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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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Notebook zu und legte es auf den Holzboden. Anschließend fischte er eine halbvolle Flasche Rum aus der Dunkelheit und füllte großzügig sein Glas.
    »Das ist Rum. Möchten Sie einen Schluck?«
    »Nein, danke«, antwortete Abbas.
    Bosques leerte sein Glas in einem Zug, ließ es auf den Schoß sinken und strich sich mit der anderen Hand über die Augen.
    »Er war ein Freund.«
    Abbas nickte kurz und machte eine mitfühlende Geste. Ermordete Freunde verdienten Respekt.
    »Wie lange haben Sie sich gekannt?«, erkundigte er sich.
    »Lange.«
    Eine ziemlich vage Zeitangabe. Abbas wollte eine etwas genauere hören, die er mit dem Bild der Frau auf dem Foto aus der Bar verknüpfen konnte.
    »Kann man die da vielleicht anmachen?«
    Abbas zeigte auf die nackte Glühbirne. Bosques drehte sich halb um und streckte sich nach einem alten, schwarzen Bakelitschalter an der Wand. Das Licht blendete Abbas für einige Sekunden, dann zog er das Bild heraus.
    »Ich habe mir in Santa Teresa ein Foto geliehen, auf dem Nilsson mit einer Frau zusammensteht.«
    Abbas gab Bosques die Aufnahme.
    »Wissen Sie, wer sie ist?«
    »Adelita.«
    Endlich ein Name!
    »Nur Adelita oder …?«
    »Adelita Rivera. Aus Mexiko.«
    Abbas dachte nach. Sollte er erzählen, dass auch Adelita Rivera ermordet worden war? Dass man sie in Schweden ertränkt hatte? War sie vielleicht auch eine Freundin von Bosques gewesen? Zwei ermordete Freunde, und die Rumflasche war schon fast leer.
    Er entschied sich dagegen.
    »Wie gut kannte Dan Nilsson diese Adelita Rivera?«
    »Sie erwartete ein Kind von ihm.«
    Abbas sah Bosques weiter in die Augen, denn für die Atmosphäre ihres Gesprächs war es wichtig, dass keiner von ihnen aus der Rolle fiel. Gleichzeitig begriff er natürlich, welche Bedeutung dies für Tom haben würde. Nils Wendt war der Vater des Kindes gewesen!!
    »Können Sie mir ein bisschen über Adelita erzählen?«
    »Sie war eine sehr schöne Frau.«
    Und dann erzählte Bosques ihm alles, was er über Adelita wusste, und Abbas versuchte, sich jedes Detail zu merken. Er wusste, wie wertvoll diese Informationen für Tom sein würden.
    »Und dann fuhr sie weg«, sagte Bosques.
    »Wann war das?«
    »Vor vielen Jahren. Wohin, weiß ich nicht, aber sie kehrte nie zurück. Der große Schwede wurde traurig. Er fuhr nach Mexiko, um nach ihr zu suchen, aber sie war verschwunden. Dann ist er nach Schweden gereist.«
    »Aber erst kürzlich?«
    »Ja. Ist er in Ihrem Heimatland ermordet worden?«
    »Ja, und wir wissen noch nicht, wer es getan hat oder warum. Ich bin hier, um nach etwas zu suchen, was uns helfen kann«, erklärte Abbas.
    »Den Mörder zu finden?«
    »Ja, und ein Motiv für den Mord.«
    »Als er abgereist ist, hat er mir eine Tasche hiergelassen.«
    »Aha?«
    Abbas war hellwach.
    »Was ist in der Tasche?«
    »Das weiß ich nicht. Er hat gesagt, wenn er vor dem ersten Juli nicht zurück sei, solle ich sie der Polizei übergeben.«
    »Ich bin Polizist.«
    »Sie können sich nicht ausweisen.«
    »Das ist nicht nötig.«
    Bevor Bosques mit seinen dünnen Lidern blinzeln konnte, traf ein langes, schwarzes Messer die Stromleitung an der Wand. Mit einem kurzen Zischen erlosch die Glühbirne an der Decke. Abbas sah Bosques in der Dunkelheit an.
    »Ich habe noch eins.«
    »Okay.«
    Bosques stand auf und ging wieder ins Haus. Schneller als beim letzten Mal kam er mit einer Ledertasche in der Hand heraus und überreichte sie Abbas.
    Der dritte Mann hatte seinen dunklen Transporter in gebührendem Abstand zu Bosques’ Haus abgestellt und sich so nahe herangeschlichen, wie er es nur wagte. Die Entfernung war zu groß, um mit bloßem Auge etwas zu sehen, aber mit Hilfe seines Nachsichtgeräts konnte er müheloslos erkennen, was Abbas aus der kleinen Tasche auf der Veranda hob.
    Einen kleinen Umschlag, eine Plastikmappe und eine Kassette.
    Abbas legte die Gegenstände zurück. Ihm war schlagartig klar geworden, dass die Gorillas in Wendts Haus es auf diese Tasche abgesehen hatten. Ihren Inhalt würde er sich vorerst nicht genauer ansehen. Außerdem hatte er ja selbst das einzige Licht gelöscht, das es auf der Veranda gab. Er hob die Tasche ein wenig an.
    »Die werde ich wohl mitnehmen müssen.«
    »Das ist mir klar.«
    Das schwarze Messer hatte Bosques’ Verständnis deutlich verbessert.
    »Dürfte ich mal Ihre Toilette benutzen?«
    Abbas stand auf, und Bosques zeigte auf eine Tür im zweiten Zimmer. Abbas zog sein Messer aus der Wand und verschwand mit der Tasche in

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