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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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der Hand im Haus. Die würde er nicht mehr aus den Augen lassen. Bosques blieb auf seinem Stuhl sitzen. Die Welt ist seltsam, dachte er. Und der große Schwede ist tot.
    Er zog ein kleines Fläschchen aus der Hosentasche und begann in der Dunkelheit, seine Nägel zu lackieren.
    Abbas kam wieder heraus und verabschiedete sich von Bosques, der ihm viel Glück wünschte. Ein bisschen widerwillig musste Abbas es sich gefallen lassen, dass Bosques ihn überraschend umarmte. Dann ging der alte Mann ins Haus.
    Abbas ging zur Straße hinunter und machte sich auf den Weg. Er war in Gedanken. Er hatte den Namen der Frau erfahren, nach der Tom über zwanzig Jahre lang gesucht hatte. Adelita Rivera, eine Mexikanerin, die ein Kind von dem ermordeten Nils Wendt erwartete.
    Eigenartig.
    Etwa hundert Meter von Bosques’ Haus entfernt, wo die Straße am schmalsten und das Mondlicht am dünnsten war, spürte er plötzlich eine Pistole in seinem Nacken, die so nahe war, dass seine Messer ihm nichts nutzten. Der dritte Mann, dachte er. Im selben Moment wurde ihm die Tasche aus der Hand gerissen, und als er sich umdrehen wollte, traf ihn ein kräftiger Schlag auf den Hinterkopf. Er strauchelte, fiel neben der Straße ins Gras, blieb liegen und sah noch, wie ein großer Transporter aus dem Wald schoss und davonfuhr, bevor er bewusstlos wurde.
    Das Auto fuhr von Cabuya aus quer über die halbe Nicoya-Halbinsel. In der Nähe des Flughafens von Tambor hielt es am Straßenrand. Der dritte Mann schaltete das Licht im Auto an und öffnete die Ledertasche.
    Sie war voller Toilettenpapier.
    Abbas erwachte neben der Straße. Er tastete seinen Hinterkopf ab und stellte fest, dass er sich eine dicke Beule eingehandelt hatte, die heftig schmerzte. Doch das war die Sache wert gewesen. Er hatte dem Mann gegeben, was er haben wollte. Die Ledertasche.
    Ihr Inhalt dagegen steckte unter Abbas’ Hemd.
    Dort würde er ihn aufbewahren, bis er Schweden erreicht hatte.
    Der dritte Mann blieb im Auto sitzen. Er hatte eine ganze Weile mit sich und seinem blockierten Kopf gekämpft. Dann war ihm langsam, aber sicher klar geworden, dass er nicht viel tun konnte. Dieser Messerwerfer hatte ihn übertölpelt und war mittlerweile sicher längst zu den Polizisten in Mal Pais zurückgekehrt. Er zog sein Handy heraus, rief das Bild des Messerwerfers auf, das er durch das Fenster von Wendts Haus geknipst hatte, versah es mit einer kurzen Bildunterschrift und verschickte es.
    Es erreichte K. Sedovic in Schweden, der die Nachricht unverzüglich an einen Mann weiterleitete, der auf einer großzügigen Veranda in der Nähe der Stocksund-Brücke saß, während seine Frau unter der Dusche stand. Er las den kurzen Text, der den Inhalt der Tasche beschrieb, die später mit Toilettenpapier gefüllt worden war: ein kleiner Umschlag, eine Plastikmappe und eine Musikkassette. Die Originalkassette, dachte er. Mit der Aufnahme eines Gesprächs, das für Bertil Magnuson von alles entscheidender Bedeutung war.
    Dann betrachtete er das Bild des Messerwerfers Abbas el Fassi.
    Der Croupier?! Aus dem Casino Cosmopol ?! Was machte der in Costa Rica?
    Und was zum Teufel hatte er mit der Kassette vor?

O livia hatte schlecht geschlafen.
    Sie war über das Mittsommerwochenende mit ihrer Mutter und zwei ihrer Bekannten auf Tynningö gewesen. Eigentlich hätte sie auch mit Lenni und einer ganzen Clique von Freunden draußen auf der Insel Möja feiern können, aber sie hatte sich für Tynningö entschieden. Die Trauer um Elvis übermannte sie immer wieder, deshalb wollte sie alleine oder mit Menschen zusammen sein, die von ihr nicht verlangten, dass sie fröhlich war. Gestern waren ihre Mutter und sie alleine im Haus geblieben und hatten gemeinsam die halbe Fassade auf der Sonnenseite gestrichen. Damit Arne sich nicht schämen muss, wie Maria gesagt hatte. Danach hatten sie gemeinsam etwas zu viel Wein getrunken, was sich in der Nacht gerächt hatte. Gegen drei war sie aufgewacht und erst um sieben, eine halbe Stunde, bevor der Wecker klingelte, wieder eingeschlafen.
    Inzwischen hatte sie sich zwei Reiswaffeln einverleibt und war in ihrem Bademantel gerade auf dem Weg zur Dusche, als es an der Tür klingelte.
    Sie machte auf. Stilton stand in einem etwas zu kurzen, schwarzen Mantel davor.
    »Hallo«, sagte er.
    »Hallo! Sie haben sich die Haare schneiden lassen?«
    »Marianne hat sich gemeldet, es gab keine Übereinstimmung.«
    Olivia sah, wie sich ein Nachbar mit einem forschenden Blick auf den

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