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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Oder mit Azmekian. Ausgesprochen kurzsichtig. Und uncool.
    Diese beiden Trumpfkarten hätte er besser im Ärmel behalten.
    Schmieriger kleiner aufgeblasener Eurogangster? Man könnte es glatt persönlich nehmen.
    Nun ja.
    Er räkelt sich in den Rücksitz.
    Fast geschafft, sagt er sich.
    Nur noch ein paar Schritte bis zum Ziel.
    Und dem Aufstieg innerhalb einer Generation.
    Fünfzig Millionen.
    Fünfzig Millionen blitzsaubere Dollars.
    Aber noch ist nicht alles getan.
    »Ritz-Carlton«, befiehlt er Dani.
    Jetzt gilt es zu handeln.
    Dani wartet im Wagen, während der Pachan sein Treffen abhält.

107
    Onkel Nguyen hat Kopfweh.
    Er muss der hysterischen Mutter von Tommy Do gerade eröffnen, dass ihr idiotischer Sohn wahrscheinlich nicht nach Hause kommen wird – nie wieder.
    Er muss das Gejammer, das Geschluchze und andere Störgeräusche über sich ergehen lassen – das Gekreische dieser Frau geht ihm durch Mark und Bein. Das dauert nun schon so lange, dass er das Spiel der Angels vergessen kann, und sie gibt erst Ruhe, als er das Versprechen abgibt, ihren Sohn zu rächen.
    Er geht hinunter in den Keller, wo Tony Ky an den Handgelenken aufgehängt ist. Um auf andere Gedanken zu kommen, verpasst er ihm ein paar Hiebe mit dem Bambusstock, die Tony mit sattem Stöhnen quittiert, dann fragt er ihn: »Also, wer waren diese Russen?«
    Tony beschreibt sie. »Ein großer Dünner und ein kleiner Dicker.«
    Die Namen kennt er nicht, daher versetzt ihm Onkel Nguyen mit dem Bambusstock einen Schwinger, der ihm auf jedem Golfplatz Ehre machen würde, und fragt, für wen die Russen arbeiten.
    »Tratchev«, sagt Tony.
    Das muss Onkel Nguyen erstmal verdauen.
    Mit Tratchev macht er seit Jahren Geschäfte, und es hat sich immer gelohnt – für beide Seiten. Er ruft sofort bei Tratchev an und fragt: »Was hat dieser Scheiß zu bedeuten?«
    »Welcher Scheiß?«
    »Zwei von Ihren Leuten haben zwei von meinen Jungs für eine Fuhre angeheuert, und sie sind nicht zurückgekommen.«
    »Welche waren das?«, fragt Tratchev.
    Onkel Nguyen beschreibt sie.
    Und Tratchev ist hochbeglückt über diese Beschreibung. Ärger mit den Vietnamesen kann er überhaupt nicht brauchen. Was er jetzt braucht, ist ein Verbündeter gegen Nicky Vale. Also sagt er: »Sie meinen Dani und Lev.«
    »Dann schicken Sie mir die mal vorbei, damit ich sie zur Rede stellen kann.«
    »Die gehören nicht mir.«
    »Wem denn?«
    Tratchev klärt ihn auf.
    Onkel Nguyen fragt: »Haben Sie ein Problem, wenn ich tue, was zu tun ist?«
    Tratchev hat kein Problem, wie man sich denken kann.

108
    Als Jack ins Büro zurückkommt, starren ihn alle an wie ein Gespenst.
    Er hört sie tuscheln, während er durch den engen Gang zu seinem Schreibtisch läuft. Gefeuert ... Meineid ... Prozente ... gewalttätig ...
    »Ich bin wieder da-ha!«, ruft er munter.
    Die Regulierer ziehen die Köpfe ein, wenden sich ihren Monitoren zu. Eine greift zum Telefon, flüstert mit vorgehaltener Hand.
    Also hat Sandra Hansen seine Kollegen instruiert, und diese Petze kann es nicht abwarten, seine Ankunft zu melden. Aber sie werden ein Weilchen brauchen, bis sie wissen, wie sie reagieren sollen. Zwischen Billy und der Chefetage werden die Drähte heißlaufen ...
    Das heißt, er hat Zeit, aber nicht allzu viel.
    Jack setzt sich an den Computer, ruft das kalifornische Gewerbeverzeichnis auf und tippt »Westview« ein.
    Ein Name, der nicht gerade selten ist in einem Land, das an der Westküste liegt. Die Liste auf dem Bildschirm ist ellenlang.
    Westview Travel, Westview Realty, Westview Retirement, Westview Recreational Vehicles, Westview Condominium Association ...
    Westview Ltd.
    Jack versucht es mit Westview Ltd.
    Eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung nennt nur die Gesellschafter, nicht die Teilhaber. Die sind anonym, und man braucht schon einen Gerichtsbeschluss, um an die Namen ranzukommen.
    Daher ist so eine Gesellschaft bestens als Tarnung geeignet.
    Jack klickt Westview Ltd. an und ruft den Geschäftsbericht ab, der auch die Namen der Gesellschafter nennt.
    Einen James Johnson, einen Benjamin Khafti und eine Orange Coast Ltd.
    Wieder eine GmbH.
    Jack ruft den Geschäftsbericht von Orange Coast Ltd. auf.
    Ein Howard Krasner, ein Grant Lederer und eine GmbH.
    CrossCo Ltd.
    Jack ruft den Geschäftsbericht von CrossCo Ltd. auf.
    Und so weiter und so weiter.
    Jeder Treffer liefert ihm ein paar hypothetische Gesellschafter und eine neue GmbH.
    Die russische Puppe. Ein beliebtes Versteckspiel.
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