Die Springflut: Roman (German Edition)
Polizeiinspektor Janne Klinga hatte mit einiger Mühe herausgefunden, wo er Stilton finden konnte. In einem Wohnwagen im Wald Ingenting. Allerdings wusste er nicht genau wo, so dass er eine Weile zwischen Hundebesitzern und frühen Sonnenanbetern umherging, bis er ihn sah. Nun klopfte er an die Tür. Stilton schaute aus dem Fenster und öffnete. Klinga nickte ihm zu.
»Störe ich?«
»Was wollen Sie?«
»Ich glaube, dass an dem, was Sie uns gestern über Kid Fighters erzählt haben, etwas dran sein könnte.«
»Glaubt Rune Forss das auch?«
»Nein.«
»Kommen Sie rein.«
Klinga trat ein und schaute sich um.
»Haben Sie hier früher schon gewohnt?«, sagte er.
»Wann?«
»Als Vera Larsson hier noch wohnte?«
»Nein.«
Stilton hatte keine Lust, Privates preiszugeben. Er war auf der Hut. Vielleicht wollte Forss ihm mit diesem Besuch nur eins auswischen, die Möglichkeit bestand durchaus. Er kannte Janne Klinga nicht.
»Weiß Forss, dass Sie hier sind?«
»Nein … könnte das vielleicht unter uns bleiben?«
Stilton betrachtete den jungen Polizisten. War er einer von den Guten und nur durch Zufall an einen schlechten geraten? Er deutete auf eine der Pritschen. Klinga setzte sich.
»Warum sind Sie gekommen?«
»Weil ich glaube, dass Sie auf der richtigen Spur sind. Wir haben uns diese Trashkickfilme heruntergeladen, und ich habe sie mir diese Nacht noch einmal angesehen und dabei das Tattoo bei einem der Täter entdeckt. KF in einem Kreis. Wie Sie gesagt haben.«
Stilton schwieg.
»Danach habe ich mich über Cagefighting informiert und einiges gefunden, vor allem in England, Jungen, die sich in Käfigen prügeln, obwohl in den meisten Fällen die Eltern dabei zu sein scheinen.«
»Als ich die Kämpfe gesehen habe, waren mit Sicherheit keine Eltern dabei.«
»Sie meinen, da draußen in Årsta?«
»Ja.«
»Ich bin gestern dort gewesen, der Raum war vollkommen leer.«
»Als ich aufgetaucht bin, haben diese Typen bestimmt Schiss bekommen und sind mit Sack und Pack weitergezogen.«
»Wahrscheinlich. Es gab in der Tat eine Menge Spuren von Aktivitäten in dem Raum, Fetzen von Klebeband, Schrauben, eine zerbrochene rote Glühbirne und eine Menge Schnüfflerzeug. Obwohl das ja eigentlich nichts mit den Kämpfen zu tun hat.«
»Nein.«
»Jedenfalls lasse ich das Gelände überwachen.«
»Hinter Forss’ Rücken?«
»Ich habe ihm gesagt, dass Sie da draußen misshandelt worden sind und es vielleicht die Mühe wert sein könnte, die Gegend im Auge zu behalten.«
»Und das hat er Ihnen abgekauft?«
»Ja. Ich glaube, er hat mit jemandem von der Landeskripo gesprochen und will zeigen, dass er nicht untätig herumsitzt.«
Stilton war sofort klar, wer mit Forss gesprochen hatte. Sie kann es nicht lassen, dachte er.
»Außerdem habe ich mit dem Jugenddezernat gesprochen. Die Kollegen wussten nichts von diesen Kämpfen, wollen sich aber umhören.«
»Gut.«
Inzwischen hatte Stilton seine Zurückhaltung aufgegeben. Er hatte das Gefühl, sich auf Janne Klinga verlassen zu können, so dass er einen Stadtplan von Stockholm herausholte und zwischen ihnen ausbreitete.
»Sehen Sie die Kreuze?«, sagte er.
»Ja.«
»Das sind die Tatorte der Überfälle. Ich wollte herausfinden, ob es einen geographischen Zusammenhang gibt.«
»Und, gibt es ihn?«
»Nicht für die Überfälle, aber drei der misshandelten Personen, unter anderem Vera Larsson, sind vor der Markthalle Södermalm gewesen und haben dort Obdachlosenzeitungen verkauft, bevor sie überfallen wurden. Das ist das Kreuzchen hier.«
Er verschwieg Klinga, dass Vera an dem Abend dort eigentlich keine Zeitungen verkauft hatte, das hatte nämlich er getan, aber sie war dorthin gekommen, und sie waren gemeinsam von dort weggegangen.
»Also, wie lautet Ihre Theorie?«, fragte Klinga.
»Es ist keine Theorie, es ist nur eine Hypothese. Diese Typen gucken sich ihre Opfer möglicherweise an der Markthalle aus und folgen ihnen dann.«
»Was ist mit den beiden anderen Opfern, insgesamt waren es doch fünf, haben die nicht da gestanden?«
»Einen habe ich bisher nicht gefunden, der andere hat nicht dort gestanden, sondern an der Ecke Götgatan und Ringvägen.«
»Das ist aber auch nicht weit von der Markthalle entfernt.«
»Richtig. Außerdem ist er auf dem Weg zum Ringvägen an der Markthalle vorbeigekommen.«
»Das heißt, wir sollten die Markthalle besonders im Auge behalten?«
»Vielleicht, das ist nicht meine Entscheidung.«
Nein, dachte Klinga, eher
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