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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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dreizehn Fällen zu Ihnen zurückgebracht haben und dass sie Ihnen jetzt wieder gestohlen wur-den – und immer so weiter? Nein, bitte! Lassen Sie die Kekse stecken!«
    Aber sie holt die Kekse raus.
    Das macht sie immer so.
    Sie sitzt immer ganz lieb da, spricht immer ganz leise, wird niemals laut und bringt immer eine Tüte Kekse mit.
    »Sie mögen die Kekse, Jack. Das weiß ich genau.«
    »Ich kann keine Kekse annehmen, Mrs. Hathaway.«
    »Nun«, sagt sie, greift in ihre Handtasche und holt einen Stapel Fotos heraus. »Der kleine Billy. Geht jetzt ans Junior College, weil er Programmierer werden will ...«
    Jack krümmt sich nach vorn und schlägt verzweifelt mit der Stirn auf die Tischplatte, während Olivia Hathaway fortfährt, die Neuigkeiten im Leben ihrer Kinder, Enkel und Urenkel und deren sämtlicher Partner aufzuzählen.
    »... Kimmy lebt – in Sünde – mit einem Motorradmonteur aus Downey ...«
    Bums! ... Bums! ...
    »Jack, hören Sie mir zu?«
    »Nein.«
    »Nun, Jack, Sie haben versäumt, mir meine gestohlenen Löffel zu ersetzen.«
    »Ich habe es nicht versäumt, Mrs. Hathaway. Ihre Löffel wurden nicht gestohlen.«
    »Aber natürlich, Jack!«
    »Ihre Löffel wurden also vierzehnmal gestohlen – ich dachte, Kimmy lebt mit einem Elektriker?«
    »Das war letzten Monat.«
    »Oh.«
    »Ein Keks?«
    »Nein, danke.«
    »Nun zu meinen Löffeln ...«
    So geht es fünfundvierzig lähmende Minuten weiter, bis er sie endlich los ist und zum Haus von Vales Mutter in Monarch Bay fahren kann.

18
    Monarch Bay.
    Der Name passt.
    Absolute Spitzenlage an der südkalifornischen Küste.
    Monarch Bay liegt genau zwischen den Städten Laguna Niguel und Dana Point, und zwischen beiden Städten gab es erbitterte Auseinandersetzungen um die Zugehörigkeit der kleinen Siedlung. Zur allgemeinen Überraschung entschieden sich die meisten Anwohner für Dana Point statt für das schickere Laguna Niguel, obwohl Dana Point zu der Zeit nur aus dem Hafen, ein paar Fastfood-Buden, Läden für Surfing-Zubehör und billigen Motels entlang des Pacific Coast Highway bestand.
    Das Dana Point, das Jack liebte.
    Viele waren sauer wegen dieser Entscheidung, besonders die Eigentümer des Ritz-Carlton Laguna Niguel direkt am Strand, die den Namen des Hotels nicht änderten, obwohl es technisch gesehen in Dana Point steht und nicht in Laguna Niguel.
    Jack findet das okay, denn mit dem gehobenen Publikum des Hotels will er nicht unbedingt in Verbindung gebracht werden. So wie er das sieht, ist das Hotel vor allem für die jungen Surfer da, die dort als Kellner arbeiten und ihr mageres Einkommen aufbessern, indem sie die reichen Gattinnen vögeln, denen sie eigentlich nur das Essen servieren sollen. Nicht wenige von den Gattinnen wohnen in der exklusiven, bewachten Wohnanlage von Monarch Bay.
    Wer mit einem Ford Taurus auf die Wachen zurollt, sollte tunlichst zu einer Reinigungsfirma gehören. Sollte einen Berg Putzmittel auf dem Rücksitz haben.
    Ansonsten passieren das Tor nur Wagen der Marken Mercedes, Jaguar oder Rolls Royce.
    Jack kommt sich ein bisschen schäbig vor in dem Taurus, aber er ist auf einen Firmenwagen umgestiegen, weil es ihm irgendwie unpassend erschien, vor Leuten, die gerade eine Angehörige verloren haben, mit einem 66 er Mustang und einem Hobie-Surfbrett auf dem Dach zu prahlen.
    Hätte etwas pietätlos gewirkt.
    Den Firmenwagen zu kriegen, war keine leichte Übung.
    Wer einen Firmenwagen braucht, muss zu Edna gehen.
    Edna trägt ihre Brille an einer Kette aus kleinen Metallkugeln um den Hals.
    »Edna, ich brauche ein Auto«, sagt Jack.
    »Ist das eine Bitte oder eine Feststellung?«
    »Eine Bitte.«
    »Wir haben kein Auto mit Surfbrett-Halterung.«
    Jack lächelt sie an. »Das war mein letzter Kunde an dem Tag. Three Arch Bay, da bot es sich einfach an ...«
    »Die Sprüche kenne ich«, sagt Edna. »Die Kollegen vom Wagenpark mussten den Sand mit dem Staubsauger rausholen!«
    Dass er ihnen immer zwei Sixpacks ins Auto legt, um sie für ihre Mühe zu entschädigen, verschweigt er Edna lieber. Die Jungs vom Wagenpark lieben Jack. Für ihn würden sie alles tun.
    »Tut mir leid«, sagt er.
    »Firmenwagen sind nicht zum Vergnügen da«, sagt Edna und schiebt ihm die Schlüssel hin.
    »Ich verspreche Ihnen, dass ich mich nicht in dem Wagen vergnüge.«
    Edna sieht nacktes Fleisch, ineinander verkeilte Pärchen auf dem Rücksitz des Firmenwagens, und ihre Hand über dem Schlüsselbund stockt.
    »Sie werden doch nicht

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