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Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
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entscheidet. War unser Motto damals.»
    «Dein Wille hat entschieden?»
    «Na ja, nicht ganz. Eigentlich haben sie mich gezogen. Damals, nach dem Abi beziehungsweise der Gärtnerlehre, die ich nach dem Abi gemacht habe. Und weil es mehr Kohle gab, habe ich mich erst für zwei und später für zehn Jahre verpflichtet.»
    «Für ein Spezialkommando?»
    «Na ja, das war später. Viel später, streng genommen.»
    «Wie lange warst du denn bei dem Laden?»
    «Mmh, lass mal nachdenken – so um die fünfundzwanzig Jahre.»
    « Fünfundzwanzig Jahre? Bei der Bundeswehr ?»
    «Wieso? Das war gar nicht so schlecht. Jedenfalls am Anfang nicht. Aber dann ging es los mit den Auslandseinsätzen. Offiziell und inoffiziell. Da wurde es deutlich ruppiger.»
    «Und dann bist du ausgestiegen?»
    «Äh, nein. Ich bin aufgestiegen.»
    «Was heißt denn das schon wieder?»
    «Na ja, damals, also sechsundneunzig, war einiges los. Die Grünen wurden aufmüpfig, haben alle möglichen Anfragen losgelassen. Und da haben unsere Leute beschlossen, was dagegen zu tun, den Deckel draufzuhalten und so. So kam es zur Gründung des KSK im gleichen Jahr. Dafür wurde intern ordentlich die Werbetrommel gerührt. Ich war damals gerade am Ende meiner Dienstzeit und wollte studieren, aber das Angebot war zu verlockend, und so bin ich nicht aus-, sondern eingestiegen. Neunzehnhundertachtundneunzig wurde die Anzahl der Einsatzkräfte verdoppelt und wir begannen mit der weltweiten Akquirierung und Durchführung von Jobs, alles geheim, versteht sich.»
    «Und was waren das für Jobs ?»
    «Geheim. Hab ich doch schon gesagt.»
    «Geheim? Das ist vierzig Jahre her.»
    «Ist aber immer noch geheim. Einmal geheim, immer geheim.»
    «Ich sags auch nicht weiter. Versprochen.»
    Mandy hat nach hinten gepackt und den erreichbaren Teil von Carstens Fortpflanzungsgruppe in die Hand genommen. Langsam erhöht sie den Druck ihrer Finger. Carsten hat verstanden und beeilt sich, die Geschichte voranzubringen.
    «O.K., O.K., Mitte neunzehnachtundneunzig hatten wir unseren ersten Einsatz. Es ging darum, gemeinsam mit den französischen SFOR-Einheiten – also SFOR, Stabilisation Force, Stabilisierungsstreitkräfte, das war die NATO-Schutztruppe für Bosnien und Herzegowina – den bosnischen Kriegsverbrecher Milorad Krnojelac festzunehmen und an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag zu überstellen.»
    «Ja und? Hats geklappt?»
    «Hat geklappt.»
    «Und dann?»
    «Wie und dann?»
    «Woher sind diese Narben?»
    «Ach so, die. – Also, das ging noch ein bisschen so weiter. Radomir Kovac – auch so ein serbischer Pseudo-Hitler – haben wir in der Nacht vom 1. auf den 2. August neunundneunzig einkassiert, später des Monats noch drei als Kriegsverbrecher eingestufte serbische Cowboys und so weiter …»
    «Die Narben, Carsten.»
    «Ja, schon gut. Also, Oktober zweitausend waren wir wieder in Foca. Diesmal sollten wir uns einen Typen namens Janko Janjic schnappen und an das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag verfrachten. Bei der Operation, die – das werde ich nie vergessen – auf den beknackten Namen Kilo zwei hörte, kam es zu einem unschönen Zwischenfall.»
    «Unschöner Zwischenfall? Das heißt, ihr habt ihn nicht gekriegt, oder was?»
    «Ja und nein. Weißt du, Janjic war nicht gerade das, was man einen angenehmen Zeitgenossen nennt. Der war schon ziemlich paranoid. Auf seine Stirn hatte er sich den sinnigen Spruch ‹Ich war tot, eh ich geboren wurde› tätowieren lassen, Totenköpfe auf den Augenlidern und andere liebenswerte Äußerungen auf dem restlichen Körper. Der hat den halben Ort plattgemacht, also wenigstens den moslemischen Teil, hat Massenvergewaltigungen angezettelt und die Leute rudelweise exekutiert. Die Überlebenden hat er – wenn sie nicht schon vorher abgehauen waren – vertrieben. Dafür hat man ihn den Kriegsheld von Foca genannt. – Du kannst dir vorstellen, dass wir mächtig sauer auf den waren. Egal. Als wir ihn endlich hoppnehmen wollten, hatte er schon einen Tipp bekommen und sich mit einem Kumpel in seinem Haus verschanzt. Als wir die Bude stürmen wollten, hat er sich mit einer Handgranate selbst püriert. Immerhin blieb so viel von ihm übrig, dass man ihn identifizieren konnte. Offiziell wurden vier deutsche SFOR-Soldaten und ein Bosnier verletzt, tatsächlich hat es mindestens zehn Verletzte und acht Tote gegeben. Einer der Verletzten war ich.»
    «Also daher die Löcher im Pelz. – Armes Klunckerchen.»
    Carsten

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