Die Sprache des Feuers - Roman
Billy Hayes: »Willst du keinen Scheiß, liefere schwarz auf weiß.«
Billy kommt aus Arizona.
Daher diktiert Jack: »Bild eins, Haus von Süden. 28 . August 1997 . Westflügel des Hauses zeigt schwere Schäden. Außenwände sind erhalten, müssen aber wahrscheinlich neu hochgezogen werden. Fensterscheiben geborsten. Loch im Dach.«
Auf die andere Seite des Hauses kommt man am besten, indem man den Mittelteil durchquert.
Jack öffnet die Haustür und blickt direkt auf den Ozean. Denn die andere Wand besteht aus gläsernen Schiebetüren mit einem Panorama, das sich von Newport Beach zur Rechten bis zu den mexikanischen Inseln zur Linken erstreckt. Catalina Island liegt direkt vor ihm, Dana Strands unten links daneben und noch tiefer unten Dana Strands Beach.
Sonst nichts als blauer Ozean und blauer Himmel.
Allein der Blick ist zwei Millionen wert.
Die große Glastür öffnet sich auf eine weitläufige Terrasse, dahinter beginnt der abschüssige Rasen, ein grünes Rechteck, in dessen Mitte sich ein blaues Rechteck befindet, das ist der Swimmingpool.
Eine Ziegelmauer umgibt den Rasen. Bäume und Sträucher säumen die seitlichen Mauern. Schräg unten links liegt ein Tennisplatz.
Der Blick ist absolut traumhaft, aber das Haus, selbst der Mittelteil, der verschont blieb, ist ein einziger Schlamassel. Durchsuppt von Löschwasser und verpestet von beißendem Brandgeruch.
Jack macht ein paar Aufnahmen, hält die Rauch- und Wasserschäden auf Band fest, dann geht er raus auf den Rasen, knipst auch von dort mehrere Fotos, sieht aber nichts, was dagegen spräche, dass der Brand im Westflügel ausgebrochen ist, dort, wo er das Schlafzimmer vermutet. Er geht hinüber zu einem Fenster des Westflügels und entfernt vorsichtig einen Rest der Scheibe aus dem Fensterrahmen.
Als Erstes fällt ihm auf, dass der Glassplitter fettig ist, mit einem dicken, rußigen Ölfilm überzogen.
Jack spricht diese Beobachtung auf Band, aber er sagt nicht, was er denkt – dass ein solcher Belag auf der Innenseite der Scheibe auf brennbare Kohlenwasserstoffe im Inneren des Hauses verweist. Auch ist der Splitter von vielen kleinen unregelmäßigen Sprüngen durchzogen, was darauf schließen lässt, dass der Brandherd in der Nähe liegt und das Feuer sehr schnell sehr heißwurde. Auch davon sagt er nichts, er hält sich streng an die Fakten: »Glassplitter mit ölig-rußigem Belag, von vielen Sprüngen durchzogen, deren radialer Verlauf auf Gewalteinwirkung durch Feuer aus dem Inneren des Hauses schließen lässt.«
Er sagt nur, was er sieht – das Beweisstück spricht für sich. Jacks Schlussfolgerungen und Vermutungen haben auf dem Band nichts zu suchen, denn kommt es zum Prozess, wird das Band beschlagnahmt, und spekuliert er auf dem Band über brennbare Kohlenwasserstoffe, wird der Klägeranwalt geltend machen, dass er voreingenommen ist, dass er nach Hinweisen auf eine Brandstiftung sucht und die Hinweise auf einen Brandunfall ignoriert.
Er kann den Anwalt förmlich hören: »Sie haben von Anfang an auf Brandstiftung gesetzt, nicht wahr, Mr. Wade?«
»Nein, Sir.«
»Nun, Sie behaupten aber hier auf diesem Band, dass ...«
Es ist also besser, nicht zu sagen, was man denkt.
Einfach Schlamperei, den Fakten vorauszueilen, und es gibt auch andere Erklärungen für einen ölig-rußigen Belag. Wenn das Holz im Inneren des Hauses nicht vollständig verbrennt, kann es zu so einem Rückstand kommen, oder es kann andere Kohlenwasserstoffverbindungen im Haus geben, die völlig unschuldig sind.
Und da bellt immer noch der Hund. Steigert sich richtig rein. Kein wütendes Bellen wie bei einem Köter, der sein Revier verteidigt, eher ein verschrecktes Bellen, ein Jaulen, und Jack spürt, dass der Hund Angst hat, außerdem Hunger und Durst.
Der kann einen fertigmachen, denkt Jack.
Er fotografiert die Glasscherbe, etikettiert sie und steckt sie in eine Beweismitteltüte aus Plastik, von denen er einen Vorrat in seinem Overall mitführt.
Statt ins Haus zu gehen, wie er es vorhatte, macht er sich dann auf die Suche nach dem Hund.
8
Der Hund ist wahrscheinlich weggelaufen, als die Feuerwehrmänner ins Haus eindrangen, und steht jetzt unter Schock. Die Kinder werden sich Sorgen machen um ihren Hund, und sicher wird es sie ein bisschen trösten, wenn sie ihn wiedersehen.
Jack mag Hunde, eigentlich.
Was er nicht so mag, sind Menschen.
Die neunzehn Jahre, seit er hinter den Menschen und ihren Katastrophen herräumt (sieben bei der Polizei,
Weitere Kostenlose Bücher