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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Policen verstoßen haben. Mit anderen Worten, es gibt hinreichende Beweise, dass Sie in den Tod Ihrer Frau und den Feuerschaden an Ihrem Haus verwickelt sind.«
    Nickys Augen werden schmal und böse.
    »Sie machen einen schweren Fehler«, sagt Nicky.
    »Klar. Es wäre nicht der erste.«
    »Und Sie haben nichts daraus gelernt?«
    »Ich fürchte, nein.«
    Der coole Nicky zuckt die Schulter und nippt an seinem Champagner.
    Jack späht an ihm vorbei ins Haus und fragt: »Wollen Sie mich nicht auf einen Tee hereinbitten?«
    Worauf Nicky ihm die Tür vor der Nase zuschlägt.
    »Ich glaube, das war ein Njet «, sagt Jack.
    In zwölf Jahren hat er sich nicht so gut gefühlt.
    Wie am Ende einer langen Nacht.

78
    Die Sonne geht auf, als hätte sie die ganze Nacht darauf gelauert, jemanden zu verbrennen.
    Jack ist mit dem Surfbrett draußen und sieht es hell werden. Als die Sonne über den Bergrand blickt, ist es wie ein persönlicher Gruß: Guten Morgen, aufgewacht, träumen kannst du später .
    Und mit der Sonne meldet sich der Wüstenwind.
    Für Jack wird es ein heißer Tag.

79
    Er muss nicht lange warten.
    Drei Stunden später steht Paul Gordon bei Tom Casey im Konferenzzimmer, brüllend, rot angelaufen, und zeigt mit dem Finger auf Jack. Vielleicht erlebe ich zum ersten Mal, denkt Jack, dass ein Mensch einfach in Flammen aufgeht und verbrennt.
    Was nicht die schlechteste Lösung wäre. Es gibt in ganz Kalifornien keinen Schadensregulierer, der nicht davon träumt.
    Früher hatte es immer geheißen, Gordon sitze zur Rechten Gottes. Bis er der Versicherung Fidelity Mutual 40 Millionen Dollar Strafe wegen »bösen Willens« abjagte. Seitdem heißt es, Gott sitzt zur Rechten Paul Gordons.
    Und das passende Äußere bringt Gordon mit: Groß, schlank, silbrige Haarpracht, eisgraue Augen, zerklüftetes Raubvogelgesicht. Es steht am Fenster und nutzt den Ausblick auf den Hafen von Newport als dramatische Kulisse, um Jack, Tom Casey und Goddamn Billy zu versichern, dass er Fire and Life die größte Geldbuße wegen »bösen Willens« in der gesamten Rechtsgeschichte anhängen wird.
    Dass er seinen eigenen Rekord brechen wird.
    »... was Fidelity Mutual zahlen musste, ist dagegen ein Pappenstiel ...«, sind Fetzen seines Gebrülls, die bei Jack hängenbleiben.«
    »Was der gemacht hat! ... was der gemacht hat! ...«, dröhnt Gordon und zeigt auf Jack. »Er hat meinem Klienten – am Tag nach der Beerdigung seiner Frau – ins Gesicht gesagt, er hätte seine Frau ermordet und das Haus über ihr angezündet. Und dann fährt er zum Haus meines Klienten, um ihm das Ablehnungsschreiben persönlich zu überreichen!«
    »Stimmt das, Jack?« fragt Goddamn Billy.
    »Das stimmt.«
    »Aber warum?«, fragt Billy und bereut es sofort, weil sich Jackzu Nicky umdreht, der auch dort sitzt, mit einem dünnen Lächeln im Gesicht, und verkündet: »Weil er seine Frau ermordet und dann das Haus über ihr angezündet hat.«
    »Sehen Sie? Sehen Sie?«, brüllt Gordon. »Er macht es schon wieder!«
    »Jack, halten Sie bitte den Mund«, sagt Casey. Er sitzt auf seinem Stuhl, schlürft seelenruhig seinen Kaffee und tut so, als wären sie nur hier, um über die Pokalchancen der Dodgers zu diskutieren.
    Hier eine Geschichte über Casey: Casey geht mit Goddamn Billy zu einer Schlichtungsverhandlung und hat eine Zahlungsvollmacht über 100 000 Dollar in der Tasche. Der Klägeranwalt hält sein Plädoyer und fordert 5000 Dollar. Da springt Casey auf, haut mit der Faust auf den Tisch und brüllt: »Sehe ich aus wie der Weihnachtsmann ?« Der Anwalt knickt ein und geht mit 2000 Dollar nach Hause.
    Obwohl also Paul Gordon, der fieseste und gefürchtetste Klägeranwalt von ganz Südkalifornien, in seinem Büro rumtobt, ist Casey nicht wirklich beeindruckt. Denn Casey ist der fieseste und gefürchtetste Verteidigeranwalt von ganz Südkalifornien.
    Und was man hier erleben kann – falls man ein Fan von Schadenersatzprozessen wegen bösen Willens ist –, ist ein Kampf zwischen zwei Superschwergewichten.
    Gordon gegen Casey.
    Mit den Fernsehrechten könnte man sich glatt eine goldene Nase verdienen, wenn man bedenkt, wie viele Anwälte scharf darauf wären, mitzuverfolgen, wie sich die beiden gegenseitig fertigmachen.
    Das Lustige daran: Sie residieren beide im selben Bürokomplex. Beide haben sie ihre Büros in den »Black Boxes«, einem Glanzstück moderner Architektur aus schwarzem Glas und blanker Hybris. Die beiden Blöcke heißen »Black Boxes«, weil sie

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