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Die Springflut: Roman (German Edition)

Die Springflut: Roman (German Edition)

Titel: Die Springflut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cilla Börjlind , Rolf Börjlind
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Seit Elvis gestorben war, hatte sie sich nicht mehr hineingesetzt. Sie hatte beide geliebt, und jetzt war alles anders. Sie hatten ihr nicht nur Elvis und den Mustang genommen, sondern auch ein Stück von ihrem Vater. Den Duft von Arne in dem Coupé. Diesen Duft würde sie nie mehr riechen. Aber jetzt ging es um Stilton, ihm war vielleicht etwas zugestoßen! Sie riss die Tür auf und setzte sich ans Steuer. Als sie den Zündschlüssel ins Schloss steckte und drehte, zitterte sie am ganzen Körper. Sie zwang sich, den Schalthebel auf Drive zu stellen und loszufahren.
    Es gab eine natürliche Erklärung dafür, dass Stilton sich nicht meldete. Sein Handy lag als kleiner geschmolzener Plastikklumpen in der Asche dessen, was einmal Vera Larssons Wohnwagen gewesen war. Mittlerweile hatte sich dieser in eine schwarze, rußende Ruine verwandelt, um die ein paar Löschfahrzeuge standen, die ihre Schläuche wieder einrollten. Sie hatten die letzten brennenden Überreste mit Wasser bespritzt, dafür gesorgt, dass das Feuer nicht auf den Wald übergriff, und den Ort abgesperrt, um die Schaulustigen auf Distanz zu halten, die sich zuflüsterten, jetzt sei dieser abstoßende Wohnwagen endlich fort.
    Olivia parkte den Mustang in etwa hundert Meter Entfernung, lief zu der kleinen Lichtung im Wald und musste sich zur Absperrung vorkämpfen. Dort wurde sie von Streifenpolizisten aufgehalten, hinter denen zwei Ermittler in Zivil standen: Rune Forss und Janne Klinga. Die beiden waren gerade erst eingetroffen und hatten festgestellt, dass der Tatort des Mordes an Vera Larsson ausgelöscht worden war.
    »Da haben sich wohl irgendwelche Kids einen Spaß erlaubt …«, meinte Forss und stellte Klinga damit vor eine schwierige Entscheidung. Wenn er seinem Kollegen erzählte, dass Stilton in den Wagen eingezogen war, musste er auch sagen, woher er das wusste. Dafür hatte er jedoch keine gute Erklärung zur Hand.
    Jedenfalls nicht für Forss.
    »Nach ihrem Tod könnte natürlich auch jemand anderes darin gewohnt haben«, bemerkte er deshalb nur.
    »Schon möglich, das muss die Spurensicherung klären. Wenn jemand in dem Wagen war, als er gebrannt hat, dürften wir jedenfalls niemanden mehr haben, den wir verhören können. Stimmt’s?«
    »Stimmt, aber wir sollten vielleicht trotzdem …«
    »Ist jemand in dem Wohnwagen gewesen?«
    Olivia hatte sich noch etwas näher geschoben. Forss sah sie an.
    »Soll denn jemand darin gewesen sein?«
    »Ja.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil ich den Mann kenne, der in ihm gewohnt hat.«
    »Und wer soll das sein?«
    »Er heißt Tom Stilton.«
    Klinga war erleichtert, Forss dagegen sprachlos. Stilton? Hatte er in dem Wagen gewohnt? War er etwa verbrannt? Forss betrachtete die rauchenden Ruinen.
    »Wissen Sie, ob er da war?!«
    Klinga sah Olivia an. Er erinnerte sich, dass sie sich zwei Tage zuvor in der Tür zum Wohnwagen begegnet waren, und begriff, dass sie Stilton kannte. Was sollte er sagen?
    »Das wissen wir noch nicht, unsere Kriminaltechniker müssen erst prüfen, ob …«
    Olivia drehte sich abrupt um und lief zu einem Baum, an dem sie sich vollkommen fertig zur Erde sinken ließ und hyperventilierte. Sie versuchte, sich einzureden, dass Stilton nicht in dem Wohnwagen gewesen war, jedenfalls nicht, als es gebrannt hatte.
    Verwirrt und schockiert kehrte sie zu ihrem Auto zurück. Hinter ihr fuhren Löschzüge durch den Wald, und die Schaulustigen zerstreuten sich plaudernd in alle Richtungen. Als wäre nichts passiert, dachte sie. Mit zitternden Händen zog sie ihr Handy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Mårten meldete sich. Mit stockender Stimme versuchte sie, ihm zu erzählen, was geschehen war.
    »Ist er verbrannt?!«
    »Ich weiß es nicht! Sie wissen es nicht! Ist Mette da?!«
    »Nein.«
    »Sie soll mich bitte anrufen!«
    »Olivia! Sie müssen …«
    Olivia beendete die Verbindung und wählte Abbas’ Nummer.
    Er meldete sich aus einem zivilen Wagen der Polizei auf dem Weg vom Flughafen in die Stadt. Im Moment stand das Auto allerdings. Einem Lastzug war das Kunststück gelungen, ins Schleudern zu geraten, die Absperrung zwischen den Fahrbahnen zu durchbrechen und die Gegenfahrbahn so zu blockieren, dass nur noch eine Fahrspur frei war und es entsprechend lange dauerte, an der Unfallstelle vorbeizukommen.
    Das galt auch für den Wagen, der dem ihren folgte und direkt hinter ihnen war.
    Abbas beendete die Verbindung. War Tom in dem Wohnwagen gewesen? Hatte er sich deshalb nicht gemeldet?

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