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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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einem sehr einfachen Grund: Mit einem Wütenden kann man nichts besprechen. Warten Sie also ab, bis die Wut etwas verraucht ist. Dann können Sie Stellung nehmen, vorher nicht.
    Haben Sie einen Fehler gemacht, sich Kompetenzen angemaßt oder Anweisungen missachtet, dann ist es am besten, das unumwunden zuzugeben und sich zu entschuldigen. So etwas kann die Situation merklich abkühlen. Dagegen ist es außerordentlich quälend, wenn Ihr Gegenüber das ganze Ausmaß erst nach und nach aus Ihnen herausbringt. So etwas zieht die Sache in die Länge und facht den Zorn immer wieder von Neuem an.
    Darüber hinaus stehen Sie die Angelegenheit am besten durch, wenn Sie emotional auf Distanz gehen. Wenn Sie antworten, dann betont knapp, sachlich und emotionslos. Vielleicht hilft Ihnen das Bild vom „Wutkeller“ weiter. Dabei stellen Sie sich vor, Ihre Auseinandersetzung würde auf zwei Etagen stattfinden. Im Erdgeschoss sitzen Sie dem andern gegenüber und versuchen die Vorfälle sachlich zu klären. Unterdessen tobt sich der andere unten im „Wutkeller“ aus. Lassen Sie ihn dort allein und steigen Sie nicht zu ihm hinab. Früher oder später legt sich die Wut von ganz allein.
    Achtung: Über Beleidigungen nicht diskutieren
    Wenn jemand ausrastet, fallen oftmals harte Worte. Darüber sollten Sie nicht diskutieren. Fangen Sie nicht an, sich zu rechtfertigen, und verlangen Sie auch keine Entschuldigung, solange der andere unter Dampf steht. So etwas trägt nur dazu bei, dass die Situation weiter eskaliert.
    Nun bedeutet ein Wutanfall eine mehr oder weniger große Demütigung für den, der ihn erleiden muss. Findet diese Demütigung noch im Beisein von andern statt, vervielfacht das den Effekt. Und es kommt noch etwas hinzu: Auch für die Zeugen des Wutausbruchs ist die Sache äußerst unangenehm. Sie fühlen sich hilflos, können nicht eingreifen oder wollen sich nicht einmischen. Insoweit dient ein Wutausbruch auch manchmal dazu, den unfreiwilligen Zeugen zu imponieren: Seht her, was ich mir herausnehmen kann. Und ihr Schwächlinge könnt mich nicht daran hindern.
    Natürlich kann man etwas tun: seine Missbilligung zum Ausdruck bringen und sich der Situation entziehen. Das ist häufig auch sinnvoll, wenn jemand ausrastet, der Ihnen nicht etwa übergeordnet ist, sondern einen ähnlichen Status hat wie Sie. Dann sollten Sie den Wutausbruch keineswegs ignorieren. Zunächst stellen Sie fest: „Sie schreien.“ Manchmal kann es den andern schon zur Vernunft bringen, wenn man ihm den Spiegel vorhält. Ansonsten bringen Sie zum Ausdruck, dass Sie bereit sind, „über alles zu reden – aber nicht in diesem Ton“. Und dann verlassen Sie den Raum. Es ist kaum zu erwarten, dass Ihr Gegenüber unvermittelt zu einem konstruktiven Dialog überwechselt. Er steht unter Dampf. Aber Sie müssen es nicht hinnehmen, dass Sie jemand anschreit. Bevor Sie gehen, erklären Sie: „Sie können mich jederzeit anrufen, wenn Sie wieder zu einem normalen Ton zurückgefunden haben.“
    In einzelnen Fällen kann es vorkommen, dass jemand ausrastet, der von seinem Status unter Ihnen steht. Hier ist Fingerspitzengefühl erforderlich. Natürlich dürfen Sie es nicht hinnehmen, von ihm abgekanzelt oder beschimpft zu werden. Doch handelt es sich meist um einen Akt reiner Verzweiflung. Dem begegnen Sie besser, wenn Sie versuchen, sachlich die Hintergründe für diesen Gefühlsausbruch zu klären – und nicht mit voller Breitseite dagegenhalten. Erst im Anschluss daran sollten Sie ihn darauf hinweisen, dass er sich im Ton vergriffen hat.
    Dominanz bei Besprechungen
    „Je mehr einer redet, desto weniger bedeuten die Worte.“ –
    Jean-Luc Godard: „Vivre Sa Vie“
    Beim Abschnitt „Den ersten Pflock einschlagen“ (→ S. 52) haben wir es bereits angesprochen, dass es zwei gegensätzliche Strategien gibt, bei einem Meeting zu dominieren: Man kann versuchen, als erster seinen Standpunkt darzulegen, Urteile abzugeben und Zahlen zu präsentieren, um das weitere Gespräch in die gewünschte Richtung zu lenken. Wie wir gesehen haben, kann es zum Vokabular der Sprache der Macht gehören, bei einer Diskussion den Startpunkt zu markieren.
    Auf der andern Seite aber (auch darauf haben wir bereits hingewiesen) halten sich gerade dominante Sitzungsteilnehmer oft zurück, um erst gegen Ende einzugreifen und souverän den Schlusspunkt zu setzen. Dafür gibt es einen einfachen Grund: Wer den Anfang macht, schlägt zwar den ersten Pflock ein, doch sind die

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