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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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Deals«, sagt Jack. »Ich halte mich an die Vorschriften.«
    »Jeder macht Deals, Jack.«
    »Nein, nicht jeder.«
    Nicky legt ihm den Arm um die Schulter.
    »Ich glaube, wir werden kooperieren, Jack Wade«, sagt Nicky. »Wir kommen ins Geschäft.«
    Nicky bittet ihn ins Haus.
    »Ich will aber nicht stören«, sagt Jack.
    »Ich fürchte, es führt kein Weg daran vorbei«, sagt Nicky und lächelt komplizenhaft. »Mutter hat Tee gemacht.«
    Tja, denkt Jack, wenn Mutter Tee gemacht hat ...

19
    Mutter ist eine Schönheit.
    Eine zierliche, makellose Schönheit.
    Lackschwarzes Haar, glatt zurückgekämmt, und die weißeste Haut, die Jack je gesehen hat. Sie hat Nickys blaue Augen, nur dunkler. Eine tiefere Ozeanfärbung.
    Erhobener Kopf, eine Haltung wie ein Feldwebel.
    Nein, nicht wie ein Feldwebel, korrigiert sich Jack. Wie eine Ballettmeisterin.
    Sie trägt sommerliches Weiß. Ein halblanges Kleid mit Goldborte. Shoppen wird sie nicht in Laguna, denkt Jack – zu trendig, zu viele Schwule –, sondern in Newport Beach. Am ersten September, egal wie das Wetter ist, wird das Weiß durch Beige- und Khakitöne abgelöst, und am ersten November steigt sie auf Schwarz um.
    Jack geht auf sie zu. »Mrs. Vale –«
    »Valeshin.«
    »Mrs. Valeshin«, sagt Jack. »Ich möchte Ihnen mein Beileid aussprechen.«
    »Ich höre, sie hat im Bett geraucht«, sagt Mutter. Ihr Akzent ist stärker, Jack hört so etwas wie einen Vorwurf heraus – als hätte Pamela verdient, in ihrem Bett zu ersticken: selber schuld, wenn sie geraucht hat.
    »Nach dem vorläufigen Stand der Ermittlungen«, sagt Jack.
    »Und auch getrunken?«, fragt sie.
    »Es gibt Hinweise«, sagt Jack.
    »Möchten Sie nicht hereinkommen?«, fragt sie.
    Meinen Eintritt hab ich ja bezahlt, denkt Jack.
    Und betritt ein Museum.
    Schilder mit »Berühren verboten« sind zwar nicht zu sehen, aber sie sind auch nicht nötig. Die Böden und die Möbel glänzen. Kein Staubkörnchen würde wagen, sich auf ihnen niederzulassen.
    Und düster wie im Museum ist es auch. Dunkle Holzdielen mit Perserteppichen. Eichentüren, Stuck und Kastenfenster, ein großer dunkler Kamin.
    Doch das anschließende Wohnzimmer ist weiß.
    Weiße Sofas, weiße Ohrensessel.
    Ein Weiß, das besagt: Hier kleckert, schmiert oder nässt niemand.
    Ein Weiß, das besagt: Das Leben könnte sauber sein, wenn sich alle zusammenreißen und ein bisschen Mühe geben würden.
    Eine Wohnungseinrichtung als permanente Ermahnung, denkt Jack.
    Nicky bietet ihm das Sofa an.
    Jack ist bemüht, keinen Abdruck zu hinterlassen.
    »Sie haben ein schönes Heim«, sagt Jack.
    »Mein Sohn hat es mir gekauft«, sagt sie.
    »Haben Sie das Haus schon gesehen?«, fragt Nicky.
    »Ich hab nur einen Blick drauf geworfen.«
    »Totalschaden?«
    »Viele Wasser- und Rauchschäden, aber das Gebäude ist weitgehend erhalten«, sagt Jack. »Nur der Westflügel muss wohl abgerissen werden.«
    »Seit ich den Anruf bekommen habe«, sagt Nicky, »versuche ich mich zusammenzureißen und hinzufahren ... die Kinder sind ziemlich entsetzt.«
    »Klar.«
    Nicky legt eine kleine Pause ein, das hält er für angemessen, dann fragt er: »Wie gehen wir das mit der Regulierung an?«
    Nach dem Motto: Der sentimentale Teil ist erledigt, kommen wir zum Geschäft.
    Jack klärt ihn auf.
    Die Lebensversicherung ist kein Problem. Jack fordert den Totenschein an, und wenn er ihn hat, unterschreibt er – peng! – einen Scheck über 250 000 Dollar. Ein bisschen schwieriger wirdes mit der Feuerversicherung, weil die Police drei verschiedene Deckungen umfasst.
    Deckung A betrifft das Gebäude als solches. Jack muss das Haus genau untersuchen und die Kosten der Wiederherstellung schätzen. Deckung B betrifft das bewegliche Gut – Möbel, Gerätschaften, Kleidung –, Nicky wird ein Inventarverzeichnis anlegen müssen, mit dem er der Versicherung mitteilt, was durch den Brand vernichtet wurde.
    »Unter Deckung B haben Sie auch einige Zusatzversicherungen abgeschlossen«, sagt Jack, was eine gewaltige Untertreibung ist, denn diese Zusatzversicherungen belaufen sich auf eine dreiviertel Million Dollar.
    Und bringen California Fire and Life fette Prämien.
    Wer linkt wen? Das alte Spiel, denkt Jack.
    »Meine Möbel«, sagt Nicky. »Ich sammle England, 18 . Jahrhundert, vor allem George II . und George III . Ich sammle, kaufe, verkaufe. Ich fürchte, das meiste davon befand sich im Westflügel. Ist da noch was ...?«
    Jack schüttelt den Kopf, und Nicky zuckt zusammen.
    »Ich

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