Die Sprache der Macht
falsch machen können – was Ihren Status in den Keller sausen lässt. Zunächst einmal kommt es darauf an, dass Sie das Dominanz- und Machtgefüge in der Gruppe richtig verstehen. Steht schon vorher fest, wer den Ton angibt? Gibt es mehrere Machtzentren, die eventuell miteinander konkurrieren oder gar verfeindet sind? Oder herrscht eine Art von „friedlicher Koexistenz“?
Und dann geht es natürlich darum, dass Sie Ihren eigenen Standort zutreffend bestimmen: Welchen Rang nehmen Sie in der Gruppe ein? Werden Sie einem bestimmten Lager zugerechnet? Sind Sie Neuling (niedriger Status), Außenstehender (statusneutral, niedrig oder hoch), Verhandlungsführer der Gegenseite (hoher Status) oder externer Spezialist (hoher Status oder neutral)? Diese Position hat ganz entscheidenden Einfluss darauf, welche Mittel für Sie überhaupt verfügbar sind.
Grundsätzlich gibt es zwei sehr unterschiedliche Strategien: Entweder bestätigen Sie durch Ihr Verhalten das Dominanzgebaren in der Gruppe oder Sie halten dagegen. Dabei ist das Dagegenhalten keineswegs immer die wünschenswerte oder auch nur die stärkere Alternative. So dürfte es verheerend sein, wenn Sie bei einer Besprechung die Dominanz Ihres Vorgesetzten in Frage stellen oder einen Kunden verägern, weil Sie ihm zu verstehen geben, dass er nun schon mal gar nichts zu sagen hat. Es kommt eben ganz darauf an, wie festgefügt und wie legitimiert die Dominanzverhältnisse sind. Denn sind Sie selbst der oder die Vorgesetzte, dürfen Sie es auf keinen Fall hinnehmen, dass jemand Ihnen die dominante Rolle entwindet.
Es kommt noch etwas hinzu: Dass jemand bei einer Besprechung über alle anderen dominiert, bedeutet noch keineswegs, dass Sie zu seiner Marionette werden. Es gibt Mittel und Wege, den eigenen Willen ins Spiel zu bringen, während man sich einem anderen unterordnet. Und schließlich können auch taktische Gründe Sie dazu bringen, dem andern das Feld zu überlassen: Er wird mit seinem Vorhaben scheitern; und dann haben Sie die deutlich besseren Karten.
Strategie der späten Einmischung durchkreuzen
Die Strategie der späten Einmischung bietet mehrere Angriffsflächen. Zunächst einmal können Sie versuchen, den Betreffenden schon vorher in die Diskussion hineinzuziehen. Er muss sich positionieren; daskann seinem geplanten Schlusswort viel von seiner vermeintlichen Neutralität nehmen. Sie können dann auch eher einwenden, dass seine Schlussfolgerung keineswegs zwingend ist. Denn hat er sich schon vorher für Vorschlag A ausgesprochen, können Sie als Fürsprecher von Vorschlag B zu Recht einwenden, dass seine Schlussfolgerung („Ganz klar – Vorschlag A“) ja parteiisch ist.
Womöglich ist die entgegengesetzte Taktik besser geeignet: Sie nutzen die Nichteinmischung des Alphatiers dazu, möglichst viel Zustimmung für Ihre eigene Position zu bekommen und eine Entscheidung ein wenig festzuklopfen, die in Ihrem Sinne ist. Ein machtbewusster Alpha wird da natürlich nicht tatenlos zusehen. Aber die späte Einmischung haben Sie schon mal verhindert.
Gelingt es Ihrem Gegenüber jedoch, den Schlusspunkt zu setzen, so gibt es nur noch eine Möglichkeit zu verhindern, dass er damit durchkommt: Sie müssen sofort einhaken, die Schlussfolgerung bestreiten und gleich einen Gegenvorschlag formulieren.
In der Außenseiterrolle
Werden Ihre Beiträge übergangen und Kommentare ignoriert, stellt sich von ganz allein das Gefühl ein, dass Sie hier nichts zu melden haben. Verfügen Sie über das nötige Selbstbewusstsein, können Sie das offen ansprechen: „Ich habe den Eindruck, dass ich hier völlig ignoriert werde.“ Doch Ihre Situation wird sich dadurch vermutlich nicht wesentlich verändern. Die anderen weisen Ihnen die Außenseiterposition zu, und solange sie das tun, bleiben Sie in dieser Rolle.
Die Frage ist allerdings, warum Sie in diese Rolle gedrängt werden. Sind Sie neu in der Runde, wollen die anderen Ihnen zu verstehen geben, dass Sie noch nicht dazugehören, sondern erst allmählich in den erlesenen Kreis hineinwachsen müssen – durch Wohlverhalten versteht sich. In diesem Fall wäre Rebellieren der sicherste Weg, sich diese Aufstiegsoption zu verbauen. Vielleicht will man Sie aber auch bestrafen: Irgendein statushoher Teilnehmer der Runde hat sich über Sie geärgert; und nun versucht er sich auf seine Weise zu rächen. Dummerweise hat er Erfolg damit. Die statusniedrigeren Teilnehmer haben Ihre Ausgrenzung sofort registriert und richten nun auch
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