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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Bei anderen habe ich gegen ihn geboten, aber er hatte die tieferen Taschen. Ich weiß nicht, wo Sie dieses Zeug herhaben, aber die Möbel in Nickys Haus waren echt. Die Sachen hier stammen von einem guten Kopisten, würde ich sagen.«
    »Fällt Ihnen dazu ein Name ein?«
    »George Scollins ist der beste«, sagt Marlowe. »Hat eine Werkstatt oben in Laguna Canyon. Restauriert und macht Kopien. Fantastische Sachen.«
    »Ist denn das legal?«
    »Kommt drauf an, wie man’s betrachtet. Viele Leute wollen Antikmöbel, die nicht alt sind, und kaufen einen Scollins. Oder sie wollen ein Möbelstück, das es nicht mehr gibt. Dann macht ihnen Scollins eine Kopie nach dem Foto. Oder sie wollen einseltenes Stück, ohne den hohen Preis zu zahlen. Dann hilft ihnen Scollins weiter. Ihren Freunden gegenüber geben sie die Stücke für echt aus. Das ist nicht ganz ehrlich, aber legal. Wenn sie solche Möbel als echt verkaufen wollen, ist es Betrug.«
    Oder wenn sie sie verbrennen und der Versicherung als echt verkaufen ...
    »Haben Sie die Adresse von Scollins?«, fragt Jack.

102
    Das hier ist das Ende der Welt, denkt Jack, als er den staubigen Feldweg entlangfährt, einen der vielen Seitencanyons hinauf, die sich wie Finger vom Laguna Canyon abspreizen.
    Versteckt in einer kleinen Baumgruppe am Hang taucht schließlich Scollins’ Anwesen vor ihm auf, mehrere ineinander verschachtelte Häuschen und Schuppen.
    Zumindest waren es einmal Häuschen und Schuppen.
    Als er näher kommt, ahnt er schon, dass er Scollins kaum lebend vorfinden wird. Denn was sich da an den Hang schmiegt, sind nur noch die ausgebrannten Reste von Häuschen und Schuppen.
    Aber eine tolle Aussicht hier.
    Jack steigt aus dem Auto und kommt sich vor wie in einem Adlernest – ein grandioser Blick über die ausgedörrten Berge, und der Ozean ein blaues Rechteck, fast wie eine blaue Wand.
    Schön, hier zu wohnen, sagt er sich, und geht hinüber zum Wohnhaus.
    Um ein bisschen rumzustochern.
    Es riecht immer noch nach Terpentin und Schellack und anderen Lösungsmitteln, die eine gewaltige Brandlast erzeugt haben müssen.
    Ein schnelles, heißes Feuer dürfte das gewesen sein.
    Ein gefräßiger Alligator.
    Ein kleines Steinhaus, voller Holz.
    Als das Feuer ausbrach, wurde das Haus zum Ofen.
    An dem Durcheinander im Inneren erkennt man, dass Leben und Arbeit für Scollins eins waren. Der Rahmen des Eisenbetts an der Wand, überall verkohlte Reste von Möbeln, an den Wänden Hitzeschatten.
    Jack findet die Stelle, an der der Brand vermutlich ausbrach.
    Eine elektrische Sockelheizung.
    Wer hat hier mitten im Sommer geheizt?
    Ein klassischer Teddy Kuhl.
    Jack ruft die Polizei an.
    »Brandermittlung, bitte.«
    »Moment.«
    Jetzt brauche ich ein bisschen Glück, denkt er.
    Gott sei Dank, der Mann, der rangeht, ist nicht Bentley.
    »Hier John Morici, Pacific Mutual Insurance«, sagt Jack. »Hey, habt ihr Jungs vor kurzem einen Brand ermittelt, Laguna Canyon, das Scollins-Anwesen?«
    »Bleiben Sie dran.«
    Der Mann kommt zurück und sagt: »Nach meinen Unterlagen ist die Farmer’s Insurance zuständig.«
    »Wir haben die Lebensversicherung«, sagt Jack auf gut Glück. »Ich komme nicht nach mit meinen Akten, mein Chef macht mir schon Ärger. Können Sie mir vielleicht die Brandursache mitteilen, damit ich die Zahlung veranlassen kann?«
    »Warten Sie.«
    Jack wartet. »Ja«, sagt der Mann. »Es war ein Unfall. Mal sehen: Ein Haufen alte Lappen neben der Heizung.«
    »Also Unfalltod?«
    »Sie haben es erraten.«
    »Ach, und wer hat das ermittelt?«
    »Ähhh, das war Officer Bentley.«
    Ja, wer sonst.
    Er hat das Gespräch gerade weggeklickt, da zirpt das Handy.
    »Hallo?«
    Goddamn Billy ist dran.
    »Jack –«
    »Ich weiß. Ich bin gefeuert.«
    »Nein«, sagt Billy, »es geht um Letty del Rio.«
    Sie ist in eine Schießerei geraten.

103
    Sie richtet sich auf, als er ins Krankenzimmer kommt. Sieht erschöpft und mitgenommen aus, aber sie ist am Leben, und Jack ist so erleichtert, dass er dem lieben Gott am liebsten einen dicken Schmatz geben würde.
    »Was ist passiert?«, fragt er.
    »Ich hab was Blödes gemacht«, sagt sie. »Ich wollte einen Informanten treffen, allein. Hab nicht aufgepasst und bin in eine Falle gelaufen.«
    »Letty ...«
    »Ist noch mal gut gegangen«, sagt sie.
    »Und dein Arm?«
    »War ausgerenkt, aber sie haben ihn repariert. Am Nachmittag bin ich wieder draußen.«
    »Bleib lieber noch drin«, sagt Jack. »Erhol dich ein bisschen.«
    Als sie ihn

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