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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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ansieht, hat sie Tränen in den Augen.
    »Einer von denen ist tot«, sagt sie.
    »Kommst du damit zurecht?«
    »Ich bin nicht gerade glücklich drüber, aber es macht mich auch nicht fertig.«
    »Sind die Leute identifiziert?«
    »Nein.«
    Aber Jack sieht, dass sie angestrengt nachdenkt.
    »Was ist?«
    Sie berichtet, was Tony über Tranh und Do und den nächtlichen Möbeltransport erzählt hat.
    »Die beiden sind tot«, sagt er.
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es nicht, aber es ist klar«, sagt er. »Nicky hat die echten Möbel rausgeholt und durch Fälschungen ersetzt. Der Mann, der die Fälschungen hergestellt hat, ist tot. Die beiden Jungs, die den Transport gemacht haben, sind auch tot.«
    »Und Pam.«
    »Und Pam.«
    »Jack, jetzt kann ich Wiederaufnahme beantragen ...«
    Ihre Stimme wird schwach, sie ist kurz vorm Abkippen.
    »Okay«, sagt Jack.
    »Du halt dich da raus.«
    »Okay.«
    »Versprochen? Diese Leute sind gefährlich.«
    »Versprochen.«
    »Dann ist’s gut«. Sie schließt die Augen. »Jack, das Komische war«, murmelt sie, »ich war schon ziemlich hinüber, da hörte ich den anderen Kerl. Den Fahrer? In einem Caddy? Jedenfalls sagte der ›Geiles Ding‹ zu mir. Ist doch komisch, oder? Ich meine, vielleicht stimmt’s. Vielleicht bin ich ’n geiles Ding.«
    Jetzt tritt sie weg.
    Jack drückt ihr den Handrücken und geht.
    Mit einer Wut, die sich anfühlt, als würde er am ganzen Körper brennen.
    Flashover.

104
    Jack hält vor einem verlotterten Bungalow in einer Sackgasse oben in Modjeska Canyon. Das Haus war früher mal weiß, jetzt ist es dreckigweiß mit braunen Stellen, wo die Farbe runter ist.
    Müsste dringend renoviert werden, sagt er sich, aber das wird wohl nicht passieren, denn die klapprige Veranda ist voller Müll,wozu er auch die vier Bikertypen rechnet, die dort rumhängen, die Füße auf dem Geländer, die Bierdose in der Hand.
    Aus scheppernden Lautsprechern dröhnt Heavy Metal über die Straße.
    Jack geht hinüber zur Verandatreppe. »Ist Teddy Kuhl da?«
    »Ist sein Haus hier«, sagt einer.
    »Das weiß ich selber«, sagt Jack. »Ich will wissen, ob er da ist.«
    »Drinnen.«
    »Sag ihm, er hat Besuch.«
    »Nö.«
    »Warum nicht?«
    »Der hat zu tun.«
    Die drei anderen lachen dreckig.
    Jack hat nichts dagegen, den Stichwortgeber zu spielen. »Und was macht er?«
    »Ficken!«
    Einstimmiges Gefeixe.
    »Sag ihm, er soll eine Pause einlegen«, sagt Jack. »Sag ihm, jemand will mit ihm reden.«
    »Fick dich!«
    »Okay. Fick dich selber.«
    Jack geht zur Straße zurück, wo eine große schwarze Harley steht. Ein bisschen weiter weg stehen vier weitere Harleys. Das hier muss Teddys Harley sein.
    Teddy Cools supergeile Harley.
    Jack wirft sie um, mit einem kräftigen Tritt.
    Dann tritt er den Scheinwerfer ein und trampelt so lange auf der Handbremse rum, bis sie abbricht.
    Was bei den Jungs auf der Veranda schon mal Aufsehen erregt. Keine fünf Sekunden später kommt Teddy aus der Tür geschossen.
    Die zwölf Jahre sind nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Sein Haaransatz ist zurückgewichen wie eine geschlagene Armee, er hat deutlich mehr Zahnlücken und fette Hüften, die heftig wabbeln, als er seine Jeans zumacht und gleichzeitig in die Stiefel steigt.
    Er ist noch mit seinem linken Stiefel beschäftigt, da brüllt er schon: »Wer ist die Sau?«
    Jack grinst. »Ich bin die Sau.«
    Jetzt grinst auch Teddy. »Ah, der nette Bulle!«
    »Der nette Ex-Bulle«, antwortet Jack.
    »Jetzt biste am Arsch, Bulle«, sagt Teddy. Er gibt seinen Buddys ein Zeichen, dass sie bleiben sollen, wo sie sind, und kommt auf Jack zumarschiert. »Wir haben noch eine Rechnung offen, Bulle!«
    Jack schüttelt sich wie ein nasser Hund. »Ooooh, da krieg ich aber Angst. Bist du der Teddy Kuhl, der wie ein Köter vor mir gekrochen ist?«
    Jetzt tickt Teddy aus.
    Eine von Jacks Weisheiten besagt, dass man auf die Dummheit immer setzen kann, und Teddy enttäuscht ihn nicht, denn er ist tatsächlich so dumm, nach seiner Knarre zu greifen.
    Noch während Teddy nach hinten greift, landet Jack einen linken Haken auf Teddys Nase, dass das Knacken der Knorpel die Lautsprecher übertönt.
    Teddy hebt die Hand mit der Pistole, aber seine tränenden Augen sehen zu spät, dass Jack einen Ausfallschritt macht, Teddys Arm packt und ihm den Pistolenknauf auf die Nase krachen lässt.
    Jetzt läuten bei Teddy sämtliche Glocken.
    Vor lauter Schmerz merkt er nicht mal, dass ihm Jack die Pistole wegnimmt und ihm damit

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