Die Sprache der Macht
gelegentlich die Argumentation.
Das ganze Projekt abblasen
Ein Vorschlag zum Sportsponsoring wird diskutiert. Es gibt massive Einwände und Kritik. Da meldet sich der Geschäftsführer zu Wort: „Sie wollen doch wohl nicht etwa sagen, dass wir das ganze Projekt abblasen sollten?“ Nichts anderes wollten die Kritiker sagen. Doch nun ist ihnen klar: Wenn sie darauf beharren, legen sie sich mit dem Chef an.
Gegenstrategien
Unterstellungsfragen lassen sich am ehesten unschädlich machen, indem das ganze Manöver beim Namen genannt wird: „Es ist einfach eine Unterstellung, dass …“ Anschließend wird die eigene Sicht der Dinge dargelegt. Dabei macht es sich immer ganz gut, schon ein wenig zu relativieren: „Gewiss ist nicht alles so gelaufen, wie wir uns das gewünscht haben. Aber das ist bei solchen Projekten auch nicht anders zu erwarten.“ Um die Sache abzurunden, lässt sich noch eine Suggestivfrage hinzufügen wie: „Oder unterlaufen Ihnen gar keine Fehler?“
Dieses Relativieren empfiehlt sich, um den nächsten Spielzug zu durchkreuzen, der vom Gegenüber zu erwarten ist, nämlich das oben erwähnte Übertreiben in die Gegenrichtung: „Sie finden also, es hättenicht besser laufen können …“ Daher ist es ratsam, sich bei Unterstellungsfragen mit der Empörung zurückzuhalten. Sonst wird man vom Gegenüber schnell ins Unrecht gesetzt.
Weiche oder harte Methode
Suggestivfragen können Sie mit einer weichen oder einer harten Methode aushebeln. Bei der weichen Methode stellen Sie einfach nur fest: „Na, das ist jetzt aber eine Suggestivfrage.“ Handelt es sich bei Ihrem Gegenüber um eine statushöhere Person, dann empfiehlt es sich, diese Worte mit einem wohlwollenden Schmunzeln zu begleiten. Dann fahren Sie in Ihrer Argumentation fort, als ob nichts gewesen wäre. Oder Sie geben sich erst einmal ratlos: „Ja, was soll ich dazu sagen? Das ist eine Suggestivfrage.“ Und dann fahren Sie harmlos fort: „Wissen Sie, ich meine doch nur …“
Das Gute an dieser Methode ist, dass Sie die Suggestivfrage übergehen können, ohne dem anderen zu widersprechen oder ihn zu verärgern. Sparen Sie sich jede Begründung, warum das jetzt eine Suggestivfrage war. Es ist nur vorteilhaft für Sie, wenn das jetzt nicht breit erörtert wird, sondern Sie weiter Ihre Argumente auf den Tisch legen können. Nur wenn Ihr Gegenüber einhakt: „Wieso ist das eine Suggestivfrage?“, sollten Sie das klären. Gegenüber einem statushöheren Gesprächspartner können Sie erklären, dass Sie der Suggestivfrage ja nur zustimmen können. Aber Ihnen ginge es ja nur um …
Ganz anders die „harte Tour“: Hier halten Sie richtig dagegen, um die Führungsrolle zu übernehmen. Sie widersprechen ausdrücklich dem unterstellten Konsens und lassen eine Begründung folgen. Dabei können Sie den andern auch direkt angreifen und von einem Stilmittel Gebrauch machen, das uns von der Unterstellungsfrage vertraut ist: Sie unterstellen dem Suggestivfrager, das grelle Gegenteil zu beabsichtigen.
Die Grundsatzdiskussion
Die Suggestivfrage: „Sie wollen doch wohl nicht etwa eine Grundsatzdiskussion beginnen?“ Die dominante Antwort: „Doch, genau das habe ich vor. Denn wie unser Gespräch zeigt, ist sie bitter nötig.“ Der Angriff: „Ich weiß, Sie hätten es lieber, wenn unsere Diskussion nur an der Oberfläche bleibt.“
Die Gegenfrage
Hin und wieder können Sie den Spieß auch einfach umdrehen und mit einer Gegenfrage kontern. Bleiben wir bei der Suggestivfrage und unserem letzten Beispiel, so wäre eine geeignete Gegenfrage: „Was meinen Sie eigentlich mit einer Grundsatzdiskussion?“ Suggestivfragen lassen sich mit solchen Verständnisfragen manchmal ganz gut aufknacken.
Gegenfragen bringen Entlastung, wenn Sie in die Schusslinie geraten sind. Und sie können durchaus auch einen etwas aggressiveren Charakter annehmen. Beliebte Vertreter dieser Gattung, die bei den unterschiedlichsten Anlässen eingesetzt werden können, lauten: „Wieso fragen Sie das?“, „Wie kommen Sie darauf?“ Und bei Unterstellungsfragen: „Woher wissen Sie das?“
Allerdings haben Gegenfragen ihre Grenzen. Man kann nicht allzu oft von ihnen Gebrauch machen. Sie können ausweichend oder arrogant wirken und einen scharfen Ton in die Auseinandersetzung hineintragen. Schließlich sollte man noch hinzufügen, dass es einen schlechten Eindruck macht, wenn Sie auf eine „berechtigte Frage“ mit einer Gegenfrage antworten. Aber dieser Einwand
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