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Die Sprache der Macht

Die Sprache der Macht

Titel: Die Sprache der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Noellke
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nicht mehr ohne weiteres das Wort an Sie. Gar nicht einmal so sehr, weil sie befürchten, mit Ihnen zusammen den Bodensatz der Gruppe bilden zu müssen, sondern weil Ihre Abwertung für die anderen eine Aufwertung bedeutet. Deren Beiträge werden wohlwollend aufgenommen,ihre Vorschläge ernten ein anerkennendes Nicken bei einem der Alphatiere – da können Sie nicht mit Unterstützung rechnen.
    Allerdings hat sich gezeigt, dass solche Strafen oft nur vorübergehend und schon beim nächsten Meeting vergessen sind (nicht zuletzt, weil dann womöglich ein anderer bestraft werden muss). In solchen Fällen empfiehlt sich eine gewisse Gelassenheit. Diese sehr unangenehme Situation geht vorüber. Dauert sie jedoch an, handelt es sich um ein ernsthaftes Problem. Sie müssen sich eingestehen, dass Sie in dieser Gruppe kein Bein auf die Erde bekommen. Liegt es an einem bestimmten Verhalten? Können/wollen Sie das ändern? Sind Sie ein willkommenes Opfer? Unter Umständen führt kein Weg daran vorbei, die Gruppe zu verlassen.
    Der aussichtslose Versuch, dominante Vielredner zu bremsen
    Mitteilsame Gruppenmitglieder, die keinen hohen Status haben, werden im Allgemeinen sehr schnell von den anderen Teilnehmern diszipliniert. Sind ihre „Turns“ zu ausgreifend, werden sie unterbrochen. Statushohe Teilnehmer zeigen Zeichen von Ungeduld und reagieren gereizt. Es ist nicht zu empfehlen, solche Warnungen zu ignorieren.
    Sehr viel schwieriger wird die Sache, wenn jemand mit einem hohen Status zur Weitschweifigkeit neigt: der Chef oder der Seniorchef, dem jeder tiefen Respekt zu erweisen hat. Doch dieses Machtmittel ist nicht viel wert, wenn nicht gelegentlich von ihm Gebrauch gemacht wird. Ein hochkarätig besetztes Meeting, das durch einen längeren Redebeitrag des Seniorchefs aufgehalten wird, ist ein eindrucksvoller Beleg, dass dessen Status unantastbar ist. Um letzte Zweifel daran zu zerstreuen, wird mitunter nach Abschluss des gründlichen Statements des Seniors Beifall geklatscht. Das dient nicht nur als Zeichen der Wertschätzung, sondern auch als Hinweis, dass es der Senior mit seinen Einlassungen nun genug sein lassen kann.
    Doch auch wenn der Chef selbst durch Redezeit dominieren möchte, werden Sie ihn nur schwer davon abbringen können. Ihnen muss klar sein, dass so jemand äußerst empfindlich reagieren wird, wenn Sie ihm das Wort abschneiden möchten. Noch schlimmer ist es jedoch, wenn zwei statushohe Dauerredner aufeinandertreffen – und einander ausstechen möchten.
    Sehr oft wird versucht, dieses Problem zu entschärfen, indem „jemand“ im Namen der Gruppe vorschlägt, die Redezeit zu begrenzen. Interessanterweise lassen sich die dominanten Vielredner fast immer auf solche Regelungen ein, ja, sie begrüßen sie häufig noch. Und das isteigentlich auch kein Wunder: Denn nun wird das Überschreiten der vereinbarten Redezeit geradezu zur Prestigefrage: „Oh je, ich bin schon fünf Minuten drüber. Gestatten Sie mir noch einen Satz …“
    Die Redezeitvereinbarung trennt die Spreu vom Weizen: Diejenigen, die sich daran halten, haben einen niedrigen Status. Diejenigen, die sie ungestraft überschreiten, sind die Alphatiere. Konkurrieren mehrere um diese Position, muss der nachfolgende Redner die Redezeit um mindestens sechs Minuten überschreiten, um noch mitzuhalten.
    Sprache der Macht im Alltag: Einhaltung der Redezeit zur Prestigefrage machen
    Versucht die Gruppe die Vielredner zu stoppen, bleibt dies oft ohne Erfolg. Anders sieht die Sache aus, wenn ein statushohes Mitglied die Redezeit peinlich genau einhält und zur Prestigefrage erklärt. Wer nun die Zeit überschreitet, erscheint nicht länger als überragende Persönlichkeit, die souverän die Regeln missachtet, sondern schlicht als Schwätzer.
    Imponiersprache
    Zum Thema Dominanz gehört auch das sprachliche Imponiergehabe. Es soll uns beeindrucken, damit wir dem anderen das Feld überlassen, da er uns offensichtlich turmhoch überlegen ist. In aller Regel wird die „Imponiersprache“ zu Beginn einer Begegnung eingesetzt, wenn man sich sprachlich abtastet, um herauszufinden, mit was für einer Art Mensch man es zu tun hat. Es geht mindestens darum, Eindruck zu schinden oder die Gegenseite soll sich sogar unterlegen fühlen und freiwillig unterordnen.
    Üblicherweise wird die Imponiersprache nicht eingesetzt, wenn es zur Sache geht. Vielmehr ist der informelle Plausch, der Small Talk im Vorfeld oder am Rande des Geschäftlichen die Bühne, um sprachlich

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