Die Sprache des Feuers - Roman
...?«
»Nein, nein, nein, nein«, sagt Jack. »Nicht auf dem Rücksitz, jedenfalls.«
»Platz 17 .«
»Danke.«
Jack fährt also mit dem Taurus nach Monarch Bay.
Wo der Wachmann den Wagen argwöhnisch beäugt, um sichwichtig zu machen, und dann fragt: »Sind Sie bei Mr. Vale angemeldet?«
»Ja. Mr. Vale erwartet mich.«
Der Wachmann blickt an Jack vorbei auf den Beifahrersitz. »Was sind Sie? Der Hundefriseur?«
»Stimmt. Ich bin der Hundefriseur.«
Das Haus ist eine Villa im Pseudo-Tudor-Stil, der Rasen wie eine säuberlich manikürte Witwenhand, in seiner Mitte befindet sich eine sauber abgezirkelte Krocket-Anlage. Die nördliche Mauer wird von einem Rosenspalier gesäumt.
Es hat seit drei Monaten nicht geregnet, denkt Jack, aber die Rosen triefen vor Nässe. Sehen taufrisch aus.
Vale kommt ihm auf der Einfahrt entgegen.
Was für ein Mann! 1 , 86 , schlank, das schwarze Haar in altmodischem Langhaarschnitt, der ihm aber blendend steht. Er trägt einen beigefarbenen Pullover über ausgebleichten Jeans und Slipper ohne Socken, und eine John-Lennon-Brille.
Sehr cool.
Er sieht jünger aus als dreiundvierzig.
Sein Gesicht hat Star-Potenzial, besonders die Augen. Leicht schräggestellt und von der graublauen Färbung des winterlichen Ozeans. Sehr intensiv.
So dass Jack fast verlegen wird.
»Sie sind vermutlich Jack Wade«, sagt Vale mit einem leichten Akzent, den Jack nicht lokalisieren kann.
»Ich bin Russe«, erklärt Vale. »Mein richtiger Name ist Dasjatnik Valeshin, aber wer will schon all die Schecks damit unterschreiben?«
»Tut mir leid, Sie unter diesen Umständen kennen zu lernen, Mr. Vale.«
»Nicky«, sagt Vale. »Nennen Sie mich Nicky.«
»Nicky«, sagt Jack, »hier ist Leo.«
»Leonid!«, ruft Nicky.
Der kleine Hund rastet aus, dreht Pirouetten, überschlägt sichvor Freude. Jack öffnet die Wagentür, und Leo springt in Nickys ausgestreckte Arme.
»Noch einmal«, sagt Jack, »es tut mir sehr leid wegen Mrs. Vale.«
»Pamela war jung und sehr schön«, sagt Nicky.
Was nun wirklich das Mindeste ist, wenn man einen reichen Typ heiraten und in einem Haus mit Ozeanblick wohnen will, denkt Jack. »Jung und schön« ist die Startbedingung. Wer das nicht ist, braucht nicht mal den Bewerbungsbogen auszufüllen.
Trotzdem ist es merkwürdig, dass er jetzt damit kommt.
»Sie hat sehr viel für Rettet die Strände getan, wie ich weiß«, sagt Jack. »Und Sie auch.«
Nicky nickt. »Es war uns ein Anliegen. Pamela hat viel Zeit am Strand verbracht – Malen, mit den Kindern spazieren gehen. Wir wollten nicht, dass er ruiniert wird.«
»Wie geht es den Kindern?«
»Ich glaube, wie sagt man in so einem Fall: den Umständen entsprechend.«
Wirklich merkwürdig, dieser Typ, denkt Jack.
Und Nicky muss gespürt haben, dass er das denkt, denn jetzt sagt er: »Lassen wir die Redensarten, Jack. Sie wissen sicher, dass Pamela und ich getrennt waren. Ich habe sie geliebt, ihre Kinder haben sie geliebt, aber Pamela konnte sich nicht entscheiden, wen sie mehr liebte – die Familie oder die Flasche. Doch die Aussichten auf eine Einigung waren gut. Wir haben uns aufeinander zu bewegt. Sie war wirklich jung und sehr schön. Ich weiß auch nicht, warum mir diese Feststellung so wichtig ist. Vielleicht so eine Art Selbstschutz.«
»Mr. Vale ... Nicky –«
»Ganz ehrlich, ich weiß nicht, wie man in solchen Momenten zu empfinden hat oder was ich wirklich empfinde. Ich weiß nur, dass ich das Leben meiner Kinder ordnen muss, weil sie so lange im Chaos gelebt haben, und noch mehr seit den Ereignissen der letzten Nacht.«
»Ich habe nicht –«
Nicky lächelt. »Nein, Sie haben nichts gesagt, Jack, Sie sind viel zu höflich. Aber innerlich irritiert Sie meine fehlende Trauer. Ich bin als Jude aufgewachsen, in der sogenannten ehemaligen Sowjetunion. Ich habe gelernt, mehr auf die Augen der Menschen zu achten als auf ihre Worte. Ich möchte wetten, Jack, dass Sie hier in Ihrer Welt ständig angelogen werden.«
»Manchmal schon.«
»Nein, öfter als manchmal«, sagt Nicky. »Die Leute lügen, um Entschädigungen zu kassieren. Selbst Leute, die sonst ehrlich sind, übertreiben maßlos, wenn es um ihre Schäden geht, damit sie wenigstens auf ihre Kosten kommen. Habe ich recht?«
Jack nickt.
»Und ich werde es wahrscheinlich ebenfalls versuchen.« Nicky lacht. »Wie wär’s mit einem Deal? Ich nenne meine Summe, Sie nennen Ihre Summe, dann wird verhandelt. Wir werden uns einigen.«
»Ich mache keine
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