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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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gestand. Er war nicht nur in ihn verwickelt gewesen, er, Bertil Magnuson, hatte ihn sogar in Auftrag gegeben.
    Aber welche Wahl hatte er denn schon gehabt?
    Damals hatte immerhin die Existenz der ganzen Firma auf dem Spiel gestanden!
    Deshalb hatte er einen anderen Weg als den von Nils Wendt vorgeschlagenen eingeschlagen.
    Ein katastrophaler Fehler, wie sich heute zeigte.
    Als er die ungeöffnete Whiskyflasche aus der Bar holte, sah er jede denkbare Schlagzeile vor sich, hörte er jede einzelne, erregte Frage von Journalisten aus aller Welt und wusste, dass er sie nicht würde beantworten können.
    Keine einzige von ihnen.
    Er war in diesen Mord verwickelt gewesen.
    *
    Das gedämpfte Licht reichte kaum zu dem schmalen, weißen Arm herab, der ein wenig vom Bett herabhing. Die Buchstaben KF waren inzwischen fast völlig verblasst. Acke lag bewusstlos, betäubt, voller Schläuche im Bett. Ovette saß auf einem Stuhl an seinem Bett und beweinte still alles, was in ihrem Leben schiefgegangen war. Nicht einmal um ihr eigenes Kind konnte sie sich richtig kümmern. Der kleine Acke. Jetzt lag er dort, wand sich und hatte Schmerzen, und sie konnte nichts für ihn tun. Sie wusste nicht einmal, wie sie ihn trösten sollte. Sie wusste gar nichts. Warum war es so gekommen? Sie konnte Jackie nicht für alles die Schuld geben, denn sie war trotz allem ein freier, erwachsener Mensch gewesen und hatte ihre eigenen Entscheidungen getroffen. Aber wie frei war sie eigentlich gewesen? In der ersten Zeit nach ihrem Rauswurf aus Red Velvet hatte sie etwas Sozialhilfe bekommen. Einen Anspruch auf Arbeitslosengeld hatte sie allerdings nicht besessen, da sie all die Jahre schwarzgearbeitet hatte. Sie hatte außerhalb des Systems gestanden. Dann war sie für eine Weile Putzfrau geworden, hatte sich aber nicht wohl dabei gefühlt und ihre Arbeit auch nicht sonderlich gut gemacht. Nach ein paar Jahren war sie zu dem zurückgekehrt, was sie so gut beherrschte.
    Sex zu verkaufen.
    In der Zwischenzeit war sie jedoch älter geworden und selbst auf diesem Markt nicht mehr so begehrenswert wie früher. Außerdem hatte sie wegen Acke keine Kunden in ihre Wohnung mitnehmen wollen und war deshalb auf den Strich gegangen.
    Rückbänke, Hinterhöfe und Garagen.
    Sie war ganz unten gelandet.
    Sie betrachtete Acke in dem gedämpften Licht und hörte das leise Rauschen in den Schläuchen. Wenn du wenigstens einen Vater hättest, dachte sie. Einen richtigen Vater wie deine Freunde, der dir helfen könnte, aber das hast du nicht. Dein Vater weiß nichts von dir.
    Ovette schluckte einen dicken Kloß im Hals hinunter und hörte hinter sich die Tür quietschen. Sie drehte sich um und sah den Nerz, der mit einem Fußball in der Hand in der Tür stand. Ovette ging zu ihm.
    »Wir gehen raus«, flüsterte sie.
    Ovette zog ihn ein Stück den Krankenhausflur hinunter. Sie musste unbedingt eine Zigarette rauchen und hatte einen kleinen Balkon hinter einer Glastür gefunden. Dort zündete sie sich eine an und musterte den Ball.
    »Den hat Zlatan signiert«, sagte der Nerz und präsentierte einen Namenszug, den man mit einigem Wohlwollen als Zlatan Ibrahimovics deuten konnte. Ovette lächelte und tätschelte seine Hand.
    »Danke, dass du für uns da bist, außer dir sind das weiß Gott nicht viele, du weißt ja, wie es ist …«
    Das wusste der Nerz. So sahen die Bedingungen aus. Wenn man dort gelandet war, wo Ovette jetzt war, musste man gewisse Dinge verdrängen, um durchhalten zu können, und daraufhin gab es kaum noch Spielraum, um auch für andere da zu sein. Das galt für alle in ihrem Umfeld.
    »Ich mache Schluss«, sagte Ovette.
    »Womit?«
    »Ich gehe nicht mehr auf den Strich.«
    Der Nerz sah sie an und erkannte, dass sie es ernst meinte, zumindest an diesem Ort und in diesem Moment.
    Am anderen Ende des Flurs näherte sich eine Ärztin mit zwei Polizisten, Forss und Klinga. Die Spurensicherung hatte die beiden gerade informiert: In den Überresten des Wohnwagens waren keine Spuren eines menschlichen Körpers gefunden worden. Wenigstens ist Stilton am Leben, dachte Forss, der die Nachricht mit einer Erleichterung aufgenommen hatte, die ihn selbst überraschte. Jetzt wollte er mit Acke Andersson sprechen. Stilton hatte den Namen des Jungen im Zusammenhang mit den Käfigkämpfen und seiner eigenen Misshandlung genannt, und nun wollte er hören, ob ihnen der Junge etwas zu den Tätern sagen konnte. Vielleicht waren es dieselben Männer, die auch für den Mord an Vera

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