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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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die zwei vermissten Vietnamesen, die den gestohlenen Laster gefahren haben. Und der Anschlag auf die Polizistin, die in der Sache ermittelte.
    Aber nichts davon kann man Nicky Vale anhängen.
    Jack sieht sich in der Garage um und entdeckt einen Benzinkanister.
    Gießt Benzin auf den Fußboden, und Teddy brüllt los.
    Den Rest des Benzins gießt er Teddy über den Kopf. Eine Benzinpfütze breitet sich unter dem Garagentor aus.
    Jack hockt sich neben Teddy.
    »Was hat Nicky mit den Möbeln gemacht?«
    »Welche Möbel?«
    »Scheiße, wo hab ich meine Streichhölzer?«
    » ICH WEISS NICHTS VON IRGENDWELCHEN MÖBELN !«
    Teddy lügt nicht. Teddy hat viel zu viel Schiss, um zu lügen.
    »Gib mir einen Tipp«, sagt Jack. »Irgendwas, was ich verwenden kann.«
    Teddy überlegt. Man sieht ihm an, wie er die Gefahren abwägt. Die Angst vor Nicky Vale gegen die Angst, zu verbrennen. Und Jack weiß, dass er gewinnt, denn die Angst vorm Feuer ist konkret, die Angst vor Nicky Vale ist abstrakt, und mit Abstraktionen hat Teddy nichts am Hut.
    »Westview«, sagt Teddy.
    »Was?«
    »Das hätte ich anzubieten«, sagt Teddy. »Kazzy faselt ständig von Westview. Irgendwie hat das mit Nicky Vale zu tun.«
    Jack drückt auf den Knopf, das Garagentor klappt hoch.
    Teddys Buddys stehen davor. Mit drei Flinten und drei Pistolen im Anschlag.
    »Tolle Idee«, sagt Jack. »Na los, ballert schon. Dann kriegt ihr euren Boss gegrillt.«
    »Nicht schießen! Nicht schießen!«, brüllt Teddy.
    Jack läuft zwischen ihnen durch zu seinem Auto. Steigt ein, lässt die Scheibe runter. »Tja, Jungs«, sagt er. »Euer geiles Ding hat gesungen wie ein Vogel.«
    Startet durch und fragt sich:
    Was zum Teufel ist Westview?

106
    Nicky hat im Büro von Paul Gordon Platz genommen, der am Schreibtisch sitzt und an seinem Cappuccino schnuppert, um sicherzugehen, dass er mit Muskat und nicht mit Zimt bestreut ist.
    Nach diesem bedeutsamen Akt widmet er sich Nicky, indem er aufblickt und ihm damit zu verstehen gibt: So, jetzt bin ich für dich bereit .
    Nicky wartet ungeduldig, dass der Kerl endlich sein Ego bezwingt.
    »Fertig?«, fragt Nicky.
    »Ich stehe zur Verfügung.«
    »Morgen früh«, sagt Nicky, »wird Casey Ihnen 50 Millionen Dollar anbieten – als Schlichtungssumme.«
    Gordon dreht fast durch. In seinen absurdesten Träumen hätte er nicht gedacht, dass Fire and Life die 50 Millionen einfach so rüberschieben würde. Er hat fest mit der Ablehnung gerechnet. Was nützt ihm ein Versicherungskonzern, der plötzlich clever wird?
    »Keine Sorge«, sagt Gordon. »Ich lehne ab. Ein Grund findet sich.«
    Nicky schüttelt den Kopf. »Sie werden die Summe akzeptieren.«
    Gordon wird bleich.
    »Das war nicht der Plan.«
    »Ist es aber jetzt.«
    »Das könnte Ihnen so passen!«, sagt Gordon. »Ich habe Jahre gebraucht, um so weit zu kommen. Ich habe die Leute von der Polizei im Sack, ich habe die Richter im Sack. Sie können jetzt nicht einfach aussteigen.«
    Nicky zuckt mit der Schulter.
    Gordon wird schrill. »Was zum Teufel soll der Scheiß? Wir können da noch hunderte Millionen rausholen, wenn wir weiterauf der Jack-Wade-Nummer reiten. Nun geben Sie sich doch nicht mit Kleinkram zufrieden!«
    »Jack Wade hat ausgespielt«, sagt Nicky.
    Jack Wade ist schon so gut wie weg.
    Jetzt kapiert Gordon.
    »Sie Schwein!«, sagt er. »Sie haben mich ausgebootet!«
    »Nehmen Sie das Angebot an«, sagt Nicky. »Sie kriegen Ihr Honorar.«
    »Vergessen Sie’s«, sagt Gordon. »Wir prozessieren. Wir bringen die alle vor Gericht.«
    »Wenn Sie das machen«, sagt Nicky, »sind Sie gefeuert.«
    Da muss Gordon aber lachen. »Sie mich feuern, Sie aufgeblasener kleiner Ganove? Ich brauch Sie nicht, aber Sie brauchen mich ! Ohne mich sind Sie ein Nichts! Denken Sie, Sie kommen ohne mich gegen Fire and Life und Tom Casey an?«
    Ich glaube schon, denkt Nicky.
    Ich weiß es sogar.
    Er steht auf und sagt: »Okay, Sie sind gefeuert.«
    Gordon flippt aus.
    Folgt Nicky auf den Flur und brüllt ihm hinterher: »Denken Sie, Sie sind hier die einzige große Nummer? In fünf Minuten kommt Tratchev, ein Mann mit Grips, ein Mann mit Visionen. Oder Kazzy Azmekian! Der hat die Power, solche Sachen durchzuziehen. Und diese Leute dulden nicht, dass Sie die Karre gegen die Wand fahren, Sie schmieriger kleiner aufgeblasener Eurogangster! Sie und mich feuern!«
    Ziemlich geschmacklos, das mit dem Eurogangster, denkt Nicky, als er ins Auto steigt. Und mit Tratchev hätte er mir nicht kommen müssen.

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