Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition)

Titel: Die Sprengmeister und der unheilige Gral: Social Fiction (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heiner Wacker
Vom Netzwerk:
heben.
    «Was hat die Größe meiner Wunderkerze mit dem Alter zu tun?», entgegnet der gut gelaunt und bekommt dafür den erwarteten Klaps auf die Nase.
    «Ich meine doch nicht deinen Du-weißt-schon-wer, sondern das hier.»
    Sie knetet ein wenig an Carstens Trizeps herum.
    «Warum hast du so viele Muskeln, ich meine, jetzt noch?»
    «Damit ich dich besser packen kann, mein Kind», knurrt Carsten launig zurück. «Packen und dann …»
    «Na komm, jetzt bleib doch mal ernst.»
    «Hab ich dir doch schon gesagt: vom Umgang mit Hacke und Spaten. Ich bin der Vorsitzende der Grauen Maulwürfe, der Chefvertikutierer von der Hohen Ward, der schnacke Schneckenjäger …» Carsten kneift Mandy vorsichtig in eines ihrer wenigen, aber höchst Sinn anregenden Speckreservoirs und wird mit einem Quietschen belohnt.
    «Und was ist das hier?» Mandys Mittelfinger gleitet sanft über eine von mehreren länglichen Narben, die im Bereich von Carsten Brustwarzen den Oberkörper queren. Überhaupt ist bei näherem Hinsehen noch die eine oder andere weitere Hautverwerfung zwischen den altersbedingten Folgen der Erosion von Carstens Körperoberfläche auszumachen, ein zartes Relief von Narben und Knubbeln wie bei einem in die Jahre gekommenen Grauwal.
    «Alte Berufsverletzungen», murmelt er. «Nicht der Rede wert.»
    «Berufsverletzungen? So was? Als Gärtner? – Also, wenn Helmut zwei Meter groß wäre, dann … sag, hattest du zwischenzeitlich mal einen Job als Großwildjäger?»
    Carsten hat seine Stirn in ein paar zusätzliche Falten gelegt, die Zungenspitze unter die Oberlippe geschoben fahndet er nach den Überlebenden des morgendlichen Getreideflockenfrühstücks. Es ist ihm überdeutlich anzumerken, dass das Thema nicht nach seinem Geschmack ist. Nützen tut ihm das allerdings nichts.
    «Nun komm schon, Carstileinchen. Sag Mami, was du gemacht hast. Warst du ein böser Junge? Hast du Mandy-Mami Kummer gemacht?»
    Mandy wippt ein wenig auf Carstens Oberbauch herum, was diesem mehrere unfreiwillige Schnauflaute entlockt. Obwohl er Mandy noch nicht allzu lange kennt, weiß er, dass Widerstand gern gesehen wird, letztendlich aber zwecklos ist.
    «Großwildjäger? Die Richtung ist gar nicht so verkehrt. Nur dass sie mich gejagt haben. Und gekriegt. Das, was du da siehst, ist sozusagen ein bleibendes Andenken daran.»
    Es ist eingetreten, was Carsten insgeheim befürchtet hat: Mandy ist neugierig geworden. Sie hat sich aufgerichtet und durchwühlt Carstens grau-weiß melierten Brustpelz auf der Suche nach weiteren Spuren alter Unfreundlichkeiten. Schließlich wälzt sie Carsten auf den Bauch und nimmt sich seinen Rücken vor. Auch hier gibt es schwache, aber zahlreiche Spuren lange zurückliegender invasiver Maßnahmen.
    «Komm schon, Carsten. Ich will Antworten. Oder muss ich dich erst foltern?» Sie bohrt mit ihren spitzen Fingernägeln ein wenig unter Carstens Schulterblättern herum. Carsten hat die verschränkten Arme unter seinen Kopf gelegt und knurrt leise vor sich hin, scheint die Arbeit von Mandys Fingern aber ansprechend zu finden.
    «Foltern? Oh ja, bitte!», nuschelt er. «Da wärest du allerdings nicht die Erste, die das versucht hat.»
    «Aber die Erste, der du alles erzählen wirst. – Alles!»
    «Ist schon lange her. Ich kann mich nicht mehr erinnern.»
    Mandy bohrt tiefer.
    «Doch du wirst. Ich garantiere es. Sprich, bevor es zu spät ist.»
    «Ich darf nicht. Ist geheim.»
    «Geheim? Geheime Gartenbauoffensive gegen die Al-Queckaida, grüne Unkrautterroristen, die die Beete übernehmen wollten, einen heiligen Unkrautstaat errichten, alle ungläubigen Zier- und Zuchtpflanzen aus dem Boden sprengen? So was in der Art?»
    «Nein.»
    «Ja, was denn dann?»
    «KSK.»
    «Künstlersozialkasse? Sind Gärtner denn Künstler?»
    «In gewisser Weise schon.» Carsten muss kichern. «Mach weiter. Das ist toll.»
    «Nur wenn du endlich auspackst. – Was ist KSK?»
    «Kommando Spezialkräfte.»
    «Spezialkräfte? Von wem? – Komm schon, Carsten. Lass dir nicht alles bröckchenweise aus der Nase ziehen.»
    «KSK, Kommando Spezialkräfte, Bundeswehr. War ich früher mal.»
    Mandy hat ihre wohlgefälligen Quälereien eingestellt und sich mit beiden Händen auf Carstens Rücken abgestützt. Die Brustwarzen ihres wohldimensionierten, noch immer festen Vorbaus sind hart geworden, was Carsten Gott sei Dank nicht sehen kann.
    «Bundeswehr? Du? Freiwillig? So siehst du mir aber nicht aus.»
    « Facit Omnia Voluntas – Der Wille

Weitere Kostenlose Bücher