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Die Sprache des Feuers - Roman

Die Sprache des Feuers - Roman

Titel: Die Sprache des Feuers - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suhrkamp-Verlag <Berlin>
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also auf die Knie, wühlt in der Asche an der Wand der Garderobe und findet sehr bald, was er gesucht hat: Ein schlankes V. Dass es schlank und nicht breit ist, hat etwas zu bedeuten. Ist das V breit, hat sich das Feuer normal ausgebreitet, ist es schmal, sieht die Sache anders aus.
    Dieses Feuer war sehr heiß. Und sehr schnell.
    Noch eine weitere Besonderheit hat das V . Die Wurzel bildet keinen Punkt, der Punkt fehlt einfach. Das V ist unten abgeschnitten und sieht aus wie ein Bottich.
    Für Jack eine klare Sache. Hey , sagt ihm das Feuer, da hat mir jemand auf die Sprünge geholfen .
    Wenn zum Beispiel Brandbeschleuniger auf dem Fußboden verschüttet wurde, wird die Wurzel des V so breit wie die Pfütze des Brandbeschleunigers. Dann hat man keinen punktförmigen Brandherd mehr, sondern einen pfützenförmigen Brandherd.
    Außerdem, denkt Jack, haben wir jetzt zwei Brandherde.
    Und das ist einer zu viel.
    Wenn Jack überhaupt etwas über Brandunfälle weiß, dann das eine, dass sie immer nur einen Brandherd haben.
    Dass ein Feuer an zwei verschiedenen Punkten von selbst ausbricht, das gibt es nicht.
    Ist einfach nicht möglich.
    Unter dem des abgeschnittenen V schiebt Jack die verkohlten Reste, möglicherweise Reste von Mänteln, beiseite. Er könnte schwören, dass er das Feuer lachen hört.
    Denn dort ist ein Brandloch in den Dielen. So breit wie das abgeschnittene V .
    Und das Loch macht Jack nachdenklich.
    Vielleicht hat Letty recht, denkt er.
    Vielleicht wurde Pam ermordet.

43
    Letty del Rio steht in einer illegalen Werkstatt, inmitten von ausgeschlachteten Autos. Fünf Vietnamesen in Handfesseln hat sie an der Wand aufgereiht, doch keiner von ihnen beantwortet ihre Frage.
    Die Frage, was Tranh und Do vorhatten, als sie verschwanden.
    Und wegen der Autos will sie die Jungs eher nicht einkassieren, weil das einen Riesenärger macht und wenig bringt, aber sie muss es trotzdem tun, wenn die Kerle nicht bald ein bisschen mehr Entgegenkommen zeigen.
    Letty wendet sich an den Dolmetscher: »Sagen Sie ihnen, sie kriegen fünf bis acht Jahre wegen der Autos.«
    Während der Dolmetscher übersetzt, wickelt sie ein Fruchtbonbon aus und schiebt es in den Mund.
    »Sie sagen, sie kriegen Bewährung.«
    »Nein«, sagt sie. »Ich werde den Richter so scharfmachen, dass ihnen Hören und Sehen vergeht. Sagen Sie das.«
    Der Dolmetscher übersetzt es.
    Und liefert die Antwort: »Sie sagen, Ihre Sexualpraktiken gehen sie nichts an.«
    »Sehr witzig, die Jungs. Sagen Sie ihnen, ich sorge dafür, dass sie ins Bootcamp kommen, wo sie Liegestützen machen, bis sie Knochen kotzen. Nein, lassen Sie’s. Die verstehen schon. Die können ganz gut Englisch.«
    Mist!, denkt Letty. Diese kleinen Ganoven sind hier in Little Saigon geboren, was technisch gesehen in Kalifornien liegt, aber immer noch irgendwie zur Republik Vietnam gehört. Sie sprechen alle Englisch, bis sie geschnappt werden. Dann stellen sie sich dumm und verlangen einen Dolmetscher, um die Sache komplizierter zu machen.
    Letty wird langsam sauer.
    »Du kannst doch Englisch«, sagt sie zu dem, der am ältesten aussieht und den anderen die Klappe-halten-Blicke zuwirft. Sieht sich seinen Führerschein an. Der Kerl heißt Tony Ky. »Ich suche Tranh und Do, und ich weiß, dass sie in eure kleinen Ersatzteilschiebereien verwickelt sind. Ich hetze euch so lange die Polizei auf den Hals, bis ihr kooperiert. Nein, lasst den Dolmetscher in Ruhe. Ich brauche eure Sprüche nicht. Denkt lieber nach über das, was ich sage.«
    Nützen tut es eh nichts, denkt sie sich.
    Little Saigon ist eine Welt für sich, sie kommt da nicht rein. Sie ist sauer auf diese Kids, aber noch mehr auf ihren Chef, der sie als Latina auf diese asiatische Männerwelt loslässt.
    Als würden die auch nur ein Wort mit mir reden.
    Sauer ist sie auch deshalb, weil sie nun mit Onkel Nguyen reden muss. Onkel Nguyen ist der Einzige, der die Typen zumReden bringen könnte, doch Onkel Nguyen geht ihr mächtig auf die Nerven. Er war früher mal Cop in Big Saigon, im richtigen Saigon also, und er nervt sie mit seinen plumpen Ich-war-auch-mal-Cop-Vertraulichkeiten, ohne ihr am Ende auch nur eine einzige Tür zu öffnen.
    Ganz blöd wird es, wenn Tranh und Do umgelegt wurden, denn so was geht nur mit dem Okay von Onkel Nguyen. Sollte das der Fall sein, beißt sie bei ihm auf Granit. Trotzdem muss sie da jetzt durch. Schon, um ihren Chef glücklich zu machen.
    Aber es kotzt mich an, denkt sie.
    Sie lässt die fünf

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