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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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reichte ihm das Kuvert, und Stilton musterte die Briefmarke.
    »Er ist erst fünf Tage nach dem Mord an Adelita abgestempelt worden.«
    »Also kann er wohl kaum von ihr selbst verfasst worden sein«, sagte Mette.
    »Richtig.«
    Mette öffnete die Plastikhülle und zog ein maschinengeschriebenes Blatt im DIN -A4-Format heraus.
    »Das hier scheint erst kürzlich geschrieben worden zu sein, es ist auf Schwedisch.«
    Mette las den Text vor.
    » An die schwedische Polizei!, das Schreiben ist auf den 8. Juni 2011 datiert, also vier Tage, bevor Wendt nach Nordkoster gekommen ist«, sagte sie und fuhr fort. »Heute Abend habe ich hier in Mal Pais Besuch von einem Schweden namens Ove Gardman bekommen, der mir von einem Mord auf der Insel Nordkoster in Schweden erzählt hat. Später konnte ich über Internet feststellen, dass das Mordopfer Adelita Rivera war, eine Mexikanerin, die ich liebte und die mein Kind erwartete. Auf Grund verschiedener Umstände, in erster Linie finanzieller, war sie nach Schweden und auf die Insel Nordkoster gereist, um dort Bargeld zu holen, das ich zum damaligen Zeitpunkt leider nicht selbst holen konnte. Sie kehrte niemals zurück. Jetzt begreife ich, warum, und bin mir ziemlich sicher zu wissen, wer für den Mord an ihr verantwortlich ist. Ich werde nun nach Schweden reisen, um nachzusehen, ob mein Geld noch auf der Insel ist.«
    »Der leere Koffer«, sagte Olivia.
    »Welcher Koffer?«, fragte Abbas.
    Olivia erzählte ihm kurz von Dan Nilssons leerem Trolley.
    »Er muss ihn dabeigehabt haben, um sein Geld darin verstauen zu können«, sagte sie.
    Mette las weiter.
    »Sollte das Geld nicht da sein, weiß ich, was passiert ist, und werde entsprechend handeln. Ich nehme eine Kopie der Kassette mit, die in dieser Tasche liegt. Die Stimmen auf dem Band sind meine eigene und Bertil Magnusons. Die Aufnahme spricht für sich. Unterzeichnet ist der Brief Dan Nilsson/Nils Wendt.«
    Mette ließ das Blatt sinken. Auf einen Schlag hatte sie ziemlich viel in den Händen, vor allem, was Nils Wendts kurze Anrufe bei Bertil Magnuson anging, in denen es um das verschwundene Geld gegangen sein musste.
    »Vielleicht solltest du das hier auch an dich nehmen.«
    Abbas öffnete seine Jacke und zog das Foto aus der Bar in Santa Teresa heraus. Das Bild von Nils Wendt und Adelita Rivera.
    »Darf ich mal sehen?!«
    Olivia streckte sich nach der Aufnahme. Stilton lehnte sich zu ihr vor. Beide betrachteten das Paar, das sich umarmte. Stilton stutzte kurz.
    »Sie sehen glücklich aus«, sagte Olivia.
    »Ja.«
    »Und jetzt sind sie beide tot. Traurig …«
    Olivia schüttelte den Kopf und reichte das Foto weiter. Mette nahm es an und stand auf. Da sie die Einzige war, die offiziell in einem Mordfall ermittelte, protestierte niemand, als sie die blaue Plastiktüte mit dem gesamten Beweismaterial an sich nahm. Auf dem Weg zur Tür fiel ihr ein kleines Katzenspielzeug auf der Fensterbank ins Auge. Es war das Einzige, das Olivia aufbewahrt hatte.
    »Du hast eine Katze?«, fragte sie.
    »Ich hatte, sie … ist verschwunden.«
    »Wie schade.«
    Mette Olsäter verließ die Küche.
    Sie trat mit der blauen Plastitktüte in der Hand aus dem Haus, ging zu ihrem schwarzen Volvo, stieg ein und fuhr los. Unmittelbar darauf setzte sich ein anderes Auto in Bewegung und folgte ihr.
    Bertil Magnuson stand am Fenster seines dunklen Büros. Er hielt laufend Kontakt zu K. Sedovic. In Gedanken ging er verschiedene Szenarien durch. Das erste und verzweifeltste lautete, Olsäters Wagen zu stoppen und die Plastiktüte mit Gewalt an sich zu bringen. Dies hieße, auf offener Straße einen Überfall auf eine hochrangige Polizistin zu wagen. Das zweite lautete abzuwarten, wohin sie unterwegs war. Fuhr sie vielleicht nach Hause? Dann würde man bei ihr einbrechen und sich die Tüte auf diesem Weg beschaffen können, was wesentlich weniger riskant wäre. Die dritte Möglichkeit lautete, dass sie auf direktem Weg ins Präsidium fuhr.
    Das wäre eine Katastrophe, war aber leider am wahrscheinlichsten.
    In Olivias Küche herrschte bedeutungsschwere Stille. Stilton war eine Weile alles Mögliche durch den Kopf geschossen. Nach all den Jahren waren wirklich verblüffende Informationen aufgetaucht. Schließlich sah Olivia Abbas an.
    »Dann war Nils Wendt also der Vater von Adelitas Kind?«
    »Ja.«
    »Haben Sie von diesem Bosques noch etwas mehr über sie erfahren?«
    »Ja.«
    Abbas hielt erneut seine Jacke auf und zog eine kleine Speisekarte aus dem Flugzeug

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