bösartigen Wutanfall erkennen Sie an den folgenden Merkmalen:
Er erfolgt überraschend. Es gibt keinen Anlass, der nachzuvollziehen wäre.
Er richtet sich gegen Ihre Person (und nicht auf eine Sache, die strittig ist). Sie werden herabgewürdigt, beschimpft, vor andern bloßgestellt.
Andere Personen sollen Zeuge des Wutausbruchs werden – auch gegen ihren Willen.
Der Wütende genießt seinen Zorn und erleidet keine Nachteile. Er fühlt sich in seiner Macht bestätigt.
    Haben Sie es mit einer solchen Person zu tun, dann empfiehlt sich äußerste Vorsicht. Versuchen Sie sich ihrem Einfluss zu entziehen. Hoffen Sie nicht darauf, dass sich Ihr Verhältnis bessert, wenn Sie sich mehr anstrengen. Man muss es in aller Deutlichkeit sagen: Dieser Mensch will nicht, dass Sie bessere Arbeit leisten, er will Sie zerstören.
    Alfred Dunlap und der „Hairspray Day“
    Bevor er sich als „Corporate Raider“ einen unrühmlichen Namen machte (er hieß nur „die Kettensäge“), war Alfred Dunlap Vorstandschef beim Haushaltsgerätehersteller Sunbeam. Hier war er gefürchtet wegen seiner wüsten Beschimpfungen und seines rüpelhaften Führungsstils. Der Autor John Byrne schrieb aus Sicht der Mitarbeiter: „In Dunlaps Anwesenheit zitterten die Knie und der Magen wurde einem flau. Kam es besonders schlimm, stieß er die übelsten Flüche aus oder wurde sogar gewalttätig. Er schleuderte Papiere und Möbel um sich und schrie so wild, dass die Haare der Manager durch den Luftstrom aus seinem Mund durchgepustet wurden. Sie sprachen von einem ‚Haarspray Tag‘, wenn wieder so ein Wutanfall drohte.“
    Gegenstrategien
    Eigentlich sollten sich zivilisierte Menschen nicht anschreien. Doch ist es vermutlich die unpassendste Gelegenheit, an diesen Grundsatz zu erinnern, wenn Ihr Gegenüber in Rage gerät. Vielmehr ist es das Klügste, eine möglichst neutrale Haltung einzunehmen und so wenigwie möglich zu sagen, am besten gar nichts. Denn Ihr Gegenüber muss sich austoben. Versuchen Sie auf keinen Fall, sich zu rechtfertigen oder Erklärungen abzugeben. Dadurch erreichen Sie nur, dass er Ihre guten Gründe in den Boden stampft.
    Sogar wenn er von Ihnen wutentbrannt eine Erklärung fordert: „Was haben Sie sich eigentlich dabei gedacht?!“, ist es häufig besser zu schweigen oder allenfalls einige beschwichtigende Worte zu sagen. Doch fangen Sie nicht an zu argumentieren, aus

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