Die Sprache der Macht
die Federn zu spreizen. Es ist gerade das Nebensächliche, das Beiläufige, mit dem derjenige punktet, der sich auf die Imponiersprache versteht, was durchaus nicht immer der Fall ist. Dann tritt der gegenteilige Effekt ein: Er blamiert sich und löst entweder Abneigung oder Belustigung aus, gelegentlich auch beides.
Im Übrigen ist gegen die Imponiersprache gar nicht so viel einzuwenden. Sie ist ein legitimes Mittel, um sich im Gespräch zu positionieren, möglichst weit oben. Umgekehrt bedeutet dies: Wollen Sie sich unterordnen, etwa gegenüber Ihrem Vorgesetzten, meiden Sie die Imponiersprache.
Sich gewählt ausdrücken
Eine vergleichsweise sanfte, aber wirksame Methode der Imponiersprache besteht darin, eine etwas höhere Stilebene zu wählen, als es der Situation angemessen wäre. Sie benutzen nicht alltägliche Ausdrücke und Wendungen. Sie wählen Worte, die der Schriftsprache entstammen, womöglich sogar einen literarischen Anklang haben. Sie bilden Nebensätze, korrekt mit dem Verb am Ende, nuancieren Ihren Ausdruck und verwenden womöglich sogar den Konjunktiv.
Einladung zum Essen
Untere Stilebene: „Wir wär's? Wollen wir noch'n Happen essen?“ Mittlere Stilebene: „Vorschlag: Wir gehen jetzt noch etwas essen.“ Gehobene Stilebene: „Wenn Sie einverstanden sind, würde ich gerne in einem Speiselokal hier in der Nähe einkehren. Dort könnten wir eine Kleinigkeit zu uns nehmen.“
Mit dieser gewählten Ausdrucksweise positionieren Sie sich hoch. Denn Sie führen vor, dass Sie sprachlich sehr gewandt sind. Kann Ihr Gesprächspartner da nicht mithalten, wird es zumindest schwer für ihn, die dominanten Rolle zu übernehmen. Doch sind drei Dinge zu beachten:
Sie dürfen die Stilebene nicht zu stark anheben. Sonst wirken Sie lächerlich. Das sprachliche Niveau sollte zwar hoch, aber der Situation noch angemessen sein.
Ihr Gegenüber sollte Ihnen noch folgen können. Wenn Sie wissen, dass der andere bestimmte Ausdrücke nicht versteht, erscheint es arrogant und angeberisch, davon Gebrauch zu machen.
Ihre Ausdrucksweise muss zu Ihnen passen, sie muss natürlich wirken. Entsteht der Eindruck, Sie hätten sich diese Redeweise antrainiert und komplizierte Begriffe gelernt, hinterlässt das einen fatalen Eindruck.
Achtung: Über die Köpfe hinweg sprechen löst Aggressionen aus
Auch für den Small Talk gilt: Sprechen Sie über die Köpfe Ihrer Zuhörer hinweg, lösen Sie weniger Bewunderung aus als vielmehr Aggressionen. Niemand hat es gern, wenn ihm ein anderer das Gefühl vermittelt, dumm zu sein. So etwas weckt den Wunsch, es dem „Klugschwätzer“ heimzuzahlen. Bleiben Sie für Ihre Zuhörer immer verständlich. Besteht von vornherein ein Gefälle in den sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten: Drücken Sie sich lieber einfach und volkstümlich aus (→ S. 114, „Das Wir-Prinzip“).
Das vulgäre Übertrumpfen
In manchen Situationen gilt geradezu das umgekehrte Prinzip: Nicht durch gewählte Worte machen Sie Eindruck, sondern durch eine betont flapsige, um nicht zu sagen, vulgäre Ausdrucksweise. Dabei geht es gerade darum, den traditionell gehobenen Redestil verächtlich zu machen und ganz bewusst die Konventionen zu verletzen.
Sich demonstrativ über Regeln hinwegzusetzen, die für alle anderen gelten, ist ohne Zweifel ein starkes Dominanzsignal. Allerdings ist das Risiko beträchtlich, sich mit dieser verbalen Kraftmeierei unmöglich zu machen. Denn in ihr drückt sich Geringschätzung aus. Der eine oder andere könnte das zum Anlass nehmen, das Gespräch einfach zu beenden. Das ist im Übrigen auch die wirksamste Methode, dieser Art von Imponiersprache zu begegnen: Man lässt sie sich nicht gefallen. Sie fordern den Betreffenden auf, einen angemessenen Ton anzuschlagen, oder Sie schließen das Gespräch zügig ab.
Namedropping
Manche bemühen sich, die eigene Bedeutsamkeit dadurch zu betonen, dass sie mehr oder minder berühmte Namen fallen lassen. Häufig geht das nicht gut. Allerdings müssen wir verschiedene Varianten des „Namedroppings“ unterscheiden. In seiner einfachsten Form beseht es darin, beiläufig darauf hinzuweisen: Ich kenne wichtige Leute. Besser noch: Ich pflege mit ihnen vertrauten Umgang.
Neulich beim Staatssekretär
Bei einem Führungskräfteseminar wird eine Kaffeepause eingelegt. Herr Bodhagen sinniert darüber, dass es kürzlich bei einem Termin im Wirtschaftsministerium so trockene Häppchen gegeben habe. „Und ich sage zu Staatssekretär Peitz noch: Erich, sind
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