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Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
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hier los ist?»
    Heike Willmann lässt das Qi fließen und verzieht keine Miene.
    «Ist mir egal, mit Verlaub gesagt. Ich habe noch einen Überhang vom letzten Jahr, und wenn ich den jetzt nicht nehme, ist er weg. Er oder ich.»
    Ederim stützt seine Ellenbogen auf die Schreibtischplatte und legt seinen Kopf in die Hände. Arbeitsbelastungstechnisch ist er in einem schlechten Zustand – körperlich wie mental.
    «O.K., ab wann?»
    «Eigentlich ab vorgestern, aber ich will mal nicht so sein.»
    «Das heißt?»
    «Ab jetzt.»
    «Sehr großzügig. – Vertretung?» Es schwingt keine echte Hoffnung in Erkans Stimme.
    «Vertretung?» Heike Willmann lässt ein gepflegtes Gurren vom Stapel. «Wo leben Sie denn?»
    «Sonst irgendwelche Neuigkeiten? Vielleicht sogar gute Neuigkeiten?» Erkan schließt die Augen. Ein Bild des Jammers und der Selbstaufgabe. «Irgendetwas, das uns weiter bringt?»
    «Liegt alles auf Ihrem Schreibtisch.» Dann nach einer kurzen Pause: «Äh, frohe Weihnachten und einen … guten Rutsch.»
    Nur ein leiser Windhauch verrät, dass Heike Willmann, die Stütze seines Alltags, Retterin der Polizeiwitwen und -waisen, die unermüdliche Kämpferin gegen den bürokratischen Dauernotstand den Raum verlassen hat.

xvii Dienstleistungsfalle
    Helmut steht vor der Eingangstür und produziert quengelige Maunzgeräusche. Carsten hat die Hände über die Ohren gelegt und schüttelt fassungslos den Kopf.
    «Woher nimmt das Vieh nur diese gottverdammte Beharrlichkeit.»
    «Hör auf zu nörgeln. Der Kater macht nur seinen Job.» Horst Gerlach schaufelt seelenruhig eine weitere gehäufte Gabel Zucchinisalat mit Sylter Soße in den Mund und beginnt langsam und konzentriert zu kauen. Die Falten in seinem Gesicht bilden dabei erstaunliche Muster.
    «Der Kater arbeitet? Das ist doch wohl nicht dein Ernst! Der weiß gar nicht, was Arbeit ist!»
    Horst schluckt geräuschvoll, ehe er antwortet.
    «Carsten, mein lieber Freund, das zeigt wieder einmal aufs Erschreckendste, wie wenig du von Katzen verstehst.»
    «Dann klär mich auf, Schlaumeier.»
    «Helmut muss die nächste Revierkontrolle absolvieren. Macht er es nicht, darf er nicht schlafen. Die Tür hindert ihn jedoch daran, also maunzt er.»
    «Ist das mein Problem?»
    «Sei nicht so grob. Türen waren im evolutionären Skript von Katzen nicht vorgesehen, das treibt sie nachgerade zur Verzweiflung. Mach Helmut nicht für etwas verantwortlich, was seine Schöpfer verbockt haben. Lass ihn raus.»
    «Und wenn ich es nicht tue?»
    «Wird etwas Schreckliches geschehen.»
    Carsten knabbert einige Zeit am schwarzen Rand seines rechten Daumennagels herum.
    «Du meinst …?»
    «Mindestens. Wenn nicht schlimmer.»
    Carsten erhebt sich ächzend, geht zur Tür und öffnet sie. Der Kater zischt mit hochgereckter Lunte durch den Spalt, kaum dass er breit genug ist, und verschwindet in der milchigen Dämmerung.
    «So flott habe ich ihn selten erlebt», sagt Carsten.
    «Was Wunder», kommt es von Horst zurück. «Er ist spät dran.»

xviii Beruflicher Werdegang
    Türilü, die Vöglein zwitschern, der Himmel hängt voller Geigen. Vorsichtig hangelt Carsten nach seinem Lieblingskrügelchen, zieht es vorsichtig an seinem in die Hüfte gestemmten Porzellanärmchen zu sich heran und befreit es von seinem Inhalt. Das behutsame Vorgehen ist begründet, denn quer über seinem nackten Bauch liegt Mandy und gibt leise Schnarch- und Quietschlaute von sich. Der augenscheinliche Zustand völliger Erschöpfung kommt nicht von ungefähr, denn das, was Carsten und Mandy gerade in sexueller Hinsicht geleistet haben, ist im Hinblick auf Alter und Trainingsstand beachtlich. Vorsichtig, um seine neue Flamme nicht zu wecken, streicht er Mandy eine graublonde Locke aus dem Gesicht. Zunächst erfolglos, denn sie fällt immer wieder zurück. Schließlich nimmt Carsten sie zwischen Daumen und Zeigefinger und legt sie zu den unzähligen anderen, die auf Mandys hübschem Kopf wachsen. Obwohl Mandy die Bewegung nicht gespürt haben kann, verstummen alle schlafbedingten Geräusche. Kurz darauf öffnet sie die Augen, wirft einen Blick hinüber zu Helmut, der ebenfalls lang gestreckt auf dem Boden liegt und asthmatische Schnurrgeräusche produziert, und schließt sie wieder. Ihre Hand liegt jetzt in Schlüsselbeinhöhe auf Carstens Brust und zieht verspielt an ein paar verirrten Mitgliedern der Brustbehaarung.
    «Für dein Alter bis du ganz schön kräftig gebaut, Klunckerchen», sagt sie ohne den Kopf zu

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