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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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hatte, dessen Identität uns noch dazu unbekannt war.«
    »Vielleicht kann man Jackie Berglunds Anwesenheit am Ufer ja jetzt nachweisen?«
    »Mit Hilfe der Haarspange?«
    »Ja, warum nicht?«
    Stilton sah Olivia an. Sie gab nicht auf, ihre Beharrlichkeit und Hartnäckigkeit beeindruckten ihn, genau wie ihre Fähigkeit …
    »Der Ohrring.«
    Olivia unterbrach Stiltons Gedankengänge.
    »Sie haben gesagt, dass Sie in der Manteltasche des Opfers einen Ohrring gefunden haben, der wahrscheinlich nicht ihr gehört hat. Stimmt’s? Sie fanden das ein bisschen seltsam.«
    »Ja.«
    »Gab es Fingerabdrücke darauf?«
    »Nur die des Opfers. Möchten Sie ihn sehen?«
    »Sie haben ihn?«
    »Ja, im Wohnwagen.«
    Stilton zog seinen Umzugskarton unter einer der Pritschen hervor. Olivia saß auf der anderen. Er öffnete den Karton und hob eine Plastiktüte mit einem schönen, kleinen Silberohrring heraus.
    »So sieht er aus.«
    Stilton gab den Ohrring an Olivia weiter.
    »Warum haben Sie ihn hier?«, fragte sie.
    »Er ist versehentlich zwischen dem ganzen Zeug gelandet, das ich in meinem Büro zusammengerafft habe, als ich abgezogen wurde, er muss in einem Karton gelegen haben, den ich leergeräumt habe.«
    Olivia hielt den Ohrring in der Hand. Er hatte eine ziemlich ungewöhnliche Form, sah fast aus wie eine Schleife, die zu einem Herz wurde. Unten baumelte eine Perle, und in der Mitte befand sich ein blauer Stein. Es war ein sehr schönes Schmuckstück. Sie stutzte ein wenig. Hatte sie nicht erst neulich einen Ohrring gesehen, der genauso ausgesehen hatte?
    »Darf ich mir den bis morgen ausleihen?«
    »Warum?«
    »Weil … ich habe vor Kurzem einen ganz ähnlichen gesehen.«
    Vielleicht in einem Geschäft, überlegte sie.
    Einem Geschäft in der Sibyllegatan?
    *
    Mette Olsäter saß mit einem Teil ihrer Ermittlungsgruppe im Präsidium zusammen. Zwei Kollegen hatten sich über Mittsommer freigenommen, die beiden anderen weitergearbeitet. Gerade hatten sie sich zum dritten Mal Mettes Vernehmung von Bertil Magnuson angehört. Alle hatten das gleiche Gefühl: Was er über die Telefonate sagte, war gelogen. Im Grunde war es sogar mehr als nur ein Gefühl. Sie waren erfahrene Ermittler, die bei Vernehmungen jede Veränderung im Ton des Befragten einzuschätzen wussten. Und warum sollte Nils Wendt vier Mal Bertil Magnuson anrufen und jedes Mal stumm bleiben, wie Magnuson behauptet hatte. Wendt musste doch klar gewesen sein, dass Magnuson nicht im Traum auf die Idee kommen würde, dass es der seit siebenundzwanzig Jahren verschwundene Nils Wendt war, der am anderen Ende der Leitung keinen Mucks von sich gab. Aber welchen Sinn sollten die Gespräche dann für Wendt gehabt haben?
    »Er ist nicht stumm geblieben.«
    »Nein.«
    »Aber was hat er gesagt?«
    »Etwas, was Magnuson uns nicht verraten will.«
    »Und worum ging es dabei?«
    »Um die Vergangenheit.«
    Mit diesen Worten schaltete sich Mette in die Überlegungen ihrer Kollegen ein. Sie ging davon aus, dass Wendt tatsächlich siebenundzwanzig Jahre lang verschwunden und dann plötzlich in Stockholm aufgetaucht war und seinen früheren Kompagnon angerufen hatte. Und das Einzige, was die beiden Männer heute noch verband, war ihre gemeinsame Vergangenheit.
    »Wenn wir rein hypothetisch davon ausgehen, dass Magnuson hinter dem Mord an Wendt steckt, muss das Motiv in diesen vier Telefonaten zu finden sein«, meinte sie.
    »Erpressung?«
    »Vielleicht.«
    »Aber was hatte Wendt in der Hand, um Magnuson damit heute erpressen zu können?«, fragte Lisa Hedqvist.
    »Etwas, was damals passiert ist.«
    »Und wer außer Magnuson könnte etwas darüber wissen?«
    »Wendts Schwester in Genf?«
    »Das bezweifle ich.«
    »Seine Exfreundin?«, schlug Bosse vor.
    »Oder Erik Grandén«, warf Mette ein.
    »Der Politiker?«
    »Als Wendt verschwand, saß er im Vorstand von Magnuson Wendt Mining.«
    »Soll ich ihn anrufen?«, fragte Lisa.
    »Tu das.«
    *
    Olivia saß in der U-Bahn. Auf dem Rückweg vom Wohnwagen hatte sie über Stiltons Informationen nachgegrübelt. Sie war sich nicht ganz sicher, was genau er gemeint hatte. Abgesehen davon, dass es keine gute Idee war, Jackie Berglund auf die Pelle zu rücken. Als er selbst es getan hatte, war ihm der Fall abgenommen worden. Sie war allerdings keine Polizistin, jedenfalls noch nicht. Sie war an keiner offiziellen Ermittlung beteiligt. Niemand konnte ihr den Fall abnehmen. Sicher, man konnte ihr drohen und ihren Kater in einem Motorraum umbringen. Aber

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